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Filmkritik
Tiere sind im Kinderfilm eine sichere Bank. Pinguine drängen sich als Protagonist:innen dabei allerdings nicht unbedingt auf; sie sind zwar possierlich und charmant, aber es fehlt ihnen die Niedlichkeit von Kätzchen, Welpen oder Spitzmäusen. „Die Chaosschwestern und Pinguin Paul“ versucht es dennoch und kann dabei auf die bekannte Vorlage von Dagmar H. Mueller bauen. Der titelgebende Paul watschelt sich dabei erfolgreich in die Herzen des Publikums, zumal er zumeist von einem echten Pinguin namens Chester verkörpert wird. Nur gelegentlich wurde Chester von anderen Pinguinen oder in etwas actionreicheren Sequenzen durch ein digitales Double ersetzt.
Vermutlich gilt das auch für die kurzen Tanzsequenzen. Denn der tanzende Pinguin, der aus einem Zirkus in den Tierpark übernommen wurde, setzt die Handlung des Films erst in Gang. Das mittelmäßig erfolgreiche Magie-Duo Mary und Marc (Janine Kunze, Max Giermann als leidenschaftliche, aber etwas übermotivierte Bösewichte) möchte mit ihm in Las Vegas eine Zaubershow starten; Marcs Bruder Bernd (Michael Lott) arbeitet praktischerweise als Tierpfleger.
Ein Silberfisch weiß Rat
Weil die drei keine besonders klugen Kriminellen sind, entkommt ihnen Paul und findet bei den vier „Chaosschwestern“ Unterschlupf: der patenten Livi (Lilit Serger), Möchtegern-Influencerin Tessa (Momo Beier), Malea (Cara Vondey) und der kleinen Kenny (Rona Regjepi), die ihren imaginären Silberfisch Sashimi ständig bei sich trägt und gelegentlich auch um Rat fragt.
Die vier liegen eigentlich im Dauerclinch miteinander, was nicht weniger wird, wenn es darum geht, den Pinguin zu retten; Paul wird nämlich von dem Duo erneut gegriffen, wieder befreit, erneut eingefangen, und so geht es eine Weile hin und her, samt Verfolgungsjagd mit Fahrrädern, dramatischen Momenten in einem Kühlhaus und einem Showdown an Bord eines Kreuzfahrtschiffs.
Wenn sich Papa Martini (Felix Klare) anfangs laut seufzend beklagt, dass seine vier Töchter doch wenigstens einmal zusammenhalten und etwas gemeinsam machen könnten, dann werden die Themen Zusammenhalt und Familie schon recht deutlich benannt. Regisseur (und Co-Autor) Mike Marzuk setzt sehr darauf, Emotionen und Selbstverständlichkeiten auch auf der Tonspur explizit auszubreiten. Selbst als sich die Schwestern zusammenreißen, gibt es am Ende zudem eine Ansprache, die den Zusammenhalt betont und preist. Das ist vor allem deshalb bedauerlich, weil neben dem charmanten Chester die Dynamik zwischen den vier jungen Darstellerinnen glänzend funktioniert. Ihre kleinen und größeren Spitzen gegeneinander, die Streitereien und Zickereien wirken höchst überzeugend.
Vorsicht, Rutschgefahr!
Marzuk verfügt über eine langjährige Erfahrung mit Kinderfilmen. Er hat die „Fünf Freunde“-Filme und „Der junge Häuptling Winnetou“ inszeniert und auch an den Drehbüchern mitgewirkt. Zu diesen Filmen gab es kontroverse Diskussionen, von kolonialistischen Perspektiven in den „Fünf Freunde“-Adaptionen bis hin zur umstrittenen kulturellen Aneignung von „Winnetou“. Bei „Die Chaosschwestern und Pinguin Paul“ umschifft er diese Themenbereiche allerdings weiträumig. Doch sobald der Blick des Films über die Geschwister hinausgeht, wird es gelegentlich etwas holprig. So wirkt die Beziehung des Nachbarsohns Deniz (Giovanni Francesco) zu seinem Vater (Denis Moschitto) recht bemüht. Und auch die Bösewichte kommen etwas zu klamaukig daher. Und wo ein Schild „Vorsicht Rutschgefahr“ warnt, rutscht garantiert einer aus; so will es das deutsche Komikgesetz.
Zweifelsohne hätte etwas mehr Selbstbewusstsein und Gelassenheit dem Film gutgetan. Dank der jungen Hauptdarstellerinnen und eines possierlichen Tierchens reicht es aber für gute Unterhaltung mit etwas zu viel Pathos.