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Filmkritik
Wanda kommt zu spät aufs Gericht. Ihr Mann wartet schon. Sie wehrt sich nicht, als er behauptet, sie sei eine lausige Hausfrau gewesen. Die Kinder seien bei ihm besser aufgehoben, sagt sie zum Richter. Die Scheidung wird ausgesprochen. In der Fabrik, in der sie gearbeitet hat, will man sie nicht mehr; sie arbeite zu langsam. Ihr Lohn für zwei Tage: 24 Dollar, nach Abzug der Steuern bleiben 9,87. Es geht uns allen so, tröstet der Boß heuchlerisch. (Das Bild zeigt, was man für die vielen Steuern bekommt: Schmutz und Armut, im reichsten Land der Welt.) In einer Bar bezahlt einer ihr Bier. Sie geht mit ihm. Am nächsten Tag steigt sie unterwegs aus dem Wagen, um ein Eis zu kaufen, er fährt davon. Sie ist wieder mal ausgenützt worden - jetzt als Geliebte. Im Kino schläft sie ein. Das Geld wird ihr gestohlen. Nachher, sehr spät in der Nacht, geht sie in eine Bar. Der Mann an der Theke ist erschreckt und nervös. Er ist ein Einbrecher. Der Barkeeper liegt geknebelt am Boden; Wanda sieht ihn nicht. Mr. Dennis, der Einbrecher, wird sie nicht los. Sie fahren im gestohlenen Wagen, er schlägt sie, spricht kaum mit ihr, kommandiert sie herum, wirft die neuen Kleider, die sie gekauft hat, auf die Straße. "Ich hatte nie etwas, habe nichts und werde nie etwas haben", sagt sie, "ich bin dumm." "Wer nichts hat, ist kein Amerikaner, ist nichts, der ist wie tot", sagt Mr. Dennis. In einer Bank lockt ihn das große Geld. Wanda erklärt sich nach längerem Weigern bereit, den Coup mitzumachen. Sie kommt zu spät in die Bank; Dennis ist erschossen. In einer Bar wird sie von einem Soldaten aufgegabelt. Doch diesmal wehrt sie sich, rennt davon, wieder in eine Bar, wo sie sitzenbleibt. Bis der nächste kommt. - Ein Film über das andere Amerika, das abstoßende, kalte, unpersönliche. Die zwei Hauptdarsteller sind vorzüglich. Die Qualität des Filmmaterials ist oft schlecht, die Aufnahmetechnik nicht brillant. Aber das muß sein, sonst ging vieles an Nähe und Unmittelbarkeit verloren. Das Thema: Emanzipation, gezeigt an einer gewöhnlichen, vielleicht sogar unterdurchschnittlichen Frau, die nicht unbedingt sympathisch ist. Mitleid bleibt aus. Um so erschreckender die Aussage. Wanda, willenlos, kontaktarm (weshalb?), kommt offenbar ohne Mann noch weniger zurecht als mit. Ihr Aufbegehren muß scheitern. Gewisse Längen scheinen notwendig, damit sich Monotonie und Melancholie auf den Zuschauer übertragen. Überflüssig, sogar störend: der Bankraub in seiner übertriebenen, reißerischen Aufmachung. Es bleibt die Frage, wieweit dieses Einzelschicksal verallgemeinert werden kann, darf oder muß.