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Krieg und Frieden

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Szenebild von Krieg und Frieden 1
Szenebild von Krieg und Frieden 2
Szenebild von Krieg und Frieden 3
Nach dem Roman von Leo Tolstoi als sechsteilige (Fernseh-)Miniserie adaptiert.

Die Verfilmung von Tolstois umfangreichem Roman, der den Rußlandfeldzug Napoleons mit dem Brand von Moskau und dem Untergang der "Großen Armee" schildert und auf diesem Hintergrund eine Fülle von Einzelschicksalen, vorwiegend aus dem russischen Adelsmilieu, zeichnet, ist eine unlösbare Aufgabe. Dennoch ist dieser Film erstaunlich gelungen. Den gedanklichen Inhalt des Romans und die tiefere Charakterzeichnung der komplizierten Persönlichkeiten, die darin auftreten, muß er zwar ebenso schuldig bleiben wie vieles eigentümlich Russische, aber die ausgezeichneten Schauspieler stellen durchaus glaubwürdige und lebendige Gestalten dar: der Grübler Pierre von Henry Fonda, die in ihrer Liebe schwankende Natasha Rostov von Audrey Hepburn, der stolze Fürst Andrey von Mel Ferrer und in einer kleineren Rolle der General Kutusov von Oscar Homolka sind Figuren, die sich einprägen. Auffallend die absolut negative Zeichnung Napoleons, die aber der des Romans entspricht. Der kolossale Aufwand an Kostümen und Bauten, das Massenaufgebot an Menschen und Pferden werden nie zum Selbstzweck, auch die Schlachtenszenen und der Todeszug durch den russischen Winter wirken als menschliche Tragödien und Protest gegen den Krieg. Trotz der Breitwand-Effekte gibt es einige Szenen von großer Innigkeit. Die religiösen Fragen werden eher oberflächlich berührt, dagegen kommen die ethischen Aussagen des Dichters zu ihrem Recht. Alles in allem ist dies kein Monstrefilm in üblem Sinne, sondern ein in seinen ungewöhnlichen Dimensionen interessantes und ansehnliches Werk. Jugendliche über 16 werden die Anstrengung der fast dreieinhalbstündigen Aufführung schon mit Gewinn auf sich nehmen.

Veröffentlicht auf filmdienst.deKrieg und FriedenVon: Ö. (11.12.2025)
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