- RegieLena Karbe
- ProduktionsländerDeutschland
- Produktionsjahr2022
- Dauer81 Minuten
- GenreDokumentarfilm
Vorstellungen
Filmkritik
Auf die im südafrikanischen Kruger-Nationalpark tätigen „Black Mambas“ stieß Naledi, als sie im Internet nach unabhängigen Frauen und ihren Beschäftigungsmöglichkeiten recherchierte. Die Bilder der Frauen, die sich in Camouflage-Uniformen schützend vor Nashörner und Schuppentiere stellen, hinterließen Eindruck. Naledi wollte ihr eigenes Geld verdienen, und das nicht in den Minen wie ihre Mutter und alle anderen Frauen in Phalaborwa.
Nach einem Jahr bei der rein weiblichen Einheit ist sie allerdings ernüchtert. Drei Wochen am Stück patrouilliert sie jeden Monat Tag und Nacht am Zaun; die Arbeit ist eintönig, die Perspektiven auf ein Weiterkommen sind begrenzt.
Naledi ist eine der Protagonistinnen, die Lena Karbe in ihrem Dokumentarfilm „Black Mambas“ zwei Jahre lang mit der Kamera begleitet. Nkateko und Qolile sind anders als die Newcomerin Naledi seit der Gründung dabei. Nkateko träumt von einer Weiterqualifizierung als Tourguide; für die Ausbildung fehlt ihr aber das nötige Geld. In der Familie ist sie die Einzige, die Arbeit hat; ihrem Bruder finanziert sie das Studium. Qolile, die im Park als Hundeführerin arbeitet, ist Mutter von zwei kleinen Kindern; ihr Freund ist wie die meisten Männer arbeitslos.
Der Alltag der Frauen
Karbes Blick richtet sich auf den Alltag der Frauen, vor allem bei der Arbeit im Nationalpark, mitunter aber auch bei ihren Familien, die sie nur selten sehen. Neben der Kontrolle des Zauns umfasst der Job die Sichtung und Dokumentation von Spuren und das Melden von Fallen. In Craig Spencer, dem weißen Gründer der Einheit, haben die Frauen eine höchst zwielichtige Figur zum Vorgesetzten. Vor der Kamera präsentiert sich der verwittert aussehende Mann bevorzugt mit nacktem Oberkörper. Seine zur Schau gestellte Lockerheit paart sich mit Drill und Einschwörungsritualen („Ihr seid immer Black Mambas, auch in der Kirche“). Exerzierübungen hält er gerne auch mal sprücheklopfend mit Zigarette in der Hand ab. Frauen würden andere Werte in den Naturschutz einbringen; er wolle keine Soldatinnen, erklärt er, „ich will, dass sie Lippenstift und schöne Ohrringe tragen“.
Der anfängliche Eindruck des Empowerments bekommt nicht nur durch Spencers misogyne Bemerkungen Risse. Auch wenn der Film die Zusammenhänge von Wildparktourismus, Naturschutz, Rassismus und (post-)kolonialer Ausbeutung nur an der Oberfläche streift, ergibt sich schnell ein ambivalentes Bild. Die Frauen können mit ihrem Job zwar ihre Familien ernähren; von den etwa drei Millionen Menschen, die rund um das Tierressort in Dörfern und Städten leben, sind jedoch bis zu 80 Prozent arbeitslos. Vom Wirtschaftsfaktor Wildtierparktourismus sind People of Color systematisch ausgeschlossen; der Naturschutzgedanke ist ein Privileg der weißen Eliten. Tatsächlich geht es den nach Buschfleisch suchenden Wilderern nicht um Profit. Für sie sind die Tiere schlichtweg eine Nahrungsquelle, um ihre Kinder durchzubringen. Die Weißen würden Nashörner und Elefanten schützen, die schwarze Bevölkerung aber sei ihnen egal, erklärt ein anonym bleibender Wilderer.
Eine dinosaurierhafte Haltung
Auch rund 30 Jahre nach der rechtlichen und ökonomischen Gleichstellung aller Einwohner Südafrikas zeigt sich die Gesellschaft in „Black Mambas“ als weiterhin segregiert. Im Kruger Nationalpark sind Tourguides, Aufsichts- und Ausbildungspersonal durchweg weiß. Der Ausbilder Johan, der Teile der „Black Mambas“ anleitet, ist noch ganz dem Apartheiddenken verhaftet. „Sie sollen unsere Denkweise übernehmen, damit etwas aus ihnen wird, das ich im Busch gebrauchen kann“. Der Park sei die letzte Bastion der alten, weißen, kolonialen Mentalität, bekennt Spencer freimütig. Seinen eigentlichen Job sieht er darin, die „dinosaurierhafte“ Haltung der Parkmanager zu ändern.
Dass er selbst den Habitus eines Kolonialherren verkörpert, ist eine bittere Ironie, die ihm dabei durchaus bewusst ist. Er scheint sie jedoch ebenso zu genießen wie den Rum, von dem er reichlich zu sich nimmt. Am Ende läuft Qolile mit ihrem kleinen Sohn am Kruger-Denkmal vorbei – ein Symbol der alten Machtverhältnisse wie der Gegenwart.