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Filmplakat von The Union

The Union

Action, Thriller
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Szene %1 aus %The Union

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Leider gibt es keine Kinos.

Filmkritik

„Where did Jersey go?“, fragt Mike (Mark Wahlberg) als er die übergroßen Vorhänge seines Luxus-Hotelzimmers aufzieht. Es ist die zweite Nacht in Folge, die er nicht im eigenen Bett aufwacht. Die gestrige Unterkunft, das Bett einer ehemaligen Highschool-Englischlehrerin, war zwar nicht das eigene, aber eben doch nicht fremd. Schließlich stand es dort, wo Mark zuhause ist: in New Jersey. Der Bauarbeiter hat seine Heimatstadt nie verlassen und wohnt noch im Haus seiner Eltern. Wenn er nicht auf dem Bau ist, springt er durch die Betten der Kleinstadt oder genießt die Abende mit den Kollegen in der Stammkneipe. Bis er auf Roxanne (Halle Berry) trifft. Sie war einst seine Highschool-Flamme, hat anders als er aber die Heimat hinter sich gelassen und eine recht außergewöhnliche Karriere angefangen. Roxanne ist Geheimagentin. Nicht für die CIA oder den MI6, sondern für „The Union“, einen Geheimdienst, dessen Mitglieder ausschließlich aus der arbeitenden Bevölkerung rekrutiert werden. Nach einer gescheiterten Aktion der Union ist gerade schnell Nachwuchs gefragt. So landet Roxanne in Jersey – und Mike kurz darauf in London.

Mike ist der neueste Rekrut der von Tom Brennan (J.K. Simmons) angeführten Arbeiter-Spione. Der Typ, der sein Leben lang bei Mama gewohnt hat, soll nun also die Welt retten, bzw. den MacGuffins nachjagen, die der Film an malerischen Tourismus-Traumplätzen in ganz Europa verteilt. Jersey ist also schnell vergessen. Eine Montage fasst das zweiwöchige Training des Naturtalents Mike zusammen. Für den ein oder anderen Gag darf er noch fehl am Platz wirken, und für die Hochzeit des besten Freundes muss er zeitig zurück in den USA sein, aber sein altes Leben ist ebenso Vergangenheit wie sein Arbeiterstatus.

„Blue Collar“-Identität ist hier nur ein Gimmick

„The Union“ geht leider viel zu schnell daran, sein proletarisches Alleinstellungsmerkmal so schnell wie möglich mit stereotyper Agenten-Komödien-Folie zu überdecken. Klar, der Mann vor dem Computer (Jackie Earle Haley) wird „Foreman“ („Vorarbeiter“) genannt, die Agenten, die im Hintergrund arbeiten, tragen Blaumann und Warnweste, und auf der Tonspur wird mit Bruce Springsteen und Tom Waits eine Dröhnung Arbeiter-Lyric und Americana nachgeschoben. Doch kein Arbeiteraufzug, keine abfällige Bemerkung über Feinkost und kein geteilter Pitcher Bier können dem Film auch nur den Hauch eines Arbeiterklasse-Anstrichs geben. „The Union“ ist so nah am Proletariat wie eine Vorstandssitzung. Blue Collar ist schlicht ein Gimmick für die neueste Version generischer Blockbuster-Action fürs Heimkino, wie sie Netflix mit viel Budget in erstaunlich billiger Optik in zunehmender Regelmäßigkeit produziert. „Ähnlich wie Vorgängerfilme à la „Bright“, „Red Notice“, „Atlas ist auch „The Union“ um die eigene Unverfänglichkeit herum gebaut. Nichts ist aufregend genug, um einen Eindruck zu hinterlassen, nichts wirkt greifbar genug, um eine Form von Lebendigkeit behaupten zu können.

Halle Berry und Mark Wahlberg können die Drehbuch-Lücken nicht füllen

Der Film rollt im antriebslosen Wechsel aus schlampig inszenierten Action-Sequenzen und noch ungelenker inszenierten Dialog-Szenen von einem MacGuffin zum nächsten. „The Union“ sabotiert weitgehend die Originalität, die im Arbeiter-Agentenaction-Konzept steckt. Gewissermaßen wirkt der Film, als hätte man eine Künstliche Intelligenz beauftragt, eine Agentenkomödie um Kerle wie die ikonischen Bauarbeiter zu basteln, die einst für das berühmte Werbefoto auf dem Stahlträger des noch nicht konstruierten Rockefeller Centers eine Mittagspause machten. Das fertige Produkt scheint so weit entfernt von seinen angeblich proletarischen Figuren wie die KI von der Idee des Menschen, der hinter der Berufsbezeichnung „Bauarbeiter“ steckt.

Halle Berry und Mark Wahlberg sind ihrerseits kaum das Star-Duo, das die Lücken füllen könnte, die das Drehbuch hinterlässt. Der Film untersagt dem Pärchen, sich nah genug zu kommen, um sich tatsächlich berühren zu können. Jegliche Annäherung bleibt ein ungelenk inszeniertes Zusammenrücken, das nie auch nur die Hoffnung aufkommen lässt, es könnte einen Kuss oder gar Intimität geben. Wahlberg und Berry rattern ihre Parts konsequent auf getrennten Gleisen hinunter. Die Post-Credit-Szene behauptet noch einmal das Gegenteil, kramt dafür Fotos aus der gemeinsamen Highschool-Zeit von Berry und Wahlberg hervor. Aber auch auf dem Fundament einer gemeinsamen Jugendzeit seiner Stars baut „The Union“ absolut nichts. 

Erschienen auf filmdienst.deThe UnionVon: Karsten Munt (5.9.2024)
Vorsicht Spoiler-Alarm!Diese Filmkritik könnte Hinweise auf wichtige Handlungselemente enthalten.
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