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Filmplakat von Wenn der Herbst naht

Wenn der Herbst naht

104 min | Drama, Komödie, Thriller
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Michelle verbringt ihren Ruhestand in einem idyllischen Dorf in Burgund ganz in der Nähe ihrer langjährigen Freundin Marie-Claude. Als ihre Tochter Valérie vorbeikommt und Michelle ihr versehentlich giftige Pilze serviert, eskaliert das ohnehin schon angespannte Verhältnis zwischen den Frauen. Valérie unterstellt ihrer Mutter Mordabsichten und untersagt ihr jeglichen Kontakt zu ihrem geliebten Enkel Lucas. Michelle stürzt in eine tiefe Depression. Doch dann wird Marie-Claudes Sohn aus dem Gefängnis entlassen – bereit, der besten Freundin seiner Mutter unter die Arme zu greifen.
In herbstlich strahlenden Bildern kredenzt Regie-Ikone François Ozon einen raffinierten Thriller, der bis zum Ende mit Überraschungen aufwartet. Der mit den französischen Schauspielstars Hélène Vincent, Josiane Balasko, Ludivine Sagnier und Pierre Lottin hochkarätig besetzte Film feierte seine Premiere auf dem internationalen Filmfestival in San Sebastian, wo er für das Beste Drehbuch und die Beste Nebenrolle ausgezeichnet wurde. Hélène Vincent ist darüber hinaus als Beste Hauptdarstellerin für den diesjährigen César nominiert.
  • RegieFrancois Ozon
  • ProduktionsländerFrankreich
  • Produktionsjahr2025
  • Dauer104 Minuten
  • GenreDramaKomödieThriller
  • IMDb Rating6.8/10 (1318) Stimmen

Vorstellungen

KULT Kinobar
Zum Quellenpark 2
65812 Bad Soden am Taunus

Filmkritik

Vielleicht sind die giftigen Pilze, die Michelle (Hélène Vincent) ihrer Tochter (Ludivine Sagnier) zum Mittagessen kredenzt, ein Symbol für ihre toxische Beziehung. Zwar überlebt Valérie das gefährliche Mahl, doch der Vorfall vertieft den Graben zwischen Mutter und Tochter. Valérie ist mit ihrer Mutter stets kurz angebunden, ja barsch. Sie bittet um Geld oder findet, dass sie ihr endlich ihr Haus vermachen solle. Michelles Wohnung in Paris hat sie bereits geerbt, aber das scheint nicht zu zählen. Dass sich beide nicht verstehen, hat mit Michelles Vergangenheit zu tun.

Die Rentnerin Michelle, die in einem Dorf in der Bourgogne ein schönes Haus mit Garten besitzt, freut sich, dass ihr Enkel Lucas (Garlan Erlos) sie für eine Woche besuchen kommt. Valérie will aber schon am Abend wieder nach Paris zurück, denn sie ist (oder tut zumindest so) sehr beschäftigt. Dann geschieht der Unfall mit den Pilzen, die Michelle am Vortag mit ihrer Freundin Marie-Claude (Josiane Balasko) gesammelt hat. Valérie, der auf der Notfallstation der Magen ausgepumpt werden muss, reagiert so verärgert, dass sie mit Lucas sofort wieder abreist.

Zigaretten auf dem Balkon

Michelle ist am Boden zerstört, da sie ihren Enkel sehr liebt, und weint sich bei Marie-Claude aus. Die wiederum wartet darauf, dass ihr Sohn Vincent (Pierre Lottin) endlich aus dem Gefängnis entlassen wird. Um ihn zu unterstützen, beschäftigt ihn Michelle als Aushilfe im Garten. Vincent will sich seinerseits erkenntlich zeigen und stellt Valérie in Paris zur Rede. Er fordert sie auf, ihre Mutter nicht so herzlos zu behandeln. Doch als Valérie auf dem Balkon ihre Zigaretten aus einem Versteck holen will und dabei auf einen Stuhl steigt, stürzt sie in die Tiefe.

So zumindest lautet die Version von Vincent. War es wirklich ein Unfall? Oder hat Vincent, der sich in der Vergangenheit aller möglichen illegalen Geschäfte schuldig gemacht hat, womöglich nachgeholfen? Bis zum Schluss weiß man es nicht, denn der Unfall findet in einer Ellipse statt und wird nur als mündlicher Bericht weitergegeben. Im Film sieht man nur, wie die Polizei nach Valéries Sturz in ihrer Wohnung Beweise sichert.

„Wenn der Herbst naht“ von François Ozon ergeht sich durchgängig in Andeutungen und bisweilen auch in Fantasien und lässt vieles in der Schwebe. Das Drama, das manchmal schwarzhumorig angehaucht ist, spielt im Herbst. Das zeitigt schöne Bilder voller braun-rot-gelblich leuchtender Wälder und Gärten. Im übertragenen Sinne stehen auch die beiden älteren Frauen im Herbst ihres Lebens. Umso bitterer ist es, dass die Tochter vor der Mutter stirbt, zumal sie dem Tod gerade ein Schnippchen geschlagen hatte. Dennoch halten sich die Figuren nicht mit allzu viel Trauerarbeit auf. Michelle geht es vor allem um das Wohlergehen ihres Enkels.

Vieles dreht sich um Familie

In „Wenn der Herbst naht“ dreht sich vieles um Familie, doch die ist kein Schutzraum, sondern ein Ort von Konflikten, Sorgen, Vorwürfen und Missverständnissen. Denn es stellt sich heraus, dass sowohl Michelle als auch Marie-Claude früher als Prostituierte gearbeitet haben. Deshalb wurde Valérie in der Schule gehänselt. Väter haben offenbar weder Valérie noch Vincent; Lucas’ Vater hat sich von der Familie getrennt und lebt in Dubai.

So avanciert Vincent, der abends in der Gegend einschlägige Cruising-Orte aufsucht, nach Valéries Tod zu einer Art Onkel von Lucas, der ihn beschützt und ihm beibringt, wie man sich verteidigt. Für Michelle wiederum ist Vincent eine Art Ziehsohn geworden. Beide vereint eine durch die Gesellschaft geächtete Vergangenheit, denn Huren wie Ex-Häftlingen traut man nicht. Es geht also auch um Wahlverwandtschaften, die sich als unkomplizierter erweisen als Blutsbande. Kinder aufziehen ist schwer; Missverständnisse sind vorprogrammiert, und Vorbehalte gegenüber Frauen, die einen vermeintlich unmoralischen Lebenswandel pflegen, weit verbreitet.

Reflektiert wird das gleich zu Beginn des Films in einer Predigt des Dorfpfarrers über Maria Magdalena. Doch im wahren Leben erscheinen Frauen allzu oft entweder als Heilige oder als Huren, selten als beides zusammen. Eine konservative Auslegung der verkorksten Beziehung zwischen den Generationen könnte so begründet werden, dass Kinder für die „Sünden“ ihrer Eltern büßen.

Zwischen Drama und Komödie

Obwohl sich die Beziehungen in Michelles Ersatzfamilie harmonisch gestalten, schürt der Film auch Spannung, denn die Umstände von Valéries Tod sind nicht vollständig aufgeklärt und ein ominöses Überwachungsvideo, ein potenzieller Zeuge sowie eine hartnäckige Polizeibeamtin lassen den Fall nicht ruhen. Zudem hält Michelle gelegentlich Zwiesprache mit ihrer toten Tochter und bittet sie um Vergebung. So bemüht der Film etliche stilistische Mittel, legt wiederholt (falsche) Fährten aus und kann sich auch nicht recht entscheiden, ob er ernstes Familiendrama, schwarze Komödie oder Krimi sein will.

Dass Ozon recht beiläufig erzählt, ist für ihn nicht ungewöhnlich. Da er auf die Überzeichnung seiner frühen Filme wie etwa „8 Frauen“ verzichtet, erscheint „Wenn der Herbst naht“ eher wie ein Chabrol light. Dafür rückt er zwei alte Damen in den Mittelpunkt. Die in Frankreich Kultstatus genießenden Aktricen Hélène Vincent und Josiane Balasko füllen ihre Rollen mit Bravour aus; Vincent kann ihrer Figur auch eine Prise Mysterium und Verschlagenheit mitgeben.

Erschienen auf filmdienst.deWenn der Herbst nahtVon: Kira Taszmam (1.10.2025)
Vorsicht Spoiler-Alarm!Diese Filmkritik könnte Hinweise auf wichtige Handlungselemente enthalten.
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