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Filmplakat von Paddington

Paddington

95 min | Komödie, Abenteuer, Familienfilm | FSK 0
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Weil Paddington ein Faible für alles Britische hat, macht sich der kleine Bär auf und reist von Peru nach London. Als er sich aber - mutterseelenallein und verlassen - an der U-Bahn-Station Paddington wiederfindet, kommen dem pelzigen Zotteltierchen die Tränen: Was soll er nur anfangen in der Fremde, wo er keinen kennt? Glücklicherweise finden die Browns den verzweifelten Bären. Die hilfsbereite und herzensgute Familie zögert nicht, Paddington bei sich aufzunehmen. Nun könnte alles gut werden, hätte es nicht eine skrupellose Tierpräparatorin auf seinen exotischen Pelz abgesehen... (v.f.)
Als ein Erdbeben ihr Zuhause zerstört, sieht Lucy den richtigen Zeitpunkt gekommen, Paddington ein besseres Leben zu ermöglichen und schmuggelt ihn auf ein Schiff Richtung London. Davon ausgehend, dass alle Unbekannten Paddington während seiner Reise mit Höflichkeit begegnen, hängt sie ihm lediglich ein Schild mit der Aufschrift ¿Bitte kümmere dich um diesen Bären. Danke!¿ um. In London wird Paddington zwar von einer netten Familie aufgenommen, doch der kleine Bär stellt schnell fest, dass ihn das Stadtleben womöglich überfordern wird ¿ zumal auch noch eine bösartige Tierpräparatorin (Nicole Kidman) hinter ihm her ist...

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Filmkritik

Charme lässt sich nicht mit Gewalt erzeugen. Es gibt auch keine Garantie, dass der Charme einer Buchvorlage sich nahtlos ins filmische Medium übersetzt. Das gilt insbesondere bei einer von Kindern wie Eltern seit Generationen derart heiß geliebten Figur wie Paddington, dem freundlichen Bären aus den Kinderbüchern von Michael Bond. Regisseur Paul King und „Harry Potter“-Produzent David Heyman haben dies offenkundig begriffen, als sie entschieden, ihre Verfilmung gerade nicht mit der legendären Szene zu eröffnen, in der der kleine Pelzträger mit dem Schild „Bitte kümmern Sie sich um diesen Bären“ in London eintrifft. Statt dessen führen die ersten Bilder nach Südamerika: Stilecht verwackelte Schwarzweiß-Aufnahmen erinnern an alte Nachrichtensendungen, ein britischer Forscher kommentiert launig eine Expedition. Im „finstersten Peru“ stößt er auf eine fremde Bären-Art, deren Mitglieder nicht nur neugierig und zutraulich sind, sondern sogar die menschliche Sprache erlernen können. Der Forscher schließt Freundschaft mit ihnen, etabliert Orangenmarmelade als ihre neue Leibspeise und hinterlässt beim Abschied drei Dinge: seinen Hut, ein Grammophon nebst Sprachschallplatten und eine Einladung nach London; dort seien die Bären „jederzeit willkommen“. Auf diese Weise gewinnt der Film bereits in den ersten Minuten ein eigenes Profil und hat seinen Weg in die Herzen der Zuschauer angetreten, noch bevor der Titelheld sich viele Filmjahre später den inzwischen recht abgegriffenen Hut aufsetzt und jene große Reise antritt, zu der seine Verwandten sich nie entschließen konnten. Ab hier knüpft die Geschichte an das an, was in dem 1958 erschienenen „Unser kleiner Bär“-Buch erzählt wird. Als der Bär am Bahnhof Paddington ankommt, von dem sich später sein englischer Name ableitet, ist von freundlicher Aufnahme keine Spur. Die Londoner ignorieren ihn und seine höflichen Bemerkungen über das Wetter, bis er schließlich doch die Aufmerksamkeit einer Familie erregt. Mrs. Brown setzt durch, dass sie ihn nach Hause mitnehmen; „nur vorübergehend“ allerdings, wie Mr. Brown betont. Als übervorsichtiger Risikoanalytiker ahnt er, dass ein Bär im Haus zu Problemen führt, nicht aber, wie wichtig Paddington für die Familie werden wird. Die Inszenierung erweist den Vorlagen in vielen liebevollen Details ihre Reverenz. Zwar spielt der Film eindeutig in der jetzigen Zeit, doch London und insbesondere die Wohngegend der Browns in Notting Hill wurden mit einem dezenten Retro-Look versehen. Paddingtons erste unbeholfenen Begegnungen mit der Zivilisation – die Demolierung eines Badezimmers, die Überforderung mit der Londoner U-Bahn – stammen aus den Büchern, auch wenn die Regie sie zu treffsicheren Slapstick-Nummern verdichtet hat und um weitere Zwischenfälle wie die Verfolgung eines Diebs ergänzt, bewusst albern, mit wenigen kurzen Schreckmomenten, temporeich geschnitten und für erwachsene Zuschauer mit kleinen Gags am Rande versehen. Auch wenn der Film über ein außergewöhnliches Bewusstsein für kindgerechte, spannende Unterhaltung verfügt, richtet er sich durchweg doch auch an Ältere. In seinem sympathisch altmodischen Touch knüpft er an andere britische Familienfilme wie „Mary Poppins“ (fd 13 712) oder die Trickfilm-Produktionen des Aardman-Studios an. Ein weiteres Vorbild ist Wes Anderson, vor dem sich Paul King unter anderen mit einer Puppenhaus-Sequenz verbeugt. Gemeinsam ist beiden Filmemachern die sorgfältige Figurenzeichnung: Der penible Mr. Brown und seine warmherzige Frau bilden ein köstliches Paar und sind mit Hugh Bonneville und Sally Hawkins auch kongenial besetzt, die Kinder erhalten durch feine Details ein klares Profil, und Nicole Kidman als Tierpräparatorin, die den Bär fürs Museum ausstopfen möchte, bietet eine überzeugend fiese Vorstellung. Das größte Pfund des Films jedoch ist Paddington selbst. Von den kleinsten Segmenten seines leuchtenden Fells bis zu unverzichtbaren Accessoires wie Hut und blauer Dufflecoat haben die Animatoren die Figur mit einem erstaunlichen Gespür für die richtige Verteilung animalischer und humaner Züge zum Leben erweckt. Paddington ist in seinen Bewegungen wahrhaft ein junger, tollpatschiger Bär; sein ebenso hilfsbedürftiger wie hilfsbereiter Blick gleicht dem eines Einwanderers, der erste, unbeholfene Schritte in einer fremden Welt unternimmt. Auf diesem Weg würde man ihm in dem angedachten Franchise gern weiter folgen, jetzt, da das Schwierigste schon gemeistert ist: einen ganz eigenen filmischen Charme zu erzeugen, dem man sich nur schwer zu entziehen vermag.

Erschienen auf filmdienst.dePaddingtonVon: Marius Nobach (27.10.2024)
Vorsicht Spoiler-Alarm!Diese Filmkritik könnte Hinweise auf wichtige Handlungselemente enthalten.
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