









Cast
Vorstellungen










Filmkritik
Ein etwas übergewichtiger schwarzer Jugendlicher hält einem über 70-jährigen weißen Mann einen Revolver ins Gesicht. Der Junge nennt sich DJ (Miles J. Harvey), fungiert als Erzähler und nimmt wortreich in die erste von vielen Rückblenden mit, die nur wenige Tage zurückliegt. Prompt kommt es zur ersten Überraschung, denn DJ wird von seinem Vater Vince (Ed Harris) zu einem Bier eingeladen, der sich als exakt derselbe Mann entpuppt, den DJ eingangs mit der Pistole adressiert hat. Beide führen eine ernsthafte Vater-Sohn-Unterhaltung über das Mädchen, das DJ liebt, die aber einen attraktiven Football-Spieler vorzieht. Dann kommt die Mutter Sandy (Gabrielle Union) nach Hause.
Auf der Flucht
Regisseur Dito Montiel liebt Überraschungen und vor allem Rhythmuswechsel. Oft geht es in „Riff Raff“ fast aufreizend ruhig zu, bis urplötzlich neue Figuren auftauchen und die Ruhe in Hektik und Gewalt umschlägt. So wird das bürgerliche Leben der dreiköpfigen Familie empfindlich gestört. Mitten in der Nacht platzt der Kleinkriminelle Rocco (Lewis Pullman) mit seiner hochschwangeren Freundin Marina (Emanuela Postacchini) herein. Rocco muss noch etwas aus dem Auto holen. Dann trägt er seine bewusstlose Mutter Ruth (Jennifer Coolidge) auf die Couch. Rocco ist der Sohn von Vince und Ruth. Er ist auf der Flucht; man weiß nur noch nicht, wovor.
Binnen kurzem brechen Spannungen auf. Die beiden Frauen können sich nicht ausstehen. Ruth ist die prolligere, direktere von beiden. Sie will immer noch Sex mit Vince, grabscht ihren Ex-Mann an, der aber kein Interesse mehr hat. Interessanterweise sind die vielen Szenen, in denen Sex, weiblicher Orgasmus oder männliche Impotenz eine Rolle spielen, die originellsten des Films. Auch mit den Frauenfiguren punktet die Inszenierung dramaturgisch mehr als mit den recht klischeehaften Macho-Männern.
Vince, Lefty & Lonnie
In einer Parallelhandlung ist ein anderer älterer Mann (Bill Murray) mit einem jungen Mann unterwegs, der nicht der Hellste zu sein scheint. Was beide verbindet, bleibt zunächst unklar, bis sie sich in einem kleinen Tante-Emma-Laden verbal in die Haare bekommen und der Jüngere den Älteren mit „Lefty“ anspricht. Da wird der sauer und brüllt: „Warum nennst du meinen Namen, Lonnie“? Was zunächst wie eine bemüht amüsante Szene um zwei amateurhafte Möchtegern-Gangster aussieht, endet in einem Gewaltausbruch. Nur weil sie ihre Namen genannt haben und die Überwachungskamera defekt ist, erschießt Lefty den Mann hinter der Theke. Das geschieht ebenso gnadenlos wie lakonisch. Das spritzende Blut auf der Fensterscheibe wird gleich mehrfach ins Bild gerückt.
Spätestens bei dieser Szene reagiert man ebenso verdutzt wie verärgert. Diese offensichtliche „Hommage“ an Tarantino-Filme hat etwas Fragwürdiges. Menschen einfach abzuknallen, scheint moralisch nicht verwerflich zu sein, wenn es die Coolness der Charaktere betont.
Es dauert nicht lange, bis beide Handlungsstränge sich immer mehr verzahnen. In mehreren Rückblenden erfährt man, dass Lefty einen gewalttätigen Sohn hatte, der ständig Sexaffären mit Frauen anzettelte; eine davon mit Marina, die nun mit Rocco zusammen ist. Und Vince, der sich so besonnen und ruhig gibt, ist mehr als nur ein alter Bekannter von Lefty.
Ein halbgarer Thriller
Das alles läuft auf ein blutrünstiges Finale hinaus, dass jedoch weniger vorhersehbar ist, als man befürchtet. „Riff Raff“ ist ein seltsamer Film. Als Zuschauer schwankt man zwischen Schmunzeln, Ungeduld und Irritation. Am Ende passt vieles nicht zusammen. Das liegt nicht am guten Schauspieler-Ensemble, sondern eher an den dramaturgischen Schwächen und der mitunter schlampigen Charakterzeichnung. Der Wunsch, eine Krimikomödie mit coolen Altstars wie Ed Harris und Bill Murray zu drehen, ist überdeutlich. Die Story im Arbeiter- und Kleingangstermilieu hat durchaus originelle Momente und Charme; es fehlt ihr aber an sozialer Genauigkeit und Schärfe. „Riff Raff“ ist ein halbgarer Thriller, wenn auch mit einem gelungenen, augenzwinkernden Ende.