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Filmkritik
Stephen King ist schon lange kein bloßer Schriftsteller mehr. Schon in der 1980er-Jahren wurde sein Name als Marke benutzen, um schalen B-Movie-Horrorfilmen ein Verkaufsargument zu verpassen. „Stephen King“ steht bis heute für blanken Horror.
Wer sich auch nur ein bisschen im literarischen Werk des Schriftstellers auskennt, wird dieser Vereinfachung vehement widersprechen. Die übernatürlichen Schrecken sind bei ihm immer auch ein Ausdruck psychischer Vorgänge. King ist vor allem ein Meister in der Beschreibung jugendlicher Lebenswelten und einer untergründigen Kleinstadt-Atmosphäre. Das macht einen Roman wie „Es“ zu einem Meisterwerk der modernen Literatur; der Clown Pennywise gehört zwar dazu, ist aber nur ein Aspekt innerhalb der Dramaturgie dieses monumentalen Romans.
Neben großartige Adaptionen seiner Werke wie „Carrie“ (1976) von Filmen wie Brian De Palma oder „Misery“ (1990) von Rob Reiner stehen deshalb seltsame Filmunfälle wie der belanglose „Werwolf von Tarker Mills“ (1985) oder das fahrige Drama „Puls“ (2016). Mit der Neuauflage von „Carrie“ (2013) begann dann die Welle von Remakes, die mit ihrer Hochglanzoptik das Massenpublikum erreichen sollten. Nach „Es“ (2017), „Es: Kapitel 2“ (2019) und „Friedhof der Kuscheltiere“ (2019) wurde nun auch Kings Roman „Feuerkind“ einer erneuten Bearbeitung unterzogen.
Die brennenden Sorgen einer Außenseiterin
Andy McGee (Zac Efron) und seine Frau Vicky (Sydney Lemmon) müssen ständig auf der Hut sein. Eine mächtige US-Geheimorganisation ist hinter dem Paar her, das seit einem Experiment telekinetische Fähigkeiten besitzt. Andy kann den Willen von Menschen manipulieren, während Vicky Gegenstände mit der bloßen Kraft ihrer Gedanken bewegt. Doch die ruchlosen Hintermänner sind vor allem an Tochter Charlie (Ryan Kiera Armstrong) interessiert. Denn im Gegensatz zu ihren Eltern wurde sie bereits mit übermenschlichen Fähigkeiten geboren; das Mädchen kann seine Umwelt in Flammen aufgehen lassen und mächtige Feuerbälle erzeugen.
Allerdings ist Charlie, die große Angst vor ihren Fähigkeiten hat, nicht trainiert. Sobald sie wütend wird, kann sie ihre Kräfte nicht mehr kontrollieren. Dass sie als Außenseiterin gilt, ist der Sache nicht unbedingt zuträglich. Und als es bei einem Vorfall an der Schule zu einer Explosion kommt, fliegt die Tarnung der Familie auf. Eine gefährliche Flucht beginnt, bei der bald nicht mehr klar ist, wer hier Jäger und wer Gejagter ist.
Wenn man sich an die Qualitäten des Debütfilms „The Vigil – Die Totenwache“ von Regisseur Keith Thomas erinnert, in dem er eine beängstigende Horrorvision um den jüdischen Mazzikin-Mythos herum gestrickt wurde, entpuppt sich „Firestarter“ als rundum und auf allen Ebenen misslungen.
Seltsam unbelebt
Die Außenseitergeschichte und insbesondere Charlies Ängste vor ihren eigenen Fähigkeiten werden an keiner Stelle wirklich herausgearbeitet. Zu sehr hangelt sich der Film von einer mediokren Feuerszene zur nächsten. Die Effekte mögen im Vergleich zu „Der Feuerteufel“ (1983) zwar auf den ersten Blick besser aussehen, doch machen die Sets aus dem ersten Film entschieden mehr Spaß, weil sie vor aberwitzigen Schauwerten überborden und von Menschen belebt sind. „Firestarter“ hingegen wirkt seltsam unbelebt. Selbst im Finale, wenn Charlie zum großen Gegenschlag ausholt, dominieren leere Flure im Hauptquartier der angeblich so gefährlichen Organisation.
Dabei ist es vor allem ein Spezialeffekt, der dem neuen Film merklich abgeht: Drew Barrymore. Zwei Jahre nach ihrer bezaubernden Rolle in „E.T.“ wechselte sie ins deutlich düsterere Fach. Es erstaunt noch heute, mit welcher Leinwandpräsenz die damalige Kinderschauspielerin ihre übernatürlich begabte Figur ausstattete und ihr dadurch eine ungemeine Bedrohlichkeit verlieh. Allerdings wird der merklich bemühten Ryan Kiera Armstrong auch nicht der nötige Raum gegeben, um ihrer Figur mehr Tiefe zu verleihen.
Interessant an diesem Desaster ist, dass das Drehbuch von Scott Teems stammt, der auch schon „Halloween Kills“ geschrieben hat. Wie diese Michael-Myers-Gewaltorgie leidet „Firestarter“ an eklatanten dramaturgischen Schwächen, über die auch all der Effektpomp und die Gewalt nicht hinwegtäuschen können. Oftmals wirken die Entscheidungen der Figuren nicht aus dem inneren Konflikt des Stoffes heraus entwickelt, sondern durch eine generische Mechanik erzwungen. Da hilft auch der diesmal ziemlich uninspiriert vor sich hindröhnende Carpenter-Soundtrack nichts, der völlig deplatziert und zudem lieblos aus dem Ärmel geschüttelt wirkt. Bei diesem Film fängt niemand Feuer.