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Filmplakat von River

River

75 min | Dokumentarfilm | FSK 0
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Eine filmische und musikalische Odyssee, die die bemerkenswerte Beziehung zwischen Menschen und Flüssen erforscht. Im Laufe der Geschichte haben Flüsse unsere Landschaften und unsere Reisen geprägt; floss durch unsere Kulturen und Träume. RIVER nimmt sein Publikum mit auf eine Reise durch Raum und Zeit; Der Film erstreckt sich über sechs Kontinente und stützt sich auf außergewöhnliche zeitgenössische Kinematographie, einschließlich Satellitenaufnahmen, und zeigt Flüsse in nie dagewesenen Maßstäben und Perspektiven. Die Vereinigung von Bild, Musik und spärlichem, poetischem Drehbuch wird einen Film schaffen, der sowohl traumhaft als auch kraftvoll ist und die Wildheit der Flüsse ehrt, aber auch ihre Verletzlichkeit anerkennt.

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Filmkritik

„River“ ist nach „Mountain“ (2017) der zweite Teil einer geplanten Trilogie, in der die Dokumentaristin Jennifer Peedom über den Einfluss von Natur und Landschaft auf die Menschen nachdenkt. Es handelt sich dabei um modernes Hochglanz- und Überwältigungskino, gedreht in 39 Staaten auf sechs Kontinenten, meist aus der Vogelperspektive, nicht zuletzt mit spektakulären Satellitenbildern. Als Begleitmusik dienen Kompositionen von Bach und Vivaldi, Ravel, Sibelius und Mahler bis hin zu modernen Klangkünstlern wie William Barton und Jonny Greenwood. „River“ versteht sich als Ode an die Natur. Der „orchestrale Konzertfilm“ kann neben einer integralen Kinofassung auch als Aufführung mit live eingespielter Begleitmusik gezeigt werden. Dass dieses bisher vor allem für die Präsentation von Stummfilmen entwickelte Rezept kommerziell funktioniert, dürfte außer Frage stehen. Schon „Mountain“ avancierte in Australien zum umsatzstärksten einheimischen Dokumentarfilm überhaupt und erzielte auch in den USA und Großbritannien vergleichsweise hohe Einspielergebnisse.

„River“ ist ein rauschhaftes Erlebnis, das seine Verwandtschaft zur Urmutter dieser Art von Kino, dem zivilisationskritischen „Koyaanisqatsi“ (1982), sowohl thematisch als auch formal nicht verleugnet. Das Ganze ist als Weltlegende angelegt, die von den Ursprüngen allen Lebens bis über unsere Gegenwart hinausreicht. Bildmächtige Totalen, teilweise in Zeitlupe und Zeitraffer, entfalten eine enorme Wirkung. Wie in „Koyaanisqatsi“ geht es um den Eingriff des Menschen in die Natur, die Entstehung des Planeten wie dessen Zerstörung, die Beschwörung eines dringend notwendigen Wertewandels und die Hoffnung, dass die Spezies Mensch wieder in Einklang mit ihrer natürlichen Umgebung gebracht werden kann – bei Strafe ihres Untergangs.

Zu sehen sind betörende Aufnahmen: Flussläufe, die wie die Arterien des Planeten wirken, aus weiter Entfernung fotografiert, gleich surrealen Gemälden. Man sieht Gletscher und fliegende Fische, grüne Hügel, fruchtbare Täler, die großen Städte, die allesamt an Flussläufen errichtet wurden. Flüsse als Quellen des Lebens und des Todes: „Wir verehrten sie als Götter“, wie es in dem in der Originalfassung von Willem Dafoe gesprochenen Kommentar heißt.

Die Erdrotation hat sich verlangsamt

Einmal sind schwarz-weiße, vorwiegend aus klassischen Dokumentarfilmen entlehnte Aufnahmen als Intermezzo eingeschnitten: Handel und Wandel an den Flüssen, der Bau von monumentalen Staudämmen. Mit ihrer Bändigung wurden, wie es im Off-Kommentar heißt, die Flüsse von Göttern zu Untergebenen. Der Film beschreibt, wie Wasser aus dem ursprünglichen Flussbett durch Kanäle auf Plantagen oder in die Städte umgeleitet wird. Gezähmte Wildheit zum Nutzen des Menschen? Ja und nein, denn „immer wieder haben stromaufwärts gelegene Gier und stromabwärts gelegene Bedürfnisse zu Katastrophen geführt“. Die Klage, dass natürliche Kreisläufe massiv gestört würden, deutet auf apokalyptische Szenarien voraus. Die Menge des durch Dämme gestauten Wassers, so heißt es einmal, sei sogar so gewaltig, dass sich dadurch die Erdrotation verlangsamt habe.

Jennifer Peedom definiert Flüsse als Lebewesen. Sie skizziert ihre Überforderung und die bislang oft ungebremste Ausbeutung als Ressourcen. Sie montiert Motive ausgetrockneter Flussläufe, toter Erde, giftiger Algen, und sie zeigt die Totale eines Spaßbades irgendwo in Asien, in dem sich – eng an eng – Tausende Erholungssuchende mit Schwimmreifen in künstlichen Wellen tummeln. Was Vergnügen bedeuten soll, wirkt hier freilich wie ein Endzeitmotiv: die Perversion des Natürlichen. „River“ schafft ein Bewusstsein dafür, dass vermeintlicher Fortschritt, auf die Spitze getrieben, nur eine Chimäre sein kann.

„Kümmere dich um den Fluss“

„Sind wir gute Vorfahren?“, fragt der Kommentar. Oder „wird man sich an uns erinnern für alles, was wir vernichtet und getötet haben“? Mündet die Symphonie des Lebens, die der Film in poetische Bilder fasst, in ein Requiem auf Landschaft und Menschheit? Peedom lässt ihre essayistische Weltbetrachtung jedoch nicht in Tod und Verzweiflung münden. Sie entschied sich für einen Epilog der Zuversicht, den sie mit dem Motiv der Sprengung eines Staudamms verbindet. Wird das Wasser freigelassen, nähren seine Sedimente wieder das Land; die Fische kehren in den Fluss zurück und die Vögel in den Himmel. Stromabwärts träumen, in die Zukunft hinein – dazu will die Regisseurin anregen: „Kümmere dich um den Fluss, und der Fluss wird sich um dich kümmern.“ Was in dieser pauschalen Direktheit etwas undifferenziert und naiv anmutet, ist als großes Gleichnis gedacht: als Mahn- und Weckruf.

Dass eine global-existentielle Parabel für konkrete Detailfragen keinen Raum hat, liegt in der Natur des filmischen Genres.

Erschienen auf filmdienst.deRiverVon: Ralf Schenk (22.1.2023)
Vorsicht Spoiler-Alarm!Diese Filmkritik könnte Hinweise auf wichtige Handlungselemente enthalten.
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