Cast
Vorstellungen
Leider gibt es keine Kinos.
Filmkritik
Privat- und Superheldenleben sind schwer miteinander vereinbar. Nicht, dass der blaue Igel Sonic ein Superheld wäre oder ein wirkliches Privatleben hätte; doch schon der erste Versuch, den Spagat zwischen täglichem Familienleben und nächtlicher Heldenmission hinzukriegen, endet im Chaos.
Natürlich haben die Stiefeltern Tom (James Marsden) und Maddie (Tika Sumpter) ihrem außerirdischen Adoptivkind verboten, auf eigene Faust Verbrechen zu bekämpfen. Der Moment sei, wie Tom es gemäß der alten „Familienweisheit“ erklärt, noch nicht gekommen. Doch Sonic braucht eine Bestimmung abseits des beschaulichen Familienlebens. Also schleicht er sich nachts aus dem Haus, um Jagd auf flüchtende Bankräuber zu machen. Doch nachdem er sie mit Leichtigkeit eingeholt hat, fällt ihm ein, dass er sich weder mit ihrer Fracht aus Rohrbomben noch dem Fluchtfahrzeug auskennt. In letzter Not wird der Lieferwagen bis auf das Gestell demontiert und mit ihm Teile der Straßenzüge in Seattle.
Sonics Energie-Level ist danach aber immer noch hoch. Zu hoch, um Schlaf zu finden, zu hoch für Heldentaten mit Finesse, aber eben auch zu hoch für die normale Kindheit, die sich Sonic wünscht. Ein Leben in der Öffentlichkeit gibt es für den blauen Igel ebenso wenig wie ein Leben mit Freunden.
Ein in der Erde verborgener Edelstein
Beides ändert sich, als Sonics Erzfeind, der Tech-Millionär Dr. Robotnik (Jim Carrey) einen Weg aus dem außerirdischen Exil des Pilzplaneten zurück auf die Erde findet. Im Schlepptau hat er einen weiteren außerirdischen Igel namens Knuckles. Der ist kein Freund, doch um das Gleichgewicht der Kräfte zu wahren und die nächsten Teile der Videospielreihe in den zweiten Teil der „Sonic the Hedgehog“-Filmreihe zu integrieren, folgt ihm der Fuchs Tails, der Sonic warnt, ihm hilft und sich mit ihm anfreundet. Die Warnung betrifft einen auf der Erde verborgenen Edelstein, dessen Kraft genau jenes zerstörerische Potenzial in sich trägt, das Robotnik zum Ausleben seiner Allmachtsfantasien braucht.
Die Jagd nach dem Edelstein führt von Sibirien nach Hawaii und lässt Sonic und Tails in Tanzwettkämpfen antreten, Hochzeiten crashen, in Videospielmanier antike Labyrinthe navigieren und alle Bereiche der Popkultur mit dem ein oder anderen Zitat würdigen.
Der zweite Teil schafft es erneut, das äußerst dünne Story-Fundament der Spielreihe solide in eine Leinwandgeschichte zu übersetzen. Was im Gegensatz zum ersten Teil deutlich stärker ins Wanken kommt, ist die Einheit des Films. Wo es in „Sonic the Hedgehog“ (2019) noch gelang, die zwischen Zeitgeist, Zielgruppen und Innovationsdrang zerrissene Videospielfigur und ein junges bürgerliches Paar zu einer Familie zusammenzubringen und beide Seiten zu einem stimmigen Film zusammenzuschweißen, fällt es dem zweiten Teil sichtbar schwerer, die Kontinuität des spießigen Familienlebens mit dem Videospielspaß zu vereinen.
Als Trauzeugen auf Hawaii
Ästhetisch ist das ohnehin eine schwierige Aufgabe, denn der menschliche Körper hat, sofern er nicht wie etwa bei Robotnik technologisch unterfüttert wird, keinen Anteil an den Hyperschall-Kabbeleien und Verfolgungsjagden zwischen den außerirdischen Superigeln. Jim Carrey hält mit dem Gefummel seines Tech-Handschuhs und dem nicht weniger akrobatischen Schmettern von Sprüchen gut dagegen.
Das gleichermaßen unverzichtbare, aber eben doch für die Setpieces entbehrliche Ehepaar muss zunächst aufs Abstellgleis verschoben werden. Während Sonic das Wochenende allein verbringt, das vom Schaumbad bis zur Rettungsmission des Universums eskaliert, genießen Tom und Maddie als Trauzeugen die Insel Hawaii. Letztlich aber muss die Familie als moralische Instanz und letzte Bastion gegen irdische und außerirdische Feinde doch einspringen.
Die dazugehörigen Sequenzen spielerisch und kindgerecht zu halten, ist die eigentliche Leistung des Films, wenngleich die kreative Energie des ersten Teils etwas verloren geht und die Gag-Dichte inmitten des Getümmels mitunter strapaziös hoch ist. Der Spagat zwischen den Welten bleibt schwierig.