- RegieJohn Badham
- ProduktionsländerVereinigte Staaten
- Produktionsjahr1978
- Dauer119 Minuten
- GenreDramaMusikLiebesfilm
- Cast
- AltersfreigabeFSK 12
- IMDb Rating6.8/10 (65465) Stimmen
Vorstellungen
Filmkritik
"Du bist ein Abziehbild, ein Nichts, ein Niemand, und du weißt nicht, wo du hin willst.", muß sich Tony Manero, ein 19jähriger Verkäufer in einem Farbengeschäft sagen lassen. Mal fühlt er sich wie Bruce Lee und zieht mit seiner Gang im Stadtteil Brooklyn herum, dann wieder schlüpft er zum Wochenende in die Rolle des Königs der Disco-Tänzer. In der Discothek findet er die Bestätigung, daß er "der beste" ist. Die Mädchen laufen ihm nach, doch Tony interessiert sich bald nur noch für Stefanie, die nicht nur hervorragend tanzt, sondern auch den Sprung von Brooklyn nach Manhattan geschafft hat, wo das Leben viel besser sei, wie sie unaufhörlich betont. Tony kann sie für den Tanzwettbewerb in der Discothek als Partnerin gewinnen, seine Annäherungsversuche weist sie kokett zurück. Mit dem Gewinn des Preises kündigt sich auch schon eine Wende an: Tony findet das Urteil der Jury ungerecht, mit Stefanie gibt es Krach. Dann stürzt noch einer von Tonys Freunden bei einer tollkühnen Mutprobe von der Brücke, und Tony verläßt das Milieu, in dem er aufgewachsen ist. Er läuft zu Stefanie nach Manhattan, will ganz neu anfangen und nichts weiter sein als ihr Freund. - John Badham ist es weitgehend gelungen, die Situation der Jugendlichen, die den Ausgleich für ihr graues Leben im grellbunten Disco-Nirwana suchen, mit der Kamera einzufangen. Tony wird selbst in der Woche den hämmernden Sound nicht los. Die Anfangssequenz zeigt ihn auf den Straßen Brooklyns. Aus dem "Off" erklingt ein Song im Disco-Rhythmus und schon erscheint die einfache Fortbewegung, unterstützt durch rhythmischen Schnitt, als ein "Gehen nach Musik", als Tanz. Tonys Versuch, aus der Menge herauszuragen, führt zu einer ununterbrochenen Selbstinszenierung, er posiert vor dem Spiegel, das Umkleiden wird zum Ritual. Auch beim (einfühlsam gefilmten) Tanz zeugt jede Körperbewegung von eitler Selbstgefälligkeit. Tony weiß sehr wohl, daß die Discothek kein Lebensinhalt für immer ist. Es ist eine Übergangsphase. Charakteristischerweise spielt die Brücke nach Manhattan eine geradezu symbolische Rolle. Nachts veranstaltet die Gang dort akrobatische Mutproben, hier trennt sich der Held nach dem Tod eines Freundes von den anderen und geht nach Manhattan. John Travolta, der schon als "neuer Astaire" und "neuer James Dean" bezeichnet und damit wohl allzu voreilig mit Lobessprüchen bedacht wurde, verkörpert den Helden als widersprüchliche Figur, ein junger Mann, der sich als eitler Pfau aufspielt, aber beim Essen mit vollem Mund drauflos redet, der Mädchen routiniert abblitzen läßt, aber ebenso unsicher wird, als er sich wirklich verliebt. So richtig viele Einzelheiten gesehen sind (der rüde Umgangston der Jugendlichen, ihr Verhältnis zum Sex), so oberflächlich bleiben doch viele wichtige Themen (das autoritäre, streng katholische Elternhaus; der Bruder, der sein Priesteramt aufgibt). Der Film bezieht kaum Distanz zu seinem Helden. Wenn sich Tony in Pose wirft, unterstützt ihn die Kamera, indem sie ihn aus der Untersicht aufnimmt. Der Schluß mit der Absage des Helden an rüde Kraftmeierei und brutalen Sex und der Hoffnung auf die "reine" Freundschaft und den Neuanfang in Manhattan ist lange vorauszusehen und alles andere als überzeugend. An der Faszination der Discotheken-Welt und dem Disco-Sound als Lebensrhythmus versagt sich der Film schon deshalb eine ernstzunehmende Kritik, weil die LPs mit der Musik zum Film mit Hilfe von John Travolta alias Tony Manero an die Disco-Fans verkauft werden sollen.