Kekse und Popcorn für ein großartiges Kinoerlebnis

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Filmplakat von Wald:Sinfonie

Wald:Sinfonie

70 min | Dokumentarfilm, Musik | FSK 12
Szene %1 aus %Wald:Sinfonie
Film und Gespräch mit dem Regie-Team Nis Dettmann und Meri Koivisto! Am Freitag, 23. August, um 18:30 Uhr bei uns. Eine kleine, abgelegene Stadt im Norden Finnlands beherbergt seit über 40 Jahren das größte Kammermusikfestival Nordeuropas. Was passiert wenn Motorsäge und Cello sich treffen? 600 Kilometer nördlich von Helsinki liegt mitten im finnischen Wald die kleine Stadt Kuhmo. Auf den Straßen ist wenig los, der Supermarkt im Zentrum geht regelmäßig in die Insolvenz und wichtige Dinge bespricht man beim Bier in der Sauna. Kurz: Kuhmo ist eine typische finnische Kleinstadt. Mit einer Ausnahme: Dem Kuhmo Kammermusikfestival, welches jedes Jahr im Sommer das kleine verschlafene Nest in eine Metropole verwandelt. Musiker bevölkern mit ihren Instrumenten die Straßen, Menschenmassen strömen von Konzert zu Konzert und Musik schwirrt u¨ber Seen und Feuer. In ruhigen beobachtenden Bildern erzählen Meri Koivisto und Nils Dettmann die Geschichte von zwei gegensätzlichen Welten, die sich einmal im Jahr vereinen: Die Welt von Pertti und Lassi, die seit der Kindheit beste Freunde sind und nun ihren Ruhestand mit Angeln und Eisbaden verbringen, und die trubelige Welt eines hochkarätig besetzten internationalen Musikfestivals. Mit sehr viel Humor tritt WALD:SINFONIE den Beweis an, dass Hochkultur im Hinterwald nicht nur möglich, sondern magisch ist. Eintritt: 9 € Einheitspreis

Vorstellungen

Regina-Palast Leipzig
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Dresdner Straße 56
04317 Leipzig
CiD - Cinema in Döbeln
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Burgstraße 6
04720 Döbeln
Capitol Altenburg
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Teichplan 16
04600 Altenburg
Stadtkino Trostberg
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Heinrich-Braun-Straße 1
83308 Trostberg
Kino Eifel-Film-Bühne
Aachener Straße 15
54576 Dohm-Lammersdorf

Filmkritik

Mitten im Wald spielt ein Mann Akkordeon, ganz für sich allein. Eine Momentaufnahme, die aus einem Film von Aki Kaurismäki stammen könnte, dessen Kino von skurrilen Figuren und weiten nordischen Landschaften geprägt ist. Der Musiker ist nicht der einzige Eigenbrötler in dem essayistischen Dokumentarfilm „Wald:Sinfonie“. Er wird vielmehr von den seit ihrer Kindheit befreundeten Ruheständlern Pertti und Lassi als Leitfiguren getragen, die gemeinsam angeln, grillen, im Eisloch baden und saunieren.

Das verschlafene Tundra-Städtchen Kuhmo, malerisch am finnischen Lammas-See gelegen, ist für solche Aktivitäten wie geschaffen, auch wenn der Ort unter einem rapiden Bevölkerungsschwund und Insolvenzen leidet, wie man aus dem Off-Kommentar erfährt. Viele Geschäfte haben geschlossen. In der Stadt dominieren leere Schaufenster mit verblichenen Aufklebern.

Doch einmal im Jahr erwacht Kuhmo, das 600 Kilometer nördlich von Helsinki liegt, während eines zweiwöchigen Kammermusikfestivals zum Leben. Dann sind doppelt so viele Menschen in der Stadt, die alle in die Kirche zu den Konzerten strömen.

Ab in den kühlen See

Das Kammermusikfestival als Dreh- und Angelpunkt des Films „Wald:Sinfonie“ blickt auf eine langjährige Geschichte zurück. Bereits 1970 wurde es von dem Cellist Seppo Kimanen ins Leben gerufen, der sich auf seiner Suche nach einem geeigneten Ort außerhalb der großen Metropolen mit einem Brief an die Stadt wandte. Seine Idee fiel auf fruchtbaren Boden. Seither kommen jedes Jahr 150 Musiker nach Kuhmo.

Dort ist vieles allerdings ganz anders als bei den prominenten internationalen Musikfestivals in Salzburg, Luzern, Wien oder Berlin. Das beginnt schon damit, dass der Ort weit vom nächsten Flughafen entfernt ist. Die Fahrzeuge, mit denen die Künstler abgeholt werden, fahren im Laufe der zwei Wochen rund 25.000 Kilometer. In Kuhmo schwingen sich dann alle aufs Fahrrad, und nach dem Konzert steigen die Leute nicht in U-Bahn oder Bus, sondern in den kühlen See.

Die Musik aber kommt in dieser „Liebeserklärung an ihre Heimat“, wie die Regisseurin Meri Koivisto ihren Film nennt, zu kurz. Oftmals vernimmt man nur wenige Sekunden lang Schnipsel aus Werken von Bach, Mozart, Zelenka, Brahms, Schostakowitsch oder Bartok. Das ist sehr schade, denn die Chance, Interesse an Kammermusik zu wecken, die heute einen schweren Stand hat, wird durch eine solche Geringschätzung verschenkt.

In erster Linie widmen sich Koivisto und ihr Co-Regisseur Nils Dettmann unspektakulären Details während der Vorbereitungen des Festivals. Da geht es um Instrumententransporte, Anmietungen von Wohnungen für die Künstler, Werbematerialien, Einweisungen von neuen Mitarbeitern und interne administrative Abläufe. Die Kamera richtet sich meistens auf Ereignisse hinter den Kulissen und um das Festival herum. Dabei hätte man durchaus mehr von den Musikern des belgischen Danel Quartetts erfahren wollen, die „Wald:Sinfonie“ bei ihren Proben und Auftritten begleitet. Beispielsweise, warum sie trotz Mückenplage immer wieder nach Kuhmo kommen. Oder was das Besondere dieses Festivals im Vergleich zu anderen in Kronberg im Taunus, in Davos oder Lockenhaus ist? Und warum Schostakowitschs achtes Streichquartett, das mit wenigen Takten im Film wiederkehrend Raum findet, so gut an diesen Ort passt?

Eine eigenwillige Studie

„Wald:Sinfonie“ geht auch kaum der Musikbegeisterung in Finnland nach. Das drollige Pärchen Pertti und Lassi, das keine klassische Musik mag, ist dafür nicht repräsentativ. Denn im internationalen Klassikbetrieb bringt gerade Finnland mit Dirigent:innen wie Susanna Mälkki, Pietari Inkinen und dem Shootingstar Klaus Mäkelä aktuell mehr große Talente als jedes andere Land hervor.

Aber auch für die intime Form der Kammermusik ist Kuhmo nicht der einzige Ort in Finnland. In den 1980er-Jahren initiierten Dozenten der Musikhochschule in Pihtipudas, einem am Nordrand der Finnischen Seenplatte gelegenem Ort, ein Festival, das Amateuren Gelegenheit bot, gemeinsam Meilensteine der Kammermusik zu erarbeiten. Diese spannenden Phänomene lässt der Dokumentarfilm außer Acht. Immerhin bescheren die imposanten Aufnahmen vom See und Natur im Breitwandformat optische Schauwerte. Eine Sinfonie, wie der Titel suggeriert, ist der Film allerdings nicht; eher eine eigenwillige, streckenweise recht zähe sozio-geografische Studie.

Erschienen auf filmdienst.deWald:SinfonieVon: Kirsten Liese (4.9.2024)
Vorsicht Spoiler-Alarm!Diese Filmkritik könnte Hinweise auf wichtige Handlungselemente enthalten.
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