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Filmplakat von Valeria is getting married

Valeria is getting married

76 min | Drama
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Christina aus der Ukraine ist über einen "Braut-zum-Bestellen"-Deal nach Israel gekommen und fühlt sich dort im Vergleich zu ihrem Leben in der Ukraine großartig. Ihr israelischer Ehemann Michael hat für andere israelische Männer eine Vermittlung für eine ukrainische Braut gemacht und dabei auch Valeria, Christinas Schwester, an Eitan vermittelt. Doch Valeria ist anders als Christina und das fragile Gleichgewicht ist gefährdet.

Vorstellungen

Zentralkino Dresden
Zentralkino Dresden
Kraftwerk Mitte 16
01067 Dresden

Filmkritik

Valeria (Dasha Tvoronovich) soll etwas von zu Hause erzählen, vielleicht etwas aus der Kindheit. Doch die junge Frau verrennt sich in eine Geschichte, die alles andere als schön ist und das ohnehin schon vorhandene Unbehagen erst recht verstärkt. Ihre ältere Schwester, so erzählt sie, habe ihr damals ein totes Küken untergeschoben, das auf der Busfahrt nach Hause versehentlich ums Leben kam (den Genickbruch demonstriert sie zu allem Überfluss auch noch mit einer Geste und einem „kkrrrrrr“). Die Erzählung endet damit, dass sie von den beiden Küken das „schlechte“ hatte.

Ist Eytan, der Mann, den Valeria heiraten soll, etwa das „schlechte Küken“? Die Ukrainerin Christina (Lena Fraifeld), die schon vor einiger Zeit für eine arrangierte Ehe nach Israel gezogen ist, scheint es mit ihrer Partie jedenfalls nicht schlecht getroffen zu haben. Vielleicht ist aber auch einfach ihre Haltung pragmatischer. „Ich habe ein gutes Leben, es ist nicht wie im Film, aber es ist das bestmögliche Leben“, beantwortet sie Valerias Frage, ob sie ihren Mann Michael liebe.

Nervosität liegt in der Luft

„Valeria is getting married“ ist ein Hochspannungskammerspiel. Erzählt werden nur wenige Stunden. Nach Valerias Ankunft am Flughafen von Tel Aviv und einem kurzen Zwischenstopp in dem Kosmetikstudio, wo Christina arbeitet, verlagert sich das Geschehen nahezu vollständig in die Wohnung, in der das verheiratete Paar lebt. Hier soll Valeria zum ersten Mal ihren Verlobten Eytan treffen, den sie bisher nur aus Online-Gesprächen kennt. Dass Michael der Betreiber der Heiratsagentur ist, setzt die Begegnung zusätzlich einem Leistungstest aus. Eytan hat für das Arrangement schließlich eine stattliche Summe bezahlt.

Schon bevor der Gast erscheint, liegt Nervosität in der Luft. Michael ist unzufrieden mit der Suppe, die Christina gekocht hat, und berät sich mit seiner Mutter am Telefon. Valeria wirkt gleichzeitig nervös und gelähmt. Ihre Schwester gibt sich alle Mühe, die Aufregung im Raum aufzufangen; die Anspannung steht aber auch ihr ins Gesicht geschrieben. Und dann kommt Eytan – und stellt sich denkbar ungeschickt an. So überfällt er Valeria mit auswendig gelernten russischen Sprichwörtern, darunter auch einer symbolischen Botschaft, „Wenn du Angst vor Wölfen hast, geh nicht in den Wald“, und einem nagelneuen Handy, in das er seine eigene Nummer unter „Eytan, Ehemann“ eingespeichert hat. Zu einem Hebräisch-Kurs hat er seine zukünftige Frau auch schon angemeldet. Durch seinen autoritären Aktionismus wird Valeria zur totalen Passivität verbannt.

Patriarchale Macht und Abhängigkeiten

„Valeria is getting married“ führt die patriarchalen Macht- und Abhängigkeitsverhältnisse vor, die in arrangierten Ehen oft wirksam sind. Dabei stellt die israelische Filmemacherin Michal Vinik das Konsensuelle auch bildtechnisch in Frage. Immer wieder wird der Raum durch fehlende Tiefenschärfe zerschnitten. Im Vordergrund isolieren sich die Schwestern im Gespräch, während die beiden Männer sich im Hintergrund auflösen. Was die beiden Bereiche trennt, ist jedoch nicht nur die Sprache; die Frauen sprechen Ukrainisch miteinander. Christina, so zeigt sich bald, hat für ihr abgesichertes Leben in Israel mit der Aufgabe ihrer Selbständigkeit bezahlt; bevor sie nicht die israelische Staatsbürgerschaft hat, ist sie von ihrem Mann vollständig abhängig. „Bis dahin macht sie alles, was du sagst“, meint Eytan in seiner plumpen Art zu Michael. Natürlich hat er recht.

„Valeria is getting married“ funktioniert fast wie ein Krimi. Die Aussage im Titel des Films wird zunehmend in Zweifel gezogen und sorgt, unterstützt durch ein leicht enervierendes Streichermotiv, für eine durchgehende Spannung. Die Situation verschärft sich, als sich Valeria im Badezimmer einschließt und auch durch gutes Zureden nicht mehr herauskommen will. Michael, der um sein Geld fürchtet, will Eytan eine andere Frau „besorgen“, doch der steigert sich immer mehr in die Rolle des unglücklich Verliebten hinein. Zwischen den gegensätzlichen Interessen, Bedürfnissen und Gefühlen zerrissen ist die eigentliche Hauptfigur Christina. Ihre Position als Ehefrau stellt sich als prekärer heraus als gedacht. Als sie Michael davon abbringen möchte, Valeria mit dem nächsten Flugzeug in die Ukraine zurückzuschicken, stellt er klar, dass er auch sie jederzeit aus dem Haus werfen könnte.

Wie eine Drohung

Michal Vinik bricht den Naturalismus nicht nur mit Unschärfen auf; die blassen Farben des Films haben überdies einen Hang zum leicht Rotstichigen, als würden sich die kurz vor der Eruption stehenden Erregungszustände nach außen stülpen. Doch so effektiv der Film auch ist, verlässt sich die Inszenierung manchmal etwas zu offensichtlich auf eine Rezeptur, die ganz darauf angelegt ist, eine Atmosphäre der Anspannung und Verkrampfung zu erzeugen. Auch die Perspektiven lassen wenig offen. Das Paar-Foto, das in Michaels Auto am Vorderspiegel baumelt, wirkt plötzlich wie eine Drohung.

Erschienen auf filmdienst.deValeria is getting marriedVon: Esther Buss (28.1.2024)
Vorsicht Spoiler-Alarm!Diese Filmkritik könnte Hinweise auf wichtige Handlungselemente enthalten.
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