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Filmplakat von Kurs Südwest - Das Abenteuer meines Lebens

Kurs Südwest - Das Abenteuer meines Lebens

102 min | Dokumentarfilm | FSK 0
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Rauskommen, den Alltag hinter sich lassen und einmal ein großes Abenteuer erleben - der 25-jährige IT-Student Lukas Borchers macht seinen Traum wahr und begibt sich mit seinem Kajak auf eine Reise durch Südeuropa. Ohne nennenswerte Erfahrung im Seekajakfahren plant er ganz alleine von Genf nach Gibraltar zu paddeln. Insgesamt 2000 Kilometer über die Rhône und entlang der Mittelmeerküste. Doch bereits in den ersten Tagen merkt er, dass das schwieriger ist als gedacht: An der Rhône befinden sich viele Staudämme, und Lukas ist täglich stundenlang damit beschäftigt, das 80 Kg schwere Boot auf dem Landweg um die Staudämme herum zu tragen – jedes Mal ein ziemlicher Kraftakt. Nach einer Woche wirft er deshalb alle Pläne über Bord. Anstatt zum Mittelmeer navigiert er nun von der Rhône über die Loire einmal quer durch Frankreich bis zum Atlantik.
Lukas ist insgesamt 4 Monate unterwegs und legt mit Kajak und Segelschiff gut 2000 Kilometer auf dem Wasser zurück. Immer mit dabei: Die Kamera, um alle Erlebnisse und Eindrücke unmittelbar festzuhalten. Der daraus entstandene Film KURS SÜDWEST nimmt uns in beeindruckenden, hautnahen Bildern mit auf diese ungewöhnliche Reise. Ein Film voller Abenteuer, Planänderungen und atemberaubender Landschaften.

Vorstellungen

Thalia Lichtspiele Bous
Thalia Lichtspiele Bous
Saarbrücker Straße 91
66359 Bous

Filmkritik

Früher waren Road Movies mal abgefahrene Trips mit dem VW-Bus oder dem Motorrad; zum Filmen brauchte man tonnenschweres Equipment plus eine halbe Fußballmannschaft, um es zu bedienen. Wer heute grenzenlose Freiheit und Abenteuer sucht, setzt sich - schön umweltfreundlich - auf ein Fahrrad oder schnappt sich ein Stand-up-Paddleboard. In die Packtaschen oder Rucksäcke passen Helmkameras oder Drohnen, mit denen Aufnahmen in Profiqualität gelingen.

Der technische Fortschritt verleitet allerdings immer mehr Menschen dazu, ihre Reiseerlebnisse mit einem größeren Publikum zu teilen. 2019 verbuchte „Verplant - Wie zwei Typen versuchen, mit dem Rad nach Vietnam zu fahren“ einen echten Achtungserfolg im Kino. Jüngst begleitete Kai Hattermann in „Abenteuerland“ den „Experten für Veränderung“ Christo Foerster auf seiner Expedition mit dem Stand-up-Paddleboard von der Zugspitze nach Sylt. Und nun schickt sich Lukas Borchers in „Kurs Südwest“ an, die Zuschauer auf das „Abenteuer meines Lebens“ mitzunehmen.

Auf nach Gibraltar!

Der 25-jährige IT-Student hat sich kurz vor dem Einstieg ins Berufsleben in den Kopf gesetzt, nach Gibraltar zu reisen. Um den an der Südspitze Spaniens liegenden Flecken zu erreichen, möchte er mehr als 2.000 Kilometer mit seinem Kajak von Genf aus auf der Rhone und dann entlang der Mittelmeerküste paddeln. „Ein etwas ambitionierteres Vorhaben“, wie er freimütig einräumt. Warum er ausgerechnet auf Gibraltar gekommen ist, kann er im Nachhinein auch nicht mehr so recht rekonstruieren. Er habe im Herbst und Winter unterwegs sein wollen. Da sei eigentlich nur der Süden in Frage gekommen. „Bei einem Blick auf die Landkarte erschien mir Gibraltar als ganz gutes Ziel.“

So einfach kann die Reiseplanung sein. Doch schon nach den ersten Tagen auf der Rhone merkt Borchers, dass Theorie und Praxis ein unterschiedliches Paar Schuhe sind. Die Rhone ist, wie die meisten Flüsse in Europa, kein naturbelassener Wasserlauf mehr. Den aus dem Harz stammenden Kajakfahrer quälen vor allem die vielen Staudämme. Stundenlang müht er sich damit ab, sein 80 Kilo schweres Boot mitsamt der Ausrüstung auf dem Landweg um die im Wasser aufgebauten Hindernisse herum zu manövrieren. Schließt ringt er sich zu einer Kursänderung durch. Und macht den Weg frei für ein noch größeres Abenteuer.

Wo ein Wille, da ein Weg

Was die Bilder anbelangt, bewegt sich der Student in „Kurs Südwest“ auf solidem Terrain. Zwei GoPros, eine Digitalkamera und eine Drohne liefern eindrucksvolle An- und Aussichten. Mehr als respektabel ist, wie der Autodidakt die Technik genutzt und was er aus den sechs Terrabyte Filmmaterial schließlich gemacht hat. Hier zahlt sich der Aufwand aus, den Borchers vorab betrieben hat. So machte er sich schon vor der Tour Gedanken, wie er sein Kajak aus möglichst vielen Perspektiven aufnehmen könnte. Unterwegs habe er deshalb manchmal die Kamera auch auf dem Stativ ans Ufer gestellt und sei an ihr vorbeigefahren.

Wo ein Wille ist, gibt es auch einen Weg. Und der Weg ist das Ziel. Allerdings besteht die Gefahr, dass solche Doku-Formate gerade von Alleinreisenden für optisch opulente Selbsterfahrungstrips missbraucht werden, denen erzählerisch dann auf halber Strecke die Puste ausgeht. Borchers umschifft dieses Risiko, indem er im zweiten Teil von „Kurs Südwest“ andere Menschen in die Handlung mit einbindet. Sein Reisebericht trägt aber über weite Strecken auch deshalb, weil er offen mit Zweifel und Scheitern umgeht und auf solche Weise recht authentisch wirkt.

Alles ist im Fluss

Verstärkt wird dieser Effekt dadurch, dass er den kompletten Film selbst eingesprochen hat. Anfangs ist das etwas gewöhnungsbedürftig und erinnert ein wenig an die inzwischen fast schon ikonische Carglass-Werbung, in der Mitarbeiter für die Firma das Wort ergreifen. Im vorliegenden Fall aber funktioniert dies gut. Lediglich zum Schluss hin wird der Film etwas redundant, mit Ausflügen in Motivationstrainer-Sprech: „Wenn du diesen Film gerade siehst und selbst einen Traum hast, kann ich dir nur raten: Trau dich und kämpf dafür!“ Hängen bleibt aber die Botschaft: Alles ist im Fluss! Und: Manchmal lohnt es sich im Leben, gegen den Strom zu schwimmen. Oder zu paddeln.

Erschienen auf filmdienst.deKurs Südwest - Das Abenteuer meines LebensVon: Joachim Heinz (27.1.2024)
Vorsicht Spoiler-Alarm!Diese Filmkritik könnte Hinweise auf wichtige Handlungselemente enthalten.
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