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- RegieTinto Brass
- Dauer110 Minuten
- GenreDramaKriegsfilm
- Cast
Vorstellungen
Leider gibt es keine Kinos.
Filmkritik
Zu welchen Formen die Ideologisierung und Verdinglichung der Sexualität durch die Nationalsozialisten führte, beweist Himmlers „Lebensborn“-Projekt. Die Verquickung von Spionage mit Sexualität ist aber nicht nur ein Merkmal des Nationalsozialismus, wie „Salon Kitty“ weiszumachen versucht. Auch wenn die Nazis in Berlin zu Spionagezwecken ein mit Abhöranlagen gespicktes Bordell für Diplomaten, Parteigrößen und hohe Offiziere unterhielten. Aus dieser Tatsache schindet der miserabel gespielte Film nur „nackte Tatsachen“. Pornografie ist Trumpf; das angebliche Aufzeigen von ursächlichen Verbindungen zwischen Sexualität und Faschismus nur ein Vorwand.
Die Dirne und der Offizier
Man hat den Eindruck, dass der italienische Regisseur Tinto Brass den „Stoff“ nur benutzt, um ähnlich wie in „Attraction“ unter dem Mantel der Scheinauthentizität seine Vorstellungen von der totalen Freisetzung der Sexualität durch bestimmte politische oder gesellschaftliche Verfassungen einmal mehr zu illustrieren.
Zwischen drastischen Perversitätsschilderungen reduziert sich die Handlung auf die klischeehafte Abartigkeitsstudie eines machtsüchtigen und sich selbst vergötzenden SS-Untergruppenführers sowie auf die Liebesgeschichte zwischen einer Dirne und einem Fliegeroffizier, der wegen seiner todbringenden Bombenabwürfe von Schuldvorwürfen gequält wird und aus dem Krieg „aussteigen“ will.
Als die der SS über die Abhöranlage zu Ohren kommt, wird er liquidiert. Schmerzerfüllt wandelt die Dirne sich zur Rächerin. Sie verführt den für das Bordell verantwortlichen SS-Offizier zu sexuellen Exzessen, entlockt ihm seine wahre Einstellung zum NS-Regime sowie das Geheimnis seiner jüdischen (!) Abstammung und liefert ihn mit den auf Tonband mitgeschnittenen Geständnissen seinem Vorgesetzten und damit dem sicheren Tode aus.
„Opernrauschige“ Inszenierung
Wie die Kolportage, so auch der Rahmen. Unverkennbar hat sich Brass am Opernstil von Luchino Viscontis „Die Verdammten“ orientiert. Doch was bei Visconti alptraumhafte Monstrosität war, ist hier nur billiger Schwulst. Bar aller entlarvenden oder zeiterhellenden Wirkungen kann der Film allenfalls dazu verleiten, sich einmal analytisch der Frage zuzuwenden, welche Projektionszwänge ausgerechnet italienische Filmschaffende von Visconti bis zu Cavani immer wieder veranlassen, Sex- und Faschismus-Komplexe deutscher Provenienz opernrauschig und in „schöner Dämonie“ darzustellen.