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Filmplakat von No Sudden Move

No Sudden Move

115 min | Drama, Krimi, Mystery | FSK 12
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Curt Goynes (Don Cheadle) kommt frisch aus dem Gefängnis und hat direkt wieder Ärger: Er wird in die Machenschaften des afroamerikanischen Verbrechersyndikats von Detroit verstrickt. Seine Chance, dem Ärger zu entgehen, besteht in einem Job, den ihm der zwielichtige Mittelsmann Jones (Brendan Fraser) anbietet. Curt soll einen Babysitter-Job für die Familie des einfachen Autoverkäufers Matt Wertz (David Harbour) übernehmen – und findet sich plötzlich mit zwei anderen Kleinkriminellen, Ronald Russo (Benicio Del Toro) und Charley Barnes (Kieran Culkin), im Haus der Familie des Autoverkäufers wieder. Bald darauf gehen die Dinge so richtig schief. Curt und Ronald geraten mitten rein in den Kampf der lokalen Verbrecherwelt, bei dem es um ein Stück Papier in einem Safe geht. Auch die Polizei tritt auf und Detective Joe Finney (Jon Hamm) macht die Sache dabei für alle beteiligten Gangster noch unangenehmer, als sie eh schon ist.

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Filmkritik

Detroit 1954. Curt Goynes, Ronald Russo und Charley Barnes sind drei Gangster, die von dem Mittelsmann Jones für einen sogenannten „Babysitting“-Job rekrutiert werden. Am frühen Morgen verschaffen sie sich mit Masken und gezückten Pistolen Zutritt in das Heim des Autoverkäufers Matt Wertz und seiner Familie. Barnes soll mit Wertz zu dessen Firma fahren, um aus dem Safe ein wichtiges Stück Papier zu stehlen. Goynes und Russo bewachen derweil Wertz’ Frau und seine beiden Kinder als Geiseln.

Doch im Büro muss sich der entgeisterte Familienvater zunächst mit der Sekretärin, die gleichzeitig seine Geliebte ist, herumstreiten. Dann entdeckt er, dass der Safe leer ist. Kurz darauf gibt es im Heim der Familie Wertz den ersten Toten. Das wiederum ruft die Polizei in Gestalt von Detective Joe Finney auf den Plan, der allerdings von der Familie keine sachdienlichen Auskünfte erhält. Mittlerweile hat Goynes erfahren, dass er nur eine Marionette des schwarzen Syndikatsbosses Aldrick Watkins ist und wegen eines Notizbuches mit wichtigen Informationen auf der Abschussliste steht. Außerdem gibt es auch noch den lokalen Gangster Frank Capelli, der auch gern ein Stück vom Kuchen hätte. Goynes und Russo, die seit einem Besuch in der Villa von Wertz’ Chef im Besitz des gesuchten Schriftstücks sind, versuchen alles, um die unterschiedlichen Parteien gegeneinander auszuspielen und selbst abzusahnen. Doch den eigentlichen Strippenzieher, den Mann im Hintergrund, haben auch sie nicht auf der Rechnung.

Loyalitäten gelten nichts mehr

Der neue Film von Steven Soderbergh, der trotz seines angekündigten Rückzugs vom Kino zuletzt „High Flying Bird“ und „Die Geldwäscherei“ gedreht hat, beginnt zunächst als Paraphrase von William Wylers „An einem Tag wie jeder andere“ (1955) und dessen Remake durch Michael Cimino, „24 Stunden in seiner Gewalt“ (1990), also als Einbruch der Gewalt in eine gutbürgerliche US-Familie. Doch in „No Sudden Move“ geht es nicht um einen schwachen, durch die Umstände zur Entschlossenheit gezwungenen Mann, der seine Familie beschützen will. Vielmehr findet man sich plötzlich inmitten eines Netzes aus Betrug und Täuschung, Misstrauen und Hinterlist, Gier und Mordlust, in dem die Allianzen wechseln und Loyalitäten nichts mehr gelten.

Soderbergh bewegt sich damit auf vertrautem Terrain. Schon in „The Limey“ konnte Terence Stamp sich nur auf sich selbst verlassen, schon in der „Ocean’s“-Trilogie ging es um den genial inszenierten Coup und das ganz große Geld. Das Papier aus dem Safe fungiert hier als MacGuffin, dessen Wert im Laufe des Films ständig steigt. Denn die Menschen sind verführbar. Sie hoffen auf den großen Reichtum und sind bereit, dafür alles zu tun. Ein Spiel mit hohem Einsatz, an dessen Ende es viele Verlierer und nur einen Gewinner gibt.

Die Fish-Eye-Optik lässt den Hintergrund verschwimmen

Soderbergh verleiht hier auch wieder seiner Vorliebe für schillernde Schauspielensembles Ausdruck. Egal ob Don Cheadle oder Brendan Fraser, ob Ray Liotta oder Amy Seimetz, Benicio Del Toro oder Jon Hamm – sie alle fügen sich mit ihren Eigenheiten und Eigenschaften, die der Drehbuchautor Ed Solomon für die Figuren erdacht hat, perfekt in das erzählerische Puzzle aus Charakterbeschreibungen, kurzen Hintergrundgeschichten und Motivationen ein. Soderbergh fungiert erneut auch wieder als sein eigener Kameramann. Mit sogenannten „Fish Eye“-Objektiven konzentriert er sich auf die Figuren, während der Hintergrund an den Seiten eigentümlich verschwimmt. Das Detroit der Nachkriegszeit hingegen fängt er sonnendurchflutet und detailfreudig ein – ein schöner Gegensatz zu dem, wie es heute aussieht. Kurvenreiche, farbenprächtige Limousinen, holzgetäfelte Konferenzräume und ein mondänes Hotel namens Gotham zeugen von der Akribie des Set-Designs.

Mit zunehmender Dauer wird „No Sudden Move“ allerdings immer komplexer; die Inszenierung springt dem Zuschauer nicht bei, weder mit Vorwissen noch mit Hinweisen auf überraschende Wendungen, weshalb man ein wenig den Überblick verliert. Was als vielschichtige Geschichte um entfremdete Familien und kleine Gangster beginnt, endet mit großer metaphorischer Geste über die Machenschaften mächtiger Autokonzerne, mit möglichem Brückenschlag also ins Heute. Für einen Gangsterfilm mit komischen Einschüben ist das ein bisschen zu viel; auch wäre die moralisierende Schrifttafel im Abspann nicht nötig gewesen. Trotzdem wurde man zwei Stunden lang anregend unterhalten.

Erschienen auf filmdienst.deNo Sudden MoveVon: Michael Ranze (13.12.2024)
Vorsicht Spoiler-Alarm!Diese Filmkritik könnte Hinweise auf wichtige Handlungselemente enthalten.
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