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Filmplakat von Kraven the Hunter

Kraven the Hunter

127 min | Abenteuer, Action, Thriller | FSK 16
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Der russische Immigrant Sergei Kravinoff (Aaron Taylor-Johnson) ist Großwildjäger, versteht sich selbst aber als Beschützer der Natur. Als Tierliebhaber stehen ihm viele Kreaturen näher als die Menschen. Was vielleicht auch daran liegt, dass sein Vater (Russell Crowe) ihn in jungen Jahren (Levi Miller) fallengelassen hat und stattdessen seinen Halbbruder Dmitri (Fred Hechinger) bevorzugte. Als Erwachsene führt das Schicksal sie wieder zusammen. Zu diesem Zeitpunkt hat Sergei sich mittlerweile sein Alter Ego als Kraven the Hunter aufgebaut, dem die Tiere bei seiner besonderen Art der Kriegsführung dienen.
  • RegieJ.C. Chandor
  • ProduktionsländerVereinigte Staaten
  • Produktionsjahr2024
  • Dauer127 Minuten
  • GenreAbenteuerActionThriller
  • AltersfreigabeFSK 16
  • TMDb Rating5.8/10 (113) Stimmen

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Filmkritik

Mann oder Memme? Das entscheidet sich für Patriarch Nikolai bei der Jagd. Seinen Sohn Sergei und dessen sensiblen Bruder Dimitri holt er aus dem Elite-Internat, um ihnen in der tansanischen Steppe eine Lektion in Härte zu erteilen. Hier sollen die Jungs lernen, furchtlos, stark und dominant zu werden. Russell Crowe verkörpert den mitleidslosen russischen Vater und Gangsterboss mit einer Spielfreude, die jedes Klischee genießerisch auskostet. Mit kaltem Blick, brummendem Bass und hartem Akzent legt er in knackigen Einzeilern sein erbarmungsloses Regiment offen.

Die Ursprungsgeschichte „Kraven the Hunter“ über den gleichnamigen Marvel-Bösewicht ist vor allem die eines Vaterkomplexes. Nachdem Sergei von einem Löwen angegriffen wird, rettet ihm ein mysteriöser Zaubertrank das Leben. Von nun an sind seine Sinne geschärft und seine Kraft wächst ins Übermenschliche. Diese Fähigkeiten geben ihm auch den Mut, sich aus den Klauen des tyrannischen Nikolai zu retten.

Das Dunkle, das in ihm schlummert

Bevor Sergei als Erwachsener (Aaron Taylor-Johnson) begreift, dass er früher oder später unweigerlich selbst zu seinem gehassten Vater wird, kämpft er gegen diese Entwicklung an. Wie Nikolai wird auch er zum Jäger, jedoch im Namen des Guten. Als Kraven knöpft er sich Wilddiebe und Verbrecher jeglicher Couleur vor. Und das mit einer Brutalität, die schon auf das Dunkle verweist, das in ihm schlummert. Mit der Anwältin Calypso (Ariana DeBose), die ihm einst den Zaubertrank verabreicht hat, vereint ihn dabei der Kampf um Gerechtigkeit.

Der Film über den späteren Erzfeind von Spider-Man lässt schon früh durchschimmern, dass er sich mehr für den moralischen Zwiespalt, das Familiendrama sowie das Gangster-Setting interessiert als für seine Superhelden-Geschichte. Regisseur J.C. Chandor, der bislang überwiegend kleinformatigere Genrestoffe inszeniert hat, begreift gewaltgeprägte Männlichkeit als unausweichlichen Fluch. Ganz von seinem Vater kann sich Sergei nicht trennen, weil er auch seinen schüchterner Bruder Dimitri (Fred Hechinger) beschützen muss. Je vehementer er Nikolai bei jeder unfreiwilligen Begegnung zurückweist, desto ähnlicher wird er ihm.

Ohne spielerischen Zugang

Die fantastischen Elemente lassen in „Kraven the Hunter“ zwar nicht lange auf sich warten, aber schon Sergeis Superkräfte werden recht lieblos abgehandelt. Man erfährt zwar, dass er mit einem ausgeprägten Seh- und Geruchssinn ausgestattet ist, doch der Film findet keinen spielerischen Zugang zu diesen Fähigkeiten. Das Fantastische versteht Chandor nur theoretisch als Verstärkung des Emotionalen. Etwa bei Kravens späterem Gegner, dem Nashornmenschen Rhino (Alessandro Nivola), der wegen einer Demütigung zum Bösen gefunden hat. So liegt die Bedrohung zwar in einem männlichen Minderwertigkeitskomplex, aber sobald sich die Menschen verwandeln, fühlt man sich angesichts des düster-realistischen Looks wie in einem anderen Film. Die für eine 130-Millionen-Dollar-Produktion ausgesprochen hässlichen CGI-Effekte wirken wie unnötiger Ballast.

Vielleicht wäre „Kraven the Hunter“ besser beraten gewesen, seine Origin-Story im Stile von Todd Phillips’ „Joker“ als Psychodrama um einen zerrissenen Helden anzulegen. Doch es fehlt nicht nur der Action an Virtuosität, sondern den Konflikten auch an Tiefe. Offensichtlicher Schwachpunkt des Dramas ist der frappierend uncharismatische Hauptdarsteller Aaron Taylor-Johnson. Vielleicht wollte man Sergei nicht zu sympathisch zeichnen, um seinen späteren Wandel vorwegzunehmen. Aber Taylor-Johnson verkörpert weder den Spaß am Bösen, wie es Russell Crowe tut, noch vermittelt er die Spannung eines Grenzgängers zwischen Gut und Böse. Sein Ausdrucksrepertoire besteht lediglich aus einem selbstgefällig überlegenen Grinsen und einer versteinerten Mine, wenn es mal ernst wird.

Fortsetzungen sind möglich

Der Rest ist ein großes, uninspiriertes Durcheinander ohne dramaturgisches Gespür. Viel zu viele Figuren kämpfen sich durch lahme Actionszenen, während Hintertürchen für mögliche Fortsetzungen offengelassen werden. Die Entscheidung wird zwar an der Kinokasse getroffen, aber es ist nur schwer vorstellbar, dass aus diesem missglückten Auftakt ein neues Franchise wird.

Erschienen auf filmdienst.deKraven the HunterVon: Michael Kienzl (13.12.2024)
Vorsicht Spoiler-Alarm!Diese Filmkritik könnte Hinweise auf wichtige Handlungselemente enthalten.
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