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Filmplakat von Pfau - Bin ich echt?

Pfau - Bin ich echt?

102 min | Komödie | FSK 12
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Matthias (Albrecht Schuch), Inhaber der Agentur „My Companion“, ist ein Meister seines Fachs. Benötigen Sie einen „kultivierten Freund“, um Ihre Bekannten zu beeindrucken? Einen „perfekten Sohn“ zum Herzeigen bei der 60er-Party? Oder vielleicht einfach einen Sparringspartner, um einen Ehekrach zu proben? Matthias ist Ihr Mann! Obwohl er sich darin auszeichnet, täglich jemand anderes zu sein, besteht die wahre Herausforderung für ihn darin, einfach er selbst zu sein. Als seine Freundin Sophia (Julia Franz Richter) ihn wegen allumfassender Gefühllosigkeit allein im stylischen Domizil zurücklässt, muss Matthias in die Gänge kommen – und löst auf dem Weg zur Selbsterkenntnis eine Kettenreaktion von zunehmend absurdem Ausmaß aus.
  • RegieBernhard Wenger
  • ProduktionsländerDeutschland
  • Produktionsjahr2025
  • Dauer102 Minuten
  • GenreKomödie
  • AltersfreigabeFSK 12
  • IMDb Rating7.1/10 (104) Stimmen

Vorstellungen

Kinodrom Bocholt
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Meckenemstraße 8
46395 Bocholt
Regina-Palast Leipzig
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Dresdner Straße 56
04317 Leipzig
Passage Kinos Leipzig
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Hainstraße 19a
04109 Leipzig
CiD - Cinema in Döbeln
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04720 Döbeln
EM-Kino Stuttgart
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Filmtheater Schauburg Dresden
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01099 Dresden
Capitol Altenburg
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CINEMA Arthouse Kino
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Kinostar Arthaus-Kino Heilbronn
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Kirchbrunnenstraße 3
74072 Heilbronn

Filmkritik

Thema der Schulstunde ist der Beruf des Vaters. Die Schülerinnen und Schüler einer Wiener Grundschulklasse haben ihre Väter mitgebracht, die von ihrem Job erzählen sollen. Koch, Apotheker, Anwalt und andere Berufsbezeichnungen hat die Lehrerin an die Tafel geschrieben. Mit breitem Grinsen lotst der kleine Sebastian einen gutaussehenden Mann in Pilotenuniform ans Lehrerpult. „Ich bin der Papa von Sebastian“, spricht Matthias (Albrecht Schuch) und fragt: „Wer von euch ist denn schon mal in einem Flugzeug geflogen?“

Ein Mann ohne Eigenschaften

Das ist ein beeindruckender Auftritt, an dem allerdings fast nichts stimmt, abgesehen von „Papas“ Vornamen: Matthias ist in Wahrheit Inhaber der Agentur „My Companion“ und für die Firma zugleich als wandelbarer Akteur im Dauereinsatz. Ob kurzzeitig ein Vater gebraucht wird, mit dem ein Junge die Klasse beeindrucken kann, ein Lebensgefährte für den Konzertbesuch oder ein Sohn, der seinen vermeintlichen Vater in einer Festrede über den grünen Klee lobt: Matthias ist der perfekte Blender für alle Gelegenheiten. Die „My Companion“-Website ist voll von glänzenden Bewertungen für ihn. Nur privat gelingt ihm kaum etwas. „Du bist nicht mehr echt, ich spür’ dich nicht mehr“, sagt seine Freundin Sophia (Julia Franz Richter). Wenig später packt sie ihre Koffer. Matthias lebt von nun an allein in seinem hochmodernen Bungalow mit Pool und viel technischem Schnickschnack – und weiß nichts mit sich anzufangen.

Einer, der alles hat, nur nicht das Wichtigste: Gefühle. „Pfau – Bin ich echt?“ ist die Tragikomödie eines Mannes ohne Eigenschaften. Das Wappentier des Films, ein Vogel, der weder fliegen noch schwimmen kann, aber mit seinem Federkleid beeindruckt, entspricht dem Protagonisten insbesondere auch in seiner Brillanz, die – zumindest bei der Berufsausübung – eine erschreckende Leere verdeckt.

Dass Matthias trotz seiner zwischenmenschlichen Defizite sympathisch und mitleiderregend wirkt, verdankt sich dem grandiosen Spiel von Albrecht Schuch. Mit großen Augen und leicht roboterhaften Bewegungen findet er den Ausdruck für das innere Vakuum, dessen Matthias in seiner Freizeit gewahr wird. Man spürt förmlich, wie der Mann sich das Hirn darüber zermartert, ob er Rot- oder Weißwein trinken soll, wenn Sophia ihn danach fragt. Als sie ihn verlassen hat, sieht man den attraktiven Eremiten im Haus herumgeistern, um einem ominösen Geräusch auf die Spur zu kommen. Vielleicht die Heizungsanlage im Keller? Es ist ein dunkles, irritierendes Brodeln, das auch an anderen Stellen im Film vorkommt, ein letztlich nicht lokalisierbares Störgeräusch, das die tiefe Verunsicherung der Hauptfigur markiert.

Einfach mal drauflosleben

„Pfau“ handelt von einem Menschen, der seinem Bauchgefühl, sofern es sich überhaupt noch regt, weniger traut als den Aufgaben und Leitlinien, die von außen an ihn herangetragen werden. Auch Matthias’ wohlhabende Klient:innen sind in höchstem Maß fremdgesteuert, wenn sie ein Dienstleistungsunternehmen mit der Konstruktion erfüllter, beneidenswerter Lebenssituationen beauftragen. Statt einfach mal drauflos zu leben. Ohne Skript! Wie das wohl geht?

In der ersten Einstellung löschen eine junge Frau und ihr angeblicher Lebensgefährte, Matthias, mutig den Brand eines Golfcars, damit sich die Auftraggeberin im Golfclub als Heldin feiern lassen kann. Der wohlhabende Kundenkreis, den Matthias’ Firma bedient, zeichnet sich durch einen ausgeprägten Narzissmus und eine geringe Toleranz gegenüber persönlichen Unzulänglichkeiten aus. „Pfau“ ist also nicht nur das Drama um einen Ich-schwachen Mann, sondern die Parabel einer Überflussgesellschaft voller emotionaler und intellektueller Defizite.

Inspiriert wurde der österreichische Regisseur Bernhard Wenger, der mit „Pfau“ seinen ersten Langfilm geschrieben und inszeniert hat, durch die in Japan schon seit fast Jahrzehnten erfolgreichen Friend-For-Hire-Agenturen. Die Idee, Menschen aus ihrer Einsamkeit und Isolation zu helfen, ist zu einem Mittel der Selbstoptimierung pervertiert, zur Vortäuschung falscher Tatsachen. Denn ein gutaussehender und eloquenter Partner kann ja nur ein Begleiter auf Zeit sein. Das ist die unangenehme Erkenntnis einer Kundin, die Matthias noch auf ein privates Glas Wein zuhause einladen will. Doch der betrachtet seinen Job als erledigt und erklärt unverbindlich lächelnd, dass er sich über eine gute Bewertung auf dem Kundenportal sehr freuen würde.

Ein Tanz um die innere Leere

Im Presseheft zu „Pfau“ berichtet Wenger von einer Begegnung während seiner Recherche in Japan, die ihn auf die Grundidee der „Déformation professionelle“ der Hauptfigur gebracht hat. Eine für eine Friend-For-Hire-Firma tätige Person klagte über einen zunehmenden Identitätsverlust im Privatleben. In „Pfau“ ist es die Partnerin, die sich an der emotionalen Blässe und der Entscheidungsunfähigkeit von Matthias stößt. Nach Sophias Abgang schildert der Film die Versuche des Freundschaftsdienstleisters, den auf der Strecke gebliebenen „inneren“ Matthias wiederzufinden. Liegt die Lösung darin, die Verflossene durch eine andere zu ersetzen?

Mit der attraktiven Norwegerin Ina (Theresa Frostad Eggesbø), die er während eines Auftrags mit Wikipedia-Wissen über zeitgenössische Musik beeindruckte, könnte es klappen. Matthias wirbt also um Ina, gleichzeitig versucht er auch die Beziehung mit Sophia wieder zu kitten. Dass er dabei auf Tricks aus seiner Agenturarbeit zurückgreift, durchschaut seine Ex sofort. Früh zeichnet sich ab, dass Matthias’ „Beziehungsarbeit“ zum Scheitern verurteilt ist, solange er versucht, bestimmten Idealen einer geglückten Lebensführung zu entsprechen – und keinen Schimmer davon hat, was er selbst will. Das herauszufinden, fällt ihm aber nicht leicht.

Nicht zufällig hat Wenger die Geschichte in wohlhabenden Kreisen angesiedelt, die am Überfluss und der eigenen Gier zu ersticken drohen. Wichtig ist auch, dass der Autor den Protagonisten nicht als unterbezahlten Handlanger konzipiert hat. Matthias gehört selbst zur Oberschicht; er folgt ihren Spielregeln und leidet an der Indifferenz einer saturierten Gesellschaft.

Mit der aus dem Lot geratenen Work-Life-Balance wirft Drehbuchautor Wenger mehr und mehr Sand in die Betriebsamkeit der Hauptfigur. Nach der Trennung von Sophia unterlaufen Matthias berufliche Missgeschicke, die auch seine außerberuflichen Aktivitäten stören. Zu erleben ist eine unheilvolle Vermischung von Job und Privatleben, wobei die Story auf den (erlösenden) Moment zusteuert, in dem Matthias um den Preis seines beruflichen Überlebens sein wahres Gesicht zeigt – sofern hinter der smarten Fassade eine solche Realität überhaupt existiert.

Eine misslungene Kür der Selbstdressur

Zwei langfristige Aufträge dienen als Katalysatoren einer möglichen Selbstermächtigung. Da wäre der Endfünfziger (Tilo Nest), dem Matthias eine Lobrede auf der Geburtstagsfeier zum 60. halten soll – als vermeintlicher Sohn. Außerdem bekommt es Matthias mit Johann (herrlich wienerisch-polternd: Branko Samarovski) zu tun, der die Trennung von seiner Frau (Maria Hofstätter) nicht verkraftet. Die aber hatte mit Matthias extra streiten geübt und sich schließlich von ihrem Ehemann getrennt. Damit hat Matthias seinen Job sozusagen übererfüllt, muss nun aber mit Konsequenzen seiner Dienstleistung klarkommen. Der etwa 80-jährige Johann verfolgt ihn und macht ihn dafür verantwortlich, dass seine Beziehung kaputt gegangen ist. In Wahrheit aber ist die Ehe an der Unfähigkeit des Mannes zu echter Kommunikation und Zuwendung gescheitert. In dieser Gemengelage spiegeln sich Matthias’ Probleme: Johann fungiert als negative Quasi-Vaterfigur, deren Fehler der Jüngere unter den Vorzeichen einer scheinaufgeklärten, ähnlich kommunikationsgestörten Generation wiederholt.

Der namenlose Jubilar des anderen Auftrags ist ebenfalls eine Vaterfigur: ein Mann in seinen besten Jahren, ein erfolgreicher Unternehmer, wie man ihn sich als Vorbild nur wünschen kann. Mit dem kleinen Schönheitsfehler, dass Matthias, der als Spross sein Loblied singt, gar nicht mit ihm verwandt ist. Auf der Geburtstagsparty vermasselt der „Pfau“ dann endgültig seine Kür der Selbstdressur.

Die Katastrophe, die auch ein erster Schritt zur Selbstfindung sein könnte, erinnert nicht wenig an die Affen-Performance in „The Square“ von Ruben Östlund. Der schwedische Regisseur hatte sein satirisches Drama in Museumskreisen angesiedelt, und auch in „Pfau – Bin ich echt?“ spielt eine Kunstperformance eine entscheidende Rolle. Das Thema der irritierten Männlichkeit rückt angesichts genderübergreifender Fragen von Identität sowie Schein und Sein aber in den Hintergrund. Dass die fein verästelte, gut konstruierte Tragikomödie mitunter an Spannung einbüßt, könnte damit zusammenhängen, dass die Story wie ein Spiegelkabinett mit bruchsicheren Scheiben funktioniert. Die Gefahrenquellen sind überschaubar. Eine reparaturbedürftige Heizung im Keller, die bedrohlich grummelt, gehört nicht dazu. Matthias lebt in und mit Lügengebäuden. Was kann ihm passieren, wenn sie zusammenbrechen? Oder, anders gefragt: Was könnte ihm Besseres passieren?

Erschienen auf filmdienst.dePfau - Bin ich echt?Von: Jens Hinrichsen (13.12.2025)
Vorsicht Spoiler-Alarm!Diese Filmkritik könnte Hinweise auf wichtige Handlungselemente enthalten.
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