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Filmplakat von SEPTEMBER & JULY

SEPTEMBER & JULY

100 min | Drama | FSK 16
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Die Schwestern July und September stehen sich nahe, sind aber sehr unterschiedlich: September ist beschützend und misstrauisch, July offen und neugierig. Nach einem Vorfall in der Schule suchen sie mit ihrer Mutter Zuflucht in einem alten Ferienhaus, wo surreale Ereignisse ihre Beziehung verändern.
Die Spannungen zwischen den drei Frauen nehmen zu, als sie in einem alten Ferienhaus in Irland Zuflucht suchen. Dort verändert sich Julys Beziehung zu September auf unerwartete Weise, die sie nicht ganz versteht oder kontrollieren kann – und eine Reihe surrealer Begegnungen stellt die Familie auf eine harte Probe.

Vorstellungen

Lichtspiele Köln Kalk
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Kalk-Mülheimer-Straße 130-132
51103 Köln
Frieda 23 Lichtspieltheater Wundervoll Rostock
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Friedrichstraße 23
18057 Rostock
Rio Filmtheater Mülheim
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Synagogenplatz 3
45468 Mülheim an der Ruhr
Lichtblick-Kino Berlin
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10435 Berlin
Galerie Cinema Essen
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Julienstraße 73
45130 Essen
Acud Kino Berlin
Veteranenstraße 21
10119 Berlin

Filmkritik

Zwei im Partnerlook gekleidete Mädchen sollen für ein Foto posieren. Ihre Mutter Sheela (Rakhee Thakrar) versucht sie anzustacheln, bis ihre Tochter September (Pascale Kann) schließlich Grimassen schneidend herumspringt. Erst nach kurzem Zögern folgt ihr Schwester July (Mia Tharia). Damit ist das Verhältnis zwischen den beiden Teenagern schon angedeutet. Während die rebellische September den Ton angibt, sucht die verschlossene July lediglich nach ihrer Bestätigung.

Im Regiedebüt der Schauspielerin Ariane Labed stehen diese beiden Protagonistinnen einer bösartigen Welt gegenüber. Dem Mobbing, dem sie in der Schule ausgesetzt sind, widmet sich der Film mit ungeschönter Brutalität. Die Mitschüler zischen den Mädchen verächtliche Beschimpfungen entgegen und werden auch gewalttätig. September reagiert auf den Hass mit maximaler Aggression, July senkt dagegen bei jedem Angriff nur verschüchtert das Haupt.

Knurren wie tollwütige Hunde

Eine unsichtbare Wand trennt die Mädchen von ihrer Umgebung. Die beiden sind etwas sonderbar, nur auf sich fixiert und unfähig, mit anderen auf normale Weise zu kommunizieren. Manchmal knurren sie wie tollwütige Hunde oder imitieren die Teilnehmer einer Dating-Show im Fernsehen mit Tierlauten. Ihre alleinerziehende Mutter widmet sich ihnen zwar für kurze, liebevolle Momente, zieht sich aber schnell wieder in ihr Zimmer zurück, wo sie mit einer Depression zu kämpfen hat.

Der auf dem Roman „Die Schwestern“ von Daisy Johnson basierende Film konfrontiert mit einer ungebändigt animalischen Körperlichkeit der Protagonistinnen. Als Labed 2010 ihre Schauspielkarriere mit dem von Athina Rachel Tsangari inszenierten Film „Attenberg“ startete, spielte sie eine ähnlich von der Wirklichkeit entfremdete Figur. Als Regisseurin setzt sie nun auf strenge Kameraeinstellungen, die es unmöglich machen, den Mädchen wirklich nahezukommen. Die harte Montage zerlegt die rudimentäre Handlung zudem in fragmentarische Momente.

Bald zeichnet sich jedoch ein Konflikt zwischen den Mädchen ab. Als July sich in einen populären Mitschüler verliebt, bei dem sie offensichtlich keinerlei Chancen hat, schlittert sie nicht nur einer großen Demütigung entgegen, sondern droht auch das enge Band zu ihrer Schwester zu zerreißen. Septembers Beschützerinstinkt schlägt ohnehin schnell in eine erdrückende Kontrollsucht um. Eines ihrer gemeinsamen Spiele, das zunehmend ins Unbehagliche kippt, besteht darin, dass July widerspruchslos die Befehle ihrer Schwester befolgen muss, auch wenn sie sich damit selbst verletzt.

Rückzug in die Einöde

Nach einem tragischen Vorfall, der erst am Schluss aufgelöst wird, ziehen die Schwestern mit ihrer Mutter in die Einöde einer irischen Insel. Für eine Weile wandert die Aufmerksamkeit zu Sheela, die von Halluzinationen geplagt wird und sich im Pub einen Mann angelt. Wenn man während des Sex ihre alltäglichen, betont unerotischen Gedanken hört, schlägt der Film plötzlich einen ungewohnt komischen Erzählton an. Allerdings lassen diese Brüche, die in „September & July“ dezidierte Gestaltungsmittel sind, den Film doch auch etwas uneinheitlich wirken. Die Wahl der Szenen erscheint mitunter ebenfalls beliebig.

Bald nach der Episode mit der Mutter kehrt der Film wieder zu den Schwestern und ihrer zunehmend missbräuchlichen Beziehung zurück. In diesen Szenen zeichnet sich die Inszenierung durch eine rohe Emotionalität der hoffnungslos unintegrierbaren Figuren aus. Besonders die Schauspielerin Mia Tharia erweist sich als wahre Entdeckung. Ihre verschüchtert-verkrampfte Figur July verspürt im Gegensatz zu ihrer misstrauischen Schwester eine aufrichtige Neugier für die Welt außerhalb der eigenen vier Wände. Dass sie zugleich offenherzig und sozial unerfahren ist, macht sie besonders verwundbar.

Ein schleichendes Unbehagen

Die grobe, manchmal auch surreale Welt von „September & July“ strahlt eine abgründige Faszination aus. Insgesamt wirkt der Film aber ein wenig formlos. Häufig begnügt er sich mit einem Fremdschäm-Parkour voller ekliger Momente, die sich etwa um ein Terrarium mit Würmern oder ein Glas Mayonnaise drehen. Durch die schonungslose Darstellung seelischer Teenager-Qualen entsteht zwar ein schleichendes Unbehagen, doch die Geschichte kommt manchmal kaum vom Fleck. Gerade weil der Film stärker auf Momente ausgerichtet ist als auf eine sich steigernde Spannungskurve, verpufft der gruselige Twist, auf den die Handlung letztlich zuläuft.

Erschienen auf filmdienst.deSEPTEMBER & JULYVon: Michael Kienzl (16.4.2025)
Vorsicht Spoiler-Alarm!Diese Filmkritik könnte Hinweise auf wichtige Handlungselemente enthalten.
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