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Filmkritik
Über 35 Jahre nach seiner deutschen Erstaufführung (am 6. September 1948) kommt dieser Ballettfilm erneut in die Kinos, der eine ins Surreale übersteigerte Tanzwelt von betörender Schönheit (nach H. C. Andersens Märchen "Die roten Schuhe") mit einer realen Rahmenhandlung kombiniert. In ihr verlängern sich die Leitmotive um Verwirrung und schmerzliche Zerrissenheit angesichts des unlösbaren Konfliktes zwischen Kunst und Leben (vgl. Kritik (fd 218)).
Besprechung aus Heft 7/1949:
Das Ballett hat im allgemeinen einen stark erzählerischen Charakter und bezieht seine Suggestivkraft nicht zuletzt aus der Übereinstimmung mit Rhythmen des Lebens. Der englische Film "The red shoes" versucht sogar, den Grundgedanken des zentralen Märchenballetts in der Rahmenhandlung sich auswirken zu lassen. Boris Lermontov, der Ballettgewaltige, gibt zwei Neulingen eine Chance: der Ballerina Viktoria Page und dem Komponisten Julian Craster. Er vertraut ihnen das choreographische und szenische Arrangement nach H. C. Andersens Märchen "Die roten Schuhe" an: ein Mädchen kommt zu den roten Zauberschuhen, die ewig tanzen. Sie tanzen mit ihm durch die Zeit, durch die Menschen. Alle Rettungsversuche mißlingen vor dem Dämon des Tanzes. Der Tod erst löst den Zauber. - Dieses Ballett wird für die fernere Handlung bestimmend. Die Ballerina und der Komponist verlassen die Truppe, weil Lermontov ihrer Liebe nicht den Konsens geben will. Doch eines Tages sieht sich Viktoria Page vor die Alternative gestellt: das Ballett oder ihr Gatte! In ihrer Verwirrung und schmerzlichen Zerrissenheit stürzt sie sich zu Tode. - Gegen den Schluß erheben sich Bedenken. Die Rahmenhandlung entbehrt jeden Märchencharakters; die Lösung ist deshalb nicht deutbares Märchensymbol, sondern eher das Ende einer fatalistischen Zwangsläufigkeit. Das zentrale Ballett nach Andersen ist die gewichtige Leistung dieses Filmes -, eine Leistung, die wohl in der Geschichte des Films wie des Balletts einzig dasteht. Das Ballett wurde nicht einfach photographiert, sondern alle filmischen Gestaltungsmöglichkeiten, vorab Einstellung und Montage, sind voll beteiligt. Die Farbgestaltung ist hier schlechthin vollendet (der ganze Film ist in dieser Richtung sehr sauber), und die souveräne Verfügung über das Irreale, wie sie nur dem Film möglich ist, läßt daran denken, daß wir es hier mit einem Prototyp des Filmballetts zu tun haben.