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Filmplakat von Niki de Saint Phalle

Niki de Saint Phalle

98 min | Drama, Historie | FSK 12
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Zwischen Plastikblumen und Schießübungen: Niki de Saint Phalle wurde mit ihren Nana-Skulpturen weltberühmt, als jene Künstlerin, die mit Messern und Gewehren Gemälde beschoss. Ihre Lebensgeschichte steckt voller Abgründe. Um 1950 lässt die junge Niki alles hinter sich und zieht mit ihrem Mann und ihrer Tochter nach Frankreich. Als Modell und Schauspielerin träumt Niki von einem größeren Leben in Paris. Die Dämonen ihrer Kindheit trägt sie stets mit sich. Irgendwann bricht Niki zusammen und wird Zeit in einer Psychiatrie verbringen. Hier kämpft sie um nichts weniger als die Wahrheit ihres Lebens. Ein starker Wille und kreative Urgewalt lassen sie ausbrechen und eine neue Sprache der Kunst erfinden, die von Gewalt, Hoffnung und Weiblichkeit erzählt. Sie erschuf Nanas in allen Formen und Farben, die „Huren“ der Gegenwart, in die das Publikum ein- und ausgehen konnte. Ihre Kunst wird zu ihrer Waffe – poetisch, schöpferisch und zielsicher. Und sie traf: die Grenzen der etablierten Kunstwelt..
Als „Terroristin der Kunst“ schreibt Niki de Saint Phalle Kunstgeschichte. Sie war in den sechziger Jahren die einzige international erfolgreiche Künstlerin auf weiter Flur. Der Film NIKI DE SAINT PHALLE ist die Geschichte ihrer Geburt als subversive Künstlerin aus dem Trauma ihrer Kindheit, ein zutiefst bewegendes, aber auch kraftvolles und Kraft-gebendes filmisches Porträt.

Vorstellungen

Kino Aurich
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Emder Straße 5
26603 Aurich
Cinecity und Kammer Filmtheater Crailsheim
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Worthingtonstraße 10
74564 Crailsheim
Kino Meppen
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Bahnhofstraße 9-11
49716 Meppen
Programmkino Ost Dresden
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Schandauer Straße 73
01277 Dresden
Passage Kinos Leipzig
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Hainstraße 19a
04109 Leipzig
Kino Papenburg
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Hauptkanal rechts 27
26871 Papenburg
Kino-Center Leer
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Mühlenstraße 88
26789 Leer
Cinenova Kino Köln
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Herbrandstraße 11
50825 Köln
Atelier am Bollwerk
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Hohe Straße 26
70176 Stuttgart
Toni Berlin
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Antonplatz 1
13086 Berlin

Filmkritik

Niki, eine junge Frau, die von dem späteren Namen und der damit verbundenen Künstlerinnen-Persona Niki de Saint Phalle noch weit entfernt ist, wird für ein Foto-Shooting präpariert. Dass das „Schießen“ für sie selbst einmal große Bedeutung erlangen wird, wenn auch in einem anderen Sinn und mit der eigenen Hand am Abzug, ahnt sie nicht. Das Prinzessinnen-Diadem wird zurechtgerückt, Hände zupfen an ihr, Stimmen aus dem Off dirigieren Posen. Die Kamera verharrt dabei durchgängig auf ihrem zur glatten Oberfläche geschminkten Gesicht; was außerhalb des Bildes passiert, lässt sich nur ahnen. Das ist ein prägnantes Stilmittel, das sich durch den Film „Niki de Saint Phalle“ hindurchzieht. Die Frau wird als Objekt patriarchaler Herrschaft gezeigt und zugleich von innen fühl- und lesbar gemacht.

„Niki de Saint Phalle“, das Regiedebüt der Schauspielerin Céline Sallette, verschreibt sich einer kompromisslosen Nähe zu der Protagonistin. Vor allem in der Inszenierung ihres Beziehungslebens zeigt Salette ein feinfühliges Gespür. Die Reduktion auf einen Trauma-Bewältigungsplot führt aber auch zu einigen Verengungen.

Eine „Terroristin der Kunst“

Der Film ist weniger ein Künstlerinnen-Biopic als das Psychogramm einer Frau „unter Einfluss“. Im Kampf mit den inneren Dämonen findet sie zur Kunst und lernt, diese als Waffe zu begreifen. Inspiriert von Joseph Campbells Buch „Der Heros in tausend Gestalten“ entwirft Sallette diese Lebensgeschichte als feministisch umkodierte Heldinnenreise, die in der Selbstbeschreibung als „Terroristin der Kunst“ zu ihrem Kern vorstößt. Dieser Titel ist annähernd so berühmt wie die „Nanas“ – farbenprächtige voluminöse Frauenplastiken mit überdimensionierten Brüsten und Vulven, die öffentliche Plätze in Paris, Basel, Lissabon und Hannover zu Schauwerten machen.

Im Film ist von den fröhlichen Skulpturen indes nichts zu sehen. „Niki de Saint Phalle“ endet 1956, dem Jahr ihrer ersten „Schießbilder“, die die Künstlerin als Kritik am Patriarchat verstanden wissen wollte. Mit Gips überzogene Objektassemblagen, in die Farbbeutel eingefasst waren, wurden von der Künstlerin öffentlich mit Schusswaffen attackiert, bis sie „bluteten“. Einen Eindruck von diesen Aktionen, die auch Gegenstand experimentell-autobiografischer Filme von Niki de Saint Phalle sind, etwa „Daddy“ (1973), vermittelt der Dokumentarfilm „Niki de Saint Phalle – Wer ist das Monster, Du oder ich?“ (1995) von Peter Schamoni.

Gefangen im männlichen Herrschaftssystem

Zu Beginn des Films ist Niki gerade mit ihrem Mann, dem Schriftsteller Harry Mathews, aus den USA nach Paris zurückgekehrt. Sie arbeitet als Mannequin und steht als Schauspielerin für Cocteau auf der Bühne, bevor ihr das Leben zunehmend entgleitet. Dass sie die schmutzigen Windeln und Bettlaken mit den Füßen unter den Sessel schiebt, wird von Harry noch mit Kopfschütteln kommentiert. Doch als seine Frau beginnt, Dutzende Messer und andere Werkzeuge unter der Matratze zu horten, schickt er sie in die Psychiatrie. In fragmentarischen Rückblenden entfaltet sich der Hintergrund ihres psychischen Zusammenbruchs. Vom Vater als 11-Jährige sexuell missbraucht, wird Niki bald verhaltensauffällig. Im Museum malt sie die Genitalien einer klassischen Marmorstatue mit rotem Lippenstift an. Von den aufgebrachten Eltern in die Küche verbannt, spaltet sich die Leinwand zum ersten Mal in zwei Hälften. Niki sitzt brütend am Tisch, während auf der anderen Seite des Screens über ihren mentalen Zustand spekuliert wird.

Auch die Psychiatrie, wo sie sich einer quälenden Elektroschock-Behandlung unterziehen muss, enthüllt sich als männliches Herrschaftssystem. Ungläubig zerreißt der behandelnde Arzt einen Brief ihres Vaters, in dem er den Missbrauch einräumt und um Vergebung bittet. Ein erneuter Verrat. In der Klinik findet Niki aber auch den Weg zur Kunst. Weil man ihr zunächst Farbe und Klebstoff verweigert, wird sie erfinderisch und sucht sich ihr Material im Abfall und im Garten zusammen. Es entstehen erste assemblagehafte Malereien auf Pappe – mit der eigenen Spucke.

Tatsächlich bekommt man in „Niki de Saint Phalle“ weder diese noch irgendwelche anderen Kunstwerke je zu Gesicht – und auch nicht die ihrer männlichen Künstlerkollegen aus dem Umfeld des Nouveau Réalisme, in deren unmittelbarer Nachbarschaft sie nach ihrer Entlassung aus der Psychiatrie ein Atelier bezieht; in dem Schweizer Maschinenkünstler Jean Tinguely wird sie bald auch einen neuen Lebenspartner finden. Die Kunst bleibt in „Niki de Saint Phalle“ eine Leerstelle. Stattdessen begibt sich die Kamera auf die Rückseite des Bildes oder nimmt selbst die Subjektive des Kunstwerks ein – sie wird nicht nur angeblickt, sondern blickt ihrerseits zurück. In den Fokus rückt so die künstlerische Praxis selbst: das Zusammentragen von Materialien, das Anrühren von Farbe und Klebstoff, die Kunstbetrachtung sowie das Sprechen über Kunst.

Pfeile gegen den Vater

Das ist ein ambitionierter Ansatz, den Céline Sallette allerdings ein wenig verplätschern lässt. Zum einen, weil das Hantieren mit Puppenköpfen, Plastikblumen, Gips und zertrümmertem Geschirr nie ganz über das Illustrative hinauskommt. Zum anderen, weil sich die künstlerische Praxis ganz auf eine Freud’sche Sublimierungsleistung verkürzt. Ästhetische wie technische Überlegungen werden aus dem Raum der Kunst verbannt, ebenso die gesellschaftliche Auseinandersetzung. Über allem, und zuweilen etwas überdeutlich, schwebt der Vater. Bei der Eröffnung einer Gruppenausstellung fordert Niki de Saint Phalle die Besucher auf, Dartpfeile auf das (nicht sichtbare) Porträt ihres Geliebten zu werfen. Ein Ehepaar winkt dankend ab, bevor ein junger Mann das Kunstwerk voller Emphase mit Pfeilen traktiert. An wen er dabei gedacht habe, will die Künstlerin wissen. Sein Bruder erklärt: „An unseren Vater.“ Auf dem Gesicht der Künstlerin wirbeln die kreativen Gedanken. Es ist die Geburt der Künstlerin Niki de Saint Phalle.

Erschienen auf filmdienst.deNiki de Saint PhalleVon: Esther Buss (11.3.2025)
Vorsicht Spoiler-Alarm!Diese Filmkritik könnte Hinweise auf wichtige Handlungselemente enthalten.
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