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Filmkritik
Ein Lottogewinn im Millionenbereich würde alle unsere Probleme lösen. Ein eigenes Häuschen oder gar eine Villa, Faulenzen bis zum Lebensende am eigenen Pool oder auf der Trauminsel – so stellt man sich das Leben nach einem Sechser im Lotto vor. Aber ist das wirklich das Ende aller Probleme oder nicht vielmehr erst deren Anfang?
Das französische Regisseurs-Duo Maxime Govare und Romain Choay führen die Verheißungen des plötzlichen Reichtums in ihrem schwarzhumorigen Episodenfilm gänzlich ad absurdum. In vier Szenarien gewinnen Menschen Millionen im Lotto – doch glücklich werden sie damit nicht.
Von Glückspilzen und Pechvögeln
Zuerst ist das Glück dem Familienvater Paul (Fabrice Eboué) hold. Er ist mit Frau und Kindern im Auto in den Urlaub unterwegs. Zur Schwiegermutter im Süden, nicht nach Thailand, wie es sich seine Kinder wünschen. Denn die Familie ist pleite. Also schmollen Nachwuchs und Gattin demonstrativ vor sich hin, bis sie im Handschuhfach einen zerknüllten Lottoschein entdecken. Paul hat den Jackpot geknackt, fünf Millionen Euro! Die Freude ist riesig, wird aber schnell getrübt, denn der Lottoschein muss bis 19 Uhr in Marseille eingelöst werden. Auf einer wilden Autofahrt durch volle Straßen, enge Gassen und einen Marktplatz geht einiges zu Bruch, und bald klebt ihnen auch die Polizei an der Stoßstange.
In der zweiten Episode gewinnt die unscheinbare Mittdreißigerin Julie (Pauline Clément) unverhofft 10 Millionen Euro. Als sie glücklich-verträumt eine Straße überqueren will, wird sie von dem Radler Thomas (Victor Meutelet) umgefahren. Das geht mit leichten Blessuren ab, doch der Verkehrsrowdy entpuppt sich prompt als wahrer Traummann. Schnell landen die beiden miteinander im Bett, und Julie schwebt endgültig auf Wolke sieben. Doch ihre Mitbewohnerin warnt: Womöglich ist der vermeintliche Märchenprinz ja nur ein Betrüger! Als Julie ihm eine Szene macht, reagiert Thomas verletzt. Auf wen soll Julie nun hören?
Im wahrsten Sinne des Wortes
In der dritten Episode hat ausgerechnet der Islamist Ahmed (Sami Outalbali) das große Los gezogen. Um beim Kauf einer Sim-Karte, die er für ein Selbstmordattentat noch braucht, nicht aufzufallen, erwirbt er schnell noch ein Pornoheft und einen Lottoschein dazu. Als er dann mit seinen beiden Komplizen mit Sprengstoffwesten in öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs ist, flimmern die Gewinnzahlen über die Monitore: 40 Millionen Euro waren im Lostopf! Die Noch-Nicht-Attentäter wollen ihr Vorhaben vertagen und lieber das Geld einstreichen. Doch die hypernervösen Männer mit ihrer explosiven Ladung am Körper sitzen im wahrsten Sinne des Wortes auf einem Pulverfass.
In der vierten Episode schaut der alte Henri im Seniorenheim der Ziehung der Lottozahlen zu. Als er realisiert, dass er den Hauptpreis von 60 Millionen Euro gewonnen hat, erleidet er vor Aufregung einen tödlichen Herzinfarkt. Die zu Hilfe eilenden Pfleger:innen, darunter die moralisch eigentlich sehr integre Sandra (Anouk Grinberg), teilen das Geld untereinander auf, kündigen und genießen anschließend ein Luxusleben. Doch dann stirbt einer der fünf auf mysteriöse Weise, und er wird nicht der einzige bleiben.
Geldgier ist eine universelle Sucht
Mit viel Verve und Lust an grober Überzeichnung inszenieren Govare und Choay die verschiedenen Episoden, die nacheinander spielen und sich nicht überschneiden. Sie sind eindeutig im Komödienfach angesiedelt und verhandeln sehr menschliche Empfindungen wie Neid und Gier, aber auch Gewissensbisse. Die Quintessenz aller vier Erzählungen ist schlicht die, dass Geld allein nicht glücklich macht. Die Regisseure skizzieren Figuren aus der Mitte der Gesellschaft, die unglücklich sind und viel zu gewinnen oder nichts mehr zu verlieren haben. Bei der Aussicht auf eine beträchtliche Summe Geld möchte keine und keiner verzichten. Geldgier ist eine universelle Sucht, der nur wenige widerstehen können.
Auch anfangs unmaterialistische Protagonisten werden vom Geld verdorben, und bei zunächst Skrupellosen melden sich später die Gewissensbisse. De facto werden alle zu Kindern, die sich im Bonbonladen wohlfühlen und alles darin kosten wollen. Der Film handelt auch davon, zu welchen Listen Menschen greifen, um sich auf Kosten anderer zu bereichern. So entsteht das Bild einer Gesellschaft von Individualisten, die weder verzichten noch teilen wollen, sobald sie zu Geld gekommen sind. Der schnöde Mammon korrumpiert und verdirbt den Charakter.
Banale Erkenntnis, aber amüsante Momente
Für diese einigermaßen banale Erkenntnis hätte es keines weiteren Films bedurft, zumal andere Filmschaffende das in anderen Komödien oder Genres schon treffender und eindrücklicher beschrieben haben.
Dennoch unterhält „Sechs Richtige“ leidlich und verfügt über amüsante Momente. In zwei Episoden spielen Lieder der französischen Pop-Sänger Jean-Jacques Goldman und Daniel Balavoine eine Rolle. Und an einer Stelle bewahrheitet sich auf vergnügliche Weise eine fatalistische Verschwörungstheorie, die an die Filmreihe „Final Destination“ oder auch an die englische Satire „Four Lions“ erinnert.
Solche Anspielungen auf die Popkultur sind beabsichtigt, genauso wie etliche parodistische Elemente. „Sechs Richtige – Glück ist nichts für Anfänger“ erweist sich damit nicht als besonders neu, arbeitet aber gekonnt die Absurdität der jeweiligen Szenarien heraus.