



Vorstellungen
Filmkritik
Hohoho! So funktioniert der Humor „Marke Stromberg“. Das Timing oder der Aufbau einer Pointe, handwerklich in fünf Staffeln der Fernsehserie und nun auch im Kinofilm überwiegend ordentlich umgesetzt, sind eher nebensächlich. Im Zentrum des humoristischen Konzepts steht die Verblendung des Versicherungsabteilungsleiters Bernd Stromberg, inklusive seiner großkotzigen, oft rassistischen oder sexistischen Redewendungen. Der kalkulierte Tabubruch ist dabei nie ohne heimliche Komplizenschaft zu haben. „Gandhi“ zu einem Mitarbeiter indischer Abstammung zu sagen, das macht man natürlich nicht, aber: Hohoho, der traut sich was! Oder: „Firmenfeiern sind wie das Letzte Abendmahl. Immer zu wenig Weiber, das Essen ist schlecht, und am Ende gibt’s Ärger.“ Na dann! Denn schließlich fährt Stromberg mit seiner Abteilung doch zum Jubiläum der „Capitol“-Versicherung in ein Landhotel. Das stellt die Filmemacher vor größere Herausforderungen: Denn die bloße Abfolge von Herrenwitzen, die Christoph Maria Herbst in der Serie mit einer so hemmungslosen Hybris präsentiert, dass sich diese allein schon an der physischen Durchschnittlichkeit, ja Mickrigkeit dieser Figur entlarvt, reicht für die Kinoleinwand bei weitem nicht aus. Was es braucht, ist eine Spielfilmhandlung. Also nehmen Strombergs verheiratete Kollegen Tanja und Ulf Steinke ihren Ziehsohn Marvin mit, der ohnehin eine Belastungsprobe für die Beziehung ist und auf der Feier auch noch überall männliche Geschlechtsteile hinkritzelt; Berthold „Ernie“ Heisterkamp organisiert mal wieder viel zu bemüht den Ausflug der Truppe und schleimt sich aufs peinlichste bei den großen Tieren der Zentrale ein, die schließlich zur Jubiläumsfeier geladen haben; und außerdem findet im Landhotel ausgerechnet die Hochzeit des Ex-Freunds der Sachbearbeiterin Jennifer statt, an die Stromberg sich nach wie vor schamlos heranmacht. Doch als der Plot zwischen saufenden Alleinunterhaltern, pöbelnden Anzugträgern und der Präsentation lächerlicher Versicherungs-Image-Filmchen zu versanden droht, gelingt dem Drehbuchautor Ralf Husmann eine entscheidende Variation der Dramaturgie. Die Serie war vor allem deshalb so populär, weil sie als nur leicht zugespitzte Darstellung des realen Büroalltags verstanden wurde. „Stromberg“-Fans beteiligten sich ja auch an der Produktion des Kinofilms, der schon vor Drehbeginn als Crowdfunding-Phänomen Furore machte. Doch wenn die Filmemacher nun die Unglaubwürdigkeiten und Exzesse fürs Kino dramatisch übersteigern – mit unübersehbaren Seitenhieben auf die tatsächlichen Lustreisen der „Ergo“-Versicherung –, dann wandelt sich damit auch das Image der Figur Stromberg. Dem gelingt es tatsächlich, sich in diesem Sündenpfuhl der Mächtigen als Saubermann darzustellen; nachdem ihn ein Blick in die Hinterzimmer der Macht seinen Job gekostet hat, inszeniert er sich selbstbesoffen wie eh und je als Märtyrer und Revolutionär. Soll man ihm das abnehmen? Auf keinen Fall, denn die bittere Pointe des Films besteht ja gerade darin, dass es stets die Opportunisten sind, die durchkommen.