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Filmplakat von Shambhala

Shambhala

150 min | Drama | FSK 12
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Im Himalaya geht Pema (Thinley Lhamo) eine polygame Ehe mit Tashi (Tenzin Dalha) und seinen beiden Brüdern ein. Alles läuft gut und sie leben in einer harmonischen Gemeinschaft. Als sie jedoch schwanger wird, wird die Legitimität von ihrem ungeborenen Kind infrage gestellt, als Tashi von einer Reise nicht zurückkehrt. Also macht sie sich, in Begleitung ihres derzeitigen Haupt-Ehepartners Karma (Sonam Topden), auf die Suche nach ihm. Karma ist Mönch und war anfangs nicht begeistert, sein Kloster gegen ein weltliches Leben einzutauschen. Doch er findet immer mehr Gefallen daran. Als er jedoch für dringende Pflichten ins Kloster zurückgerufen wird, muss Pema alleine weitergehen und findet sich auf einer Sinnreise zu sich selbst wieder.

Vorstellungen

Atelier am Bollwerk
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70176 Stuttgart
ODEON Lichtspieltheater Köln
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Lichtspielhaus Fürstenfeldbruck
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Weisshaus Kino Köln
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Monopol Kino München
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Rex Lichtspieltheater Bonn
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Union Filmtheater Immenstadt
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Arena Filmtheater München
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Kommunales Kino Esslingen
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Filmkritik

„Shambhala“ ist der nach „The Black Hen“ zweite Film von Min Bahadur Bham und spielt in der oberen Dolpo-Region im nepalesischen Himalaya. Hier lebt Pema (Thinley Lhamo) in einer der höchstgelegenen Siedlungen der Welt. Pema heiratet. Nicht einen Mann, sondern gleich drei. Die Polyandrie, die Vielmännerei, bei der eine Frau mehrere Brüder einer Familie ehelicht, hat hier Tradition. Sie bringt soziale wie auch wirtschaftliche Vorteile. Die Arbeitskraft der Familie wird gestärkt, das nur knapp vorhandene Ackerland nicht in immer kleinere Stücke aufgeteilt. Zudem ergibt sich daraus auch eine Art natürlicher Geburtenkontrolle.

Bham erzählt in epischer Bedächtigkeit, wie sich Pema für die Hochzeit einkleidet, von ihrem Elternhaus verabschiedet und in die nächste Siedlung zieht. Die Hochzeitszeremonie wird vom Rinpoche (Loten Namling) durchgeführt, dem Vorsteher eines nahegelegenen buddhistischen Klosters. Dort lebt Pemas zweiter Mann Karma (Sonam Topden), der sich um Gesundheit und Wohlergehen des Rinpoche kümmert. Der erste und von Pema bevorzugte Mann Tashi (Tenzing Dalha) lebt auf dem Hof der Familie, ebenso wie Dawa (Karma Wangyal Gurung), der dritte Bruder. Dawa ist noch ein Kind im Primarschulalter und träumt davon, Pilot zu werden. Schon früh in „Shambhala“ zeigt sich daran, wie sich auch in abgelegenen Regionen die Versprechungen moderner Errungenschaften, traditionelle Lebensweise, Religion und Mythen miteinander vermischen.

Der Tanz und die Kamera

Das titelgebende Shambhala verweist auf ein im tibetischen Buddhismus bekanntes mythisches Königreich. Die Hochzeitszeremonie folgt alten Ritualen. An diesen Szenen kann man unschwer erkennen, was Bhams Filmschaffen generell kennzeichnet und ihm eine große Authentizität verleiht: eine gewisse Kamerascheu nicht nur der Hauptdarsteller, die sehr professionell vor der Kamera agieren, sondern auch der aus Laien zusammengestellten Gruppe der Nebendarsteller und Statisten. So wird bei der Hochzeit traditionell in der Reihe getanzt. Die Schrittfolge ist nicht schwierig. Doch der Tanz wirkt auf der Leinwand nicht freudig gelöst; vielmehr verraten Blicke und Gesten der Tanzenden, dass sie sich beobachtet fühlen, was sich manchmal auch in ethnografischen Filmen erkennen lässt.

Nach der Hochzeit kehrt Karma ins Kloster zurück. Pema erlebt mit Tashi und Dawa einige unbeschwerte Wochen. Doch dann begibt sich Tashi mit anderen Männern aus dem Dorf und einem Pulk von Yaks auf eine mehrwöchige Handelsreise, die nach Lhasa führt. Pema bleibt mit Dawa allein zurück und lädt einige Tage später dessen Lehrer Ram Sir (Karma Shakya) zu sich ein, um mit ihm über Dawas schulische Leistungen zu sprechen. Es wird ein lustiger Abend, an dem der Lehrer Dawa Lerntipps gibt, bei dem aber auch viel Alkohol fließt.

Als Pema am nächsten Morgen ihren Gast schnarchend vor ihrem Haus findet, packt sie den sturzbetrunkenen Mann quer auf ihr Pferd und führt ihn nach Hause. Das bleibt nicht unbeobachtet. Als Pema einige Wochen später sichtbar schwanger ist, zerreißen sich die Menschen das Maul. Und als auch noch Dawa droht, Tashi über ihre „Affäre“ zu informieren, beschließt Pema, ihren Mann selbst über das Vorgefallene zu informieren, und reist ihm entgegen. Doch die Gerüchte verbreiten sich auch in abgelegenen Regionen blitzschnell. Als Pema unterwegs erfährt, dass Tashi nicht mit den anderen nach Hause zurückgekehrt ist, wandelt sich ihre Reise immer mehr zur Suche nach sich selbst; nach dem, was sie kann, wer sie ist und was ihre Aufgabe sein könnte.

An Originalschauplätzen gedreht

Sie will allein sein und schickt Karma, der sie auf Bitte von Rinpoche begleitet, nach dem unverhofften Tod des Vorstehers ins Kloster zurück. Im Laufe ihres gemeinsam zurückgelegten Weges ist ihr der zweite Mann ans Herz gewachsen, weil sie seine Gelassenheit, Sanftmut und Lebensklugheit rühren. Doch als dann zwischen den verschneiten Kuppen und Kreten plötzlich das bedrohliche Heulen von Wölfen erklingt, ist das grauweiße Pferd Pemas einziger Begleiter.

„Shambhala“ wurde an Originalschauplätzen in Höhen bis zu 6000 Metern unter mitunter strapaziösen Umständen gedreht. Es gab keine Elektrizität und der geringe Sauerstoffgehalt machte dem Team zu schaffen. Doch die Strapazen haben sich gelohnt: „Shambhala“ taucht tief in die Landschaft und die Natur des Himalaya ein. Die Berge und Täler, Bäche, Steine, Felsen und Pflanzen sind „lebendige“ Teile der Erzählung, die sich in sie einschreibt.

Der Film lebt von seinen beeindruckenden, zum Teil sensationell prächtigen Aufnahmen. Bewundernswert ist auch, wie die Darsteller auch bei Eiseskälte die im Schnee spielenden Szenen meistern. Bham ist ein sehr sorgfältiger Beobachter und bedächtiger Erzähler. Die Gefühle der Figuren zeigen sich in kleinen Gesten; die Story entwickelt sich anhand alltäglicher Handlungen und Begebenheiten. Das Fortschreiten der Zeit misst sich weniger am Wachsen von Pemas Bauch als an einem gelben Pullover, den sie im Laufe ihrer Reise strickt. Ursprünglich war der für Tashi gedacht, doch später bietet sie ihn Karma an.

Das wahre Wunder

Manches in „Shambhala“ setzt ein gewisses Hintergrundwissen voraus. Zudem verzichtet Bham auf jede dramatische Übersteigerung, was den Film aus dem von Hektik und Effekthascherei geprägten Strom filmischer Erzeugnisse herausragen lässt. Doch es lohnt sich, sich auf „Shambhala“ und seine innere Geruhsamkeit einzulassen. Erst so lässt sich erahnen, inwiefern die im Film gelb eingefärbten und leicht theatralisch wirkenden Sequenzen das mythische Shambhala als Paradies repräsentieren. Außerdem sollte man im Hinterkopf behalten, dass Rinpoche ein Titel ist, der vorwiegend an Menschen vergeben wird, die als Wiedergeburt eines früheren Meisters anerkannt werden. Erst dann versteht man nämlich, was Karma während der Reise zu Pema sagt: dass nämlich die Frage nach der biologischen Vaterschaft belanglos sei, weil sich das wahre Wunder des Lebens erst mit der Geburt offenbare. Das wird zum eigentlichen Schlüssel dieses wunderschönen Films, der weniger über weibliche Emanzipation als vielmehr von der Weisheit des (Zusammen-)Lebens erzählt.

Erschienen auf filmdienst.deShambhalaVon: Irene Genhart (27.9.2024)
Vorsicht Spoiler-Alarm!Diese Filmkritik könnte Hinweise auf wichtige Handlungselemente enthalten.
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