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Filmkritik
Von deutschen Fahrzeugen hält der Autohändler Gérard Martin (Didier Bourdon) nicht viel. Was soll ihm ein Mercedes schon bedeuten, wo doch ein Peugeot, der Inbegriff französischer Ingenieurskunst, viel angenehmer schnurrt und besser aussieht? „Du willst einen Mercedes kaufen? Dann wandere doch nach Deutschland aus.“ Nur dort kann man die PS-Stärke der Edelmarke ausfahren, so der Peugeot-Händler, weil es dort keine Geschwindigkeitsbeschränkung gibt.
Die Kluft wächst von Minute zu Minute
In der Komödie von Julien Hervé wird die deutsch-französische Freundschaft einer skeptischen Prüfung unterzogen. Vielleicht gibt es die Völkerverständigung gar nicht, obwohl Politiker beider Nationen sie aus pragmatischen Gründen gerne hochgehalten. Die Handlung von „Oh la la“ kommt in Gang, als Gérards Sohn François (Julien Pestel) ausgerechnet Alice (Chloé Coulloud), die Tochter der reichen Adelsfamilie Bouvier-Sauvage, heiraten will. Kurz vor der Vermählung sollen sich die Eltern des Brautpaares kennenlernen, und zwar auf dem Château der Bouvier-Sauvage in Aquitanien. Schon die Hinfahrt schürt den Neid von Gérard und seine Frau Nicole (Sylvie Testud): Was für ein großes Weingut! Und wann kommt endlich das Schloss, wo man doch das Eingangstor zum Grundstück längst durchfahren hat? Und dann der Parkplatz, auf dem – die nächste Irritation – mehrere Mercedes-Limousinen stehen.
Empfangen werden die Martins vom selbstgerecht-aufgeblasenen Hausherrn Frédéric Bouvier-Sauvage. Der wird von Christian Clavier mit Inbrunst gespielt, weshalb die interkulturellen Gehässigkeiten bald auf die Spitze getrieben werden. Frédéric ist von sich und seiner tausendjährigen Ahnenreihe mehr als überzeugt und streicht dies immer heraus. Die Kluft zwischen Gastgeber und Gästen wächst mit jeder Minute. Schlimmer aber ist noch der heimliche DNA-Text, den das künftige Brautpaar von seinen Eltern hat machen lassen, um alles über ihre Abstammung zu erfahren. Die Ergebnisse bergen so manchen Zündstoff, der die Hochzeit zum Platzen bringen könnte.
Sauerkraut und Walkürenritt
Man muss sich wirklich wundern, mit welcher reaktionären Rückwärtsgewandtheit in dieser Komödie nationale Klischees und kulturelle Vorurteile aufgewärmt werden. Besonders deutsche Zuschauer sollten sich ein dickes Fell zulegen und gute Miene zum bösen Spiel machen. Egal ob Wagners „Walkürenritt“ oder Sauerkraut, Uniformen oder freie Fahrt auf Autobahnen – Regisseur und Drehbuchautor Julien Hervé will auf die ollen Kamellen nicht verzichten. Sogar der Angriff auf Polen und der Bombenkrieg werden erwähnt – ohne komische Folgen. „Haben Sie Lust, in Deutschland zu leben?“ fragt der Hausherr rhetorisch seinen Gast. „Niemand will in Deutschland leben – nicht einmal die Deutschen“, gibt er sich selbst die Antwort. In Zeiten eines vereinten Europas und der Globalisierung hatte sich man eigentlich schon weiter gewähnt.
Zum ironiefreien Humor, der sich in seiner politischen Unkorrektheit aalt und billige Pointen mit dem Vorschlaghammer verteilt, passt auch die hanebüchen-alberne Prämisse des Films. Denn wo soll das Erkenntnisinteresse heimlicher DNA-Tests schon liegen? Ist es wirklich nützlich, alles über seine Abstammung zu erfahren? Julien Hervé bleibt die Antwort schuldig.
Aus der Zeit gefallen
Die Drehbuchkonstruktion dient nur als Auslöser für Verwirrungen und Aufgeregtheiten. Auf nicht sehr subtile Weise geraten Klassenbewusstsein und Patriotismus, Stammbaumstolz und ethnische Zugehörigkeit heftig durcheinander, doch die plötzliche Identitätskrise ist pure Behauptung. Dazu passt auch die Darstellung von Christian Clavier, der in den „Monsieur Claude“-Filmen sehr viel sympathischer und lernfähiger war. Hier schießt er laut und lästernd aus allen Rohren – und merkt gar nicht, wie überholt seine Figur inzwischen ist.