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Filmkritik
Lizzie (Lauren Lyle) feiert ihre Hochzeit in der Karibik – mit allem Kitsch, Pomp und Luxus, der dazugehört. Alles ist perfekt durchgeplant: Das Ressort ist gebucht, die Hochzeitsgesellschaft ist ausgesucht, Vorspeise, Hauptgang und Nachtisch sind festgelegt, der DJ ist angeheuert und die vier besten Freundinnen sind auf dem Weg ins Hochzeitsparadies. Nicht allzu perfekt sind die Pläne von Trauzeugin Ruth (Ellouise Shakespeare-Hart). So ist diejenige, die die letzte im Quartett, Meg (Hiftu Quasem), vom Flughafen abholen soll, ihre Ex-Freundin Kayla (Natalie Mitson). Bei einem gewalttätigen Übergriff auf das Paar, den Kayla durch den Streit mit einer Gruppe Jugendlicher in London provoziert hatte, wurde nicht sie verletzt, sondern Meg, die dem Streit aus dem Weg gehen wollte. Seitdem leidet Meg unter einer Angststörung.
Der Ex-Freundin zu begegnen, macht das erst einmal nicht besser, aber die fünf Freundinnen finden schließlich auch dafür eine Lösung. Auf dem Bootstrip, den die Gruppe einen Tag vor der Hochzeit unternimmt, organisiert von der fünften im Bunde, Cam (Nicole Rietsu Setsuko), wird das Ex-Pärchen auf der einen Seite der kleinen unbewohnten Insel abgesetzt, die alle zusammen ansteuern, während die anderen drei am Strand warten.
In den Gewässern des Hai-Horrorfilms
Besagter Strand ist freilich nicht das karibische Postkarten-Paradies, für das die Gruppe angereist ist. Ein Hai, der plötzlich auftaucht, beendet den Frieden, den Meg und Kayla soeben geschlossen haben, und verwundet Trauzeugin Ruth schwer. Beim Flucht- beziehungsweise Rettungsversuch der Freundinnen läuft ihr Boot auf ein Korallenriff auf und kommt in den Gewässern an, die der Horrorfilm seit fast fünfzig Jahren wieder und wieder aufsucht. Wenig überraschend ist es, dass der Hai wieder Blut riecht, Lizzie nicht schwimmen kann, das Boot nur eine Schwimmweste bereithält und es draußen auf dem Pazifik keinen Handyempfang gibt. „Something in the Water“ schaltet schnell auf Überlebensmodus um, treibt in den vom Genre ausgiebig befahrenen Gewässern bekannten Gefahren entgegen – und vergisst im Angesicht des mörderischen Hais prompt den für die Ausnahmesituation gestrickten figurenpsychologischen Rahmen.
„Something in the Water“ bleibt weitgehend auf die Formel reduziert, mit der Chris Kentis’ „Open Water“ 2003 zum Low-Budget-Überraschungshit wurde und die Jaume Collet-Serra mit „The Shallows“ (2016) einem ästhetisch aufgemotzten Make-Over unterzog. Anders als besagte Filme bastelt Regisseurin Hayley Easton Street weder an hochambitionierten Hochglanz-Bildern, noch hängt sich ihr Hai-Horror an die Urängste des Pseudo-Found-Footage-Thrillers, der den „Bottle Movie“-Zweig des Genres, also Hai-Filme, die an nur einem Schauplatz (Schiff, Insel) spielen, ursprünglich prägte. „Something in the Water“ ist Genre-Minimalismus in völliger Einfallslosigkeit, so generisch, dass es schwerfällt, ein Alleinstellungsmerkmal des Films zwischen den Klischees zu finden.
Eine wahllose Inkarnation des Trendmonsters
Wo Collet-Serra den Hai als mörderisch-allegorische Ausgeburt verdrängter Traumata und Familienkonflikte auftreten lässt und Kentis die Haie als Teil eines natürlichen Prozesses inszeniert, der nicht ein mörderisch-animalistischer Akt ist, sondern vielmehr das konsequente Ende eines lange hinausgezögerten Sterbens, hat Street überhaupt keine Ahnung, was die Kreatur ihres Films anderes sein könnte als irgendeine wahllose Inkarnation des im Genre offensichtlich unkaputtbaren Trendmonsters. Als solches taucht der Hai zunächst ohne Vorwarnung und eben auch ohne inszenatorische Vorarbeit auf, beißt einmal zu, verschwindet und kündigt sich regelmäßig als billige Rückenflossen-Attrappe wieder an, um das Spiel von neuem zu beginnen.
„Something in the Water“ scheint gänzlich verloren im flachen Wasser des selbst gewählten Genres, weiß nie, wo Suspense, wo Spannung, wo ein Hai und wo kein Hai einen Platz hat. Das Alleinstellungsmerkmal, das sich dabei herauskristallisiert, ist nicht die rein weibliche Besetzung, die nicht ostentativ und aufdringlich, sonderlich als angenehm unaufgeregt gesetzt ist. Es ist der Verzicht auf die Überhöhungen des Genres, der „Something in the Water“ prägt, als einen Film, der kein Verlangen hat nach Grenzüberschreitung oder Geschmacklosigkeit und auch keinen Sexualtrieb, keine Blutrünstigkeit und keinen Fetisch entwickelt. Aber er ist eben auch ein Film, der keine Alternativen anzubieten hat. „Something in the Water“ verneint lieber, mit redlicher Einfallslosigkeit.