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Vorstellungen
Leider gibt es keine Kinos.
Filmkritik
Anfang der 1990er-Jahre probt Kuzma (Iwan Blindar) mit seiner Band in Lwiw für ihr erstes großes Konzert, das drei Tage später stattfinden soll. Doch urplötzlich bricht er die Probe ab, weil sich ihm unverhofft ein guter „Business Deal“ anbietet. Mit gefälschten Dollarscheinen erwirbt er einen Oldtimer, einen „Pobeda“ (das russische Wort für „Sieg“), eine protzige Limousine aus der Stalin-Ära, angelehnt an den Chevrolet Fleetline, der in der UdSSR bis 1958 gebaut wurde. Das gelbe Auto ist eigentlich nur noch eine Schrottkarre und fährt nur, wenn man es schiebt oder mit einer Handkurbel bedient. Doch noch am selben Tag reisen Kuzma und sein Freund Bard (Wolodimir Gewa) damit nach Berlin, denn dort sucht ein Sammler einen „Pobeda“, der ihn gegen einen Mercedes 600 tauschen will. Die Stimmung der beiden jungen Männer ist euphorisch. Laut singen beide zur „Pet Shop Boys“-Hymne „Go West“ mit.
Geld, Ruhm und die Freundin
Die ukrainische Regisseurin Olga Rjaschina verlässt sich auf einen flotten Soundtrack, schöne Landschaftsbilder von den Karpaten bis hin zu Autobahnen und auf Humor, Klamauk und den Charme großer Jungs. Kuzmas Unreife bemängelt auch seine Freundin Barbara (Maria Stopnik), der es wichtiger ist, dass Kuzma seine Band und ihr erstes großes Konzert ernst nimmt. Doch Kuzma will alles: Geld, Ruhm und die Freundin.
Das unterhaltsame Road Movie erinnert damit bisweilen an „Friendship!“ von Markus Goller. Ging es dort um die „Abenteuer zweier Ossis in Ami-Land“, so finden sich in der ukrainischen Mainstreamkomödie, die im Original „Ja ,Pobeda‘ i Berlin“ heißt, zwei Freunde auf dem Weg in die deutsche Hauptstadt wieder. Sie gilt den Ukrainern als wildes Mekka und wird genauso gefilmt. Kreuzberg besteht aus einem pittoresken Hinterhof, in dem eine ausländische Gang das Sagen hat. Das führt schnell zu Konflikten. In erster Linie feiern Kuzma und Bard jedoch Partys und retten ein hübsches türkisches Mädchen vor gewaltbereiten Männern. Das wird beiden noch zugutekommen.
Auf den Spuren von Andrij Kuzmenko
Der Film basiert auf der in der Ukraine äußerst erfolgreichen Autobiographie „Ja, ,Pobeda‘ i Berlin“ des populären Musikers und Sängers Andrij Wiktorowitsch „Kuzma“ Kuzmenko aus dem Jahr 2006. Kuzma, der Frontsänger der Band Skryabin, starb 2015 im Alter von 45 Jahren bei einem Verkehrsunfall. Die Dreharbeiten begannen bereits 2020, wurden dann wegen Corona unterbrochen. Schon vor dem russischen Überfall auf die Ukraine im Februar 2022 war das Werk abgedreht. Mit zwei Jahren Verspätung startete der Film dann im März 2024 in der Ukraine. Kino ist dort sehr preiswert. Eine Eintrittskarte bekommt man schon ab 2,50 Euro. Das Budget des Films betrug nur 1,3 Millionen Dollar und wurde längst wieder eingespielt, denn allein in den ersten zehn Wochen sahen 400 000 Zuschauer den Film.
In Deutschland kam er unter dem Titel „Rocky Road to Berlin“ zunächst als Eventstart Ende Mai in die Kinos und wird von der ukrainischen Community gut angenommen. Wenn man sich den Film im Kino mit vielen Ukrainerinnen und Ukrainern anschaut, gerät man in eine höchst vergnügliche interaktive Vorstellung. Schon kurz nach Filmbeginn werden die Handys gezückt und Fotos und kurze Videos aufgenommen. Bei den Songs wird lautstark mitgesungen und am Ende dankbar geklatscht. Deshalb schaut man auch gnädiger über die Schwächen des Films hinweg, seinen mitunter pubertierenden Humor und die klischeebeladene Darstellung ausländischer Gangs in Berlin.
Ein sympathischer Wohlfühlfilm
„Rocky Road to Berlin“ ist ein Wohlfühlfilm, keine gehobene Filmkunst, dafür aber liebevoll und sympathisch. Vor allem der Soundtrack ist mitreißend. Viele ukrainische Bands haben Coversongs von Kuzmas Band „Skryabin“ eingespielt. Der Film erinnert damit auch an den charismatischen Musiker, der in Deutschland noch entdeckt werden kann. Er zeigt außerdem eine unbeschwerte, optimistische Generation junger Menschen in der Ukraine, die es so heute nicht mehr gibt. Spätestens wenn in Kino-Vorführungen auch verletzte ukrainische Soldaten sitzen, wird man von der kriegerischen Gegenwart eingeholt. Es ist dennoch schön, dass dieser Film an eine bessere Zeit erinnert und somit auch wieder ein wenig Hoffnung für die Zukunft macht.