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Filmkritik
Als Schauspieler ist Michael Dorsey praktisch nicht mehr zu vermitteln, wie ihm sein Agent mitteilt. Er gilt als schwierig, nimmt sich heraus, über jede mimische Äußerung zu diskutieren und seinen Text zu verändern, wenn es seine Ansicht von der Rolle erfordert. Infolgedessen muß er sich als Kellner durchschlagen und kann seiner Leidenschaft für die Schauspielkunst nur im Rahmen einer kleinen Schauspielschule nachkommen. Eines Tages wird Sandy, eine befreundete Schauspielerin, beim Vorsprechen für eine Rolle in einer kommerziellen "Seifen-Oper" aus dem Krankenhausmilieu rüde abgelehnt. Michael faßt einen verzweifelten Entschluß: Um endlich wieder spielen zu können, bewirbt auch er sich für diese Rolle - verkleidet als selbstbewußte, altjüngferliche Dorothy Michaels. Er bekommt die Rolle, nicht zuletzt, weil sein ungewöhnliches Auftreten irritiert, aber auch fasziniert. Dorothy wird über Nacht zum Star der Seifenoper und zum guten Geist der Darstellertruppe, weil sie den selbstgerechten Regisseur Ron in seine Schranken weist und ihrer Kollegin Julie, die eine ewig herumgestoßene junge Krankenschwester spielt, Selbstbewußtsein und Zuversicht vermittelt. Michaels komplizierte Identität als Mann, der eine Frau spielt, die eine Frau spielt, bereitet ihm zunehmend Schwierigkeiten. Er vermag seine - immer sorgfältig vorbereiteten - Rollenwechsel kaum mehr zu verheimlichen. Im übrigen hat er sich bald in Julie verhebt, die ihn als Dorothy zu ihrer Freundin gemacht hat. Julie wiederum hat Probleme mit den Gefühlen für ihre Kollegin, zumal sich auch noch ihr verwitweter Vater für Dorothy zu interessieren beginnt. Michael -hin- und hergerissen zwischen seiner Leidenschaft für die Rolle (nur wenn er spielt, fühlt er sich wirklich lebendig) und seiner Zuneigung zu Julie - sieht sich mit zahlreichen komplizierten Situationen konfrontiert. Sein Erfolg als neuer Star der Serie und ein lockender gutdotierter Vertrag tragen nicht gerade zur Entflechtung der Lage bei. Endlich durchschlägt Michael den "gordischen Knoten". Bei einer Live-Ausstrahlung der Serie enttarnt er sich als Michael Dorsey, verliert dadurch zwar alle Aussichten auf Karriere und erfolgreiche Schauspielerexistenz, ermöglicht aber eine Liebesbeziehung zu Julie.
Zweifellos begibt sich dieser Film auf eine schmale Gratwanderung. Modische Transvestitenfilme gibt`s genug und zweifelhaft-komische "Charleys Tanten" im Stile karnevalistischer Verkleidungskünste werden auch nicht gerade begierig erwartet. Regisseur Pollack und Hauptdarsteller Hoffman schaffen es jedoch,in keines dieser Klischees zu verfallen. Zwar ist der ganze Film als Komödie angelegt, aber Dorothy ist dennoch ein glaubwürdiger Charakter, vor allem weil der Zuschauer im Spiel Dustin Hoffmans seine Auseinandersetzung mit dieser Figur miterlebt. Überhaupt lebt dieser Film aus dem Spiel mit den drei verschiedenen Persönlichkeiten, die Dustin Hoffman oft im gleichen Augenblick verkörpern muß. Eine winzige Rhythmusveränderung in der Gestik, eine kleine Verschiebung in der Mimik, Veränderungen in der Sprache lassen teilhaben an der Auseinandersetzung mit den Rollen - an der Produktion des darstellerischen Prozesses. So ist dieser Film trotz einiger Hinweise in den Monologen Michaels als Dorothy auf eine Emanzipationsthematik - Michael lernt natürlich etwas über Männer- und Frauenrollen - vor allem ein Film über die Schauspielerei und ein lockerkomödiantischer dazu. Man lacht nicht über den Mann in Frauenkleidern, vielmehr entsteht die Komik aus den Verzerrungen, die das Spiel mit den verschiedenen Rollen erzeugt.