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Filmplakat von Willi und die Wunderkröte

Willi und die Wunderkröte

90 min | Dokumentarfilm, Familie | FSK 0
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Willi hat schon viele Reisen gemacht, aber wohl kaum eine mit einem so schillernden Ziel. Er will eintauchen in die vielgestaltige, farbige und erstaunliche Welt der Amphibien, eine Welt, in der es Frösche gibt, die knallbunt oder durchsichtig sind, solche, die fliegen können, ihren Artgenossen Winkzeichen geben, ihre Jungen im Maul großziehen, oder sich selbst die Sonnencreme produzieren, mit der sie sich dann einreiben.

Vorstellungen

Kinostar Scala Neckarsulm
Kinostar Scala Neckarsulm
Benefizgasse 5
74172 Neckarsulm

Filmkritik

Wer Anfang des 21. Jahrhunderts in Deutschland Kinder großgezogen hat, wird an Willi Weitzel kaum vorbeigekommen sein. Von 2002 bis 2010 präsentierte der freundliche Moderator mit begeisterten Augen unter dem Titel „Willi wills wissen“ regelmäßig eine Fernsehsendung, in der er sich interessanten Sachthemen und exotischen Berufen widmete. Weitzels erfrischende Neugier und seine teils unkonventionellen Fragen erfreuten sich bei Kindern wie Eltern gleichermaßen großer Beliebtheit. Noch vor dem Ende der Reihe begab sich der Moderator für den Dokumentarfilm „Willi und die Wunder dieser Welt“ (2009) auf Abenteuereise rund um den Globus. „Willi und die Wunderkröte“ ist nun Weitzels zweiter Ausflug auf die Großleinwand.

Gleich zu Beginn grüßt der Protagonist seine Fans jovial mit „Das bin ich, der Willi“. Weitzel wird in diesem Jahr zwar 50 Jahre alt, setzt aber nach wie vor auf seinen jugendlichen Charme. Willi ist gerade von einer Weltreise in sein Heimatdorf zurückgekehrt. Das freut vor allem die zehnjährige Luna, die sich von ihm Hilfe bei ihrem Herzensprojekt erhofft. Mit ihrem Vater hat sie einen kleinen Teich für Frösche und Kröten angelegt, der jedoch dem Großbauern Huber ein Dorn im Auge ist. Der rauscht dann auch prompt mit seinem monströsen Traktor an, erzählt was von „Klimaquatsch“ und ist damit als Bösewicht des Films eingeführt.

Die magische Wunderkröte macht’s möglich

Willis Mission besteht fortan darin, nicht nur die Tiere in Lunas Teich, sondern sämtliche Amphibien der Welt zu retten. Wozu ihn eine magische Wunderkröte, die ihm im Traum erscheint, zunächst nach Ägypten schickt. Dort trifft der Reisende in der Wüste zwar auf keine Frösche, aber auf eine Archäologin, die ihm im Inneren einer Pyramide erklärt, dass die Tiere einst als Fruchtbarkeitssymbole verehrt wurden. Da Willi die ganze Zeit über per Handy Kontakt mit Luna hält und deren Oma, eine Amphibienforscherin, von einem Experten in Bolivien weiß, findet sich Weitzel alsbald in Südamerika wieder.

Der Froschkenner Martin Jansen, der den Protagonisten sogleich mit auf eine nächtliche Exkursion nimmt, ist ein echter Wissenschaftler, wird aber in der kumpelhaften Interaktion mit seinem Besucher unweigerlich zum Laiendarsteller. Mit dem Forscher, den Willi schließlich noch in Panama aufsucht, verhält es sich nicht anders. Was dabei wie ein Crossover aus Spiel- und Dokumentarfilm aussehen soll, wirkt (und ist) durchgehend inszeniert. Das ist nicht sonderlich originell. Weil der Protagonist die ganze Reise ja nur unternimmt, um mit seinem neu erworbenen Wissen über die Bedeutung der Amphibien den Huberbauern zu überzeugen und Lunas Teich zu retten, werden zwischendurch immer wieder Sequenzen aus dem Dorf eingeschnitten. Darin sorgt sich Luna nicht nur um die Tiere in ihrem Teich, sondern muss auch die Trennung ihrer Eltern verarbeiten. „Dein Vater ist ausgezogen“, sagt die Mutter. „Du hast ihn rausgeworfen“, erwidert die Tochter. Wie zum Trost bemüht sich der gleichaltrige Heinrich verstärkt um Luna. Und der ist natürlich der Sohn des bösen Bauern. Womit der Film auch noch eine zarte „Romeo und Julia“-Geschichte hat. Eine Countdown-Dramaturgie soll dann auch noch für Spannung sorgen. Eine Bürgerversammlung soll nämlich über die Zukunft des Dorfteichs entscheiden. Ob Willi es schafft, rechtzeitig zu diesem Termin aus Südamerika zurück zu sein? Weit mehr als diese Frage dürfte die jungen Zuschauer allerdings interessieren, wieso der Held auch im tiefsten Dschungel stets einen tadellosen Handy-Empfang hat.

Der Staunende mit den großen Augen

„Willi und die Wunderkröte“ ist ein (Kinder-)Film aus dem Jahre 2022, der jenseits der Mobiltelefone seltsam gestrig und altbacken daherkommt. Um die ökologische Botschaft unters Publikum zu bringen, müssen junge und alte Akteure ständig Kurzreferate über Amphibien, die Bedeutung der Artenvielfalt und den Umweltschutz halten. Dabei sind die Dialoge, die die Kinderdarsteller hier aufsagen, ungefähr so originell wie die Filmmusik; wer wundert sich, wenn bei Willis Ankunft in Südamerika Panflöten-Gedudel erklingt? Gegen so viel Grobschnitt vermögen auch die (Kurz-)Auftritte gestandener Schauspielrinnen wie Miriam Stein und Suzanne von Borsody nichts auszurichten. Und Willi Weitzel? Der wird zwar bald 50, gibt aber noch immer den neugierigen Jungmann und hat dafür eigentlich nur den Gesichtsausdruck des Staunenden mit großen Augen auf Lager. Aber er ist ja auch kein Schauspieler.

Erschienen auf filmdienst.deWilli und die WunderkröteVon: Reinhard Lüke (24.1.2023)
Vorsicht Spoiler-Alarm!Diese Filmkritik könnte Hinweise auf wichtige Handlungselemente enthalten.
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