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Filmplakat von DER AMERIKANISCHE FREUND

DER AMERIKANISCHE FREUND

127 min | Drama, Komödie | FSK 16
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Der Bilderrahmer und Restaurateur Jonathan Zimmermann (Bruno Ganz) leidet an einer gefährlichen Blutkrankheit. Der skrupellose amerikanische Kunsthändler Tom Ripley (Dennis Hopper) erfährt davon und aus einer Laune heraus erzählt er dem Ganoven Minot (Gérard Blain) von Jonathan. Der bietet dem todkranken Mann an, für ihn einen Mordauftrag durchzuführen. Dafür soll er hoch bezahlt werden, um so seiner Frau und seinem Kind etwas hinterlassen zu können.

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Filmkritik

"Der amerikanische Freund" entstand nach einem Kriminalroman von Patricia Highsmith. Wim Wenders bekennt sich zu den Romanen der Highsmith: "Von ihren Geschichten geht für mich eine Faszination aus, die ich sonst nur aus dem Kino selbst kenne, aber nicht von Büchern." Der Film, den Wenders gemacht hat, hat jedoch mit den Strukturen des Krimis nur noch wenig zu tun, um so mehr freilich mit den Figuren der Highsmith. Sie scheinen denn auch vornehmlich die Faszination ausgelöst zu haben, von der Wenders spricht. "Ihre Figuren gehen mich ganz stark und unmittelbar an... Beim Lesen dieser Romane wird man auf sich selbst aufmerksam." Mehr als einmal während des Films fühlt man sich an Handke erinnert, mit dem Wenders schon sein früherer Film "Falsche Bewegung" verband. Wie bei Handke Geschichten erst aus dem Befinden und Verhalten von Personen entstehen, wie dort Realität und Erfahrung von Realität sogleich umgesetzt werden in Reflexionen über das eigene Ich, in Wahrnehmungen ganz und gar subjektiver Prägung, so auch bei Wenders "Amerikanischem Freund". Motive und Motivketten der Kriminalgeschichte verblassen fast bis zur Bedeutungslosigkeit. Typisch dafür, daß das Gewerbe der Mafiosi austauschbar erscheint und von Wenders tatsächlich gegenüber der Beschreibung im Roman verändert wurde, aber auch in der modifizierten Form kaum noch im Film vorkommt und keine Rolle mehr spielt. Statt dessen treten die Figuren in den Vordergrund. Und diese Figuren sind alle ein Stück Wim Wenders, verkörpern - wie der ganze Film - seine Herkunft und seine Fixierung auf die Vorbilder des amerikanischen Action-Kinos, deren Repräsentanten (Nicholas Ray, Samuel Fuller) denn auch in nicht unwichtigen Rollen am Film beteiligt sind. " Der amerikanische Freund" ist insofern ein Identifikationsfilm nicht nur für Wenders, sondern für eine ganze Generation von Film-Fans, die - wie er - den amerikanischen Actionfilm bewundern. - Die Handlung läßt sich in wenigen Zeilen zusammenfassen. Jonathan Zimmermann (Bruno Ganz) lebt mit Frau und Kind als Bilderrahmer in Hamburg. Er hat eine schwere Krankheit, die vielleicht sogar tödlich sein kann. Eine Tages taucht ein Franzose (Gérard Blain) bei ihm auf und bietet ihm eine Viertelmillion, wenn Jonathan bereit ist, in Paris einen Mann umzubringen. Der Franzose spielt geschickt auf Jonathans Krankheit an. Der einzige, der ihm davon erzählt haben kann, ist Ripley (Dennis Hopper), ein Amerikaner, der etwas mit Bilderfälschen zu tun hat und der auf undurchsichtige Weise seine Geschäfte zwischen New York und Hamburg führt. Mit dem Angebot, ihm eine medizinische Untersuchung bei einer Pariser Kapazität zu verschaffen, lockt der Franzose Jonathan aus der Reserve. Von seiner eigenen geringen Lebenserwartung überzeugt, erfüllt Jonathan den Auftrag in den Gewölben einer Metro-Station, um mit dem Geld seine Familie abzusichern. Kaum ist er nach Hamburg zurückgekehrt, erhält er ein zweites, schwierigeres Angebot, bei dessen heikler Ausführung in einem TEE ihm unerwartet der Amerikaner Ripley zu Hilfe kommt. Zwischen beiden entsteht eine Freundschaft, deren gewaltsames Ende voraussehbar ist. - Die eigentliche Spannung des Films resultiert aber nicht aus den Fakten der Geschichte, sondern aus den psychischen Konflikten der Personen und ihren Beziehungen zueinander. Dem Entstehen und den Bedrohungen von Freundschaften nachzugehen, war schon stets ein wichtiges Thema in Wenders Arbeiten. Es fand seine deutlichste Ausprägung in dem Film "Im Lauf der Zeit". Hier nun kehrt es in einer Abwandlung wieder, die gleichzeitig Wenders Leidenschaft für das amerikanische Kino spiegelt und eine Brücke schlägt zwischen der Erneuerung im jungen deutschen und im amerikanischen Film. Nicht zufällig wählte er Dennis Hopper als Darsteller des Ripley, Hopper, der seit "Easy Rider" eine Art Schlüsselfigur für den Beginn neuer Initiativen außerhalb der etablierten amerikanischen Filmwirtschaft geworden ist. "Der amerikanische Freund" wäre ohne das amerikanische Kino nicht denkbar. Es ist der erste deutsche Film seit Jahrzehnten, der seiner optischen eine gleichberechtigte akustische Dimension hinzufügt. Der Eindruck mag für viele Kinobesucher ungewöhnlich sein; denn auch Synchronisationen bemühen sich hierzulande zumeist peinlich darum, Geräusche herunterzupegeln und dadurch in der Mischung den Eindruck des Originals zu verfälschen. Man darf gespannt sein, wie es Wenders Film ergeht, dessen mehrsprachige Originalfassung für den Kinoeinsatz ja ebenfalls einer durchgehend deutschen Fassung weichen soll. Der Bezug zum amerikanischen Kino wird vertieft durch eine Fülle von Zitaten, die hineinreichen bis in die erkennbar auf Bernard Herrmanns Hitchcock-Partituren anspielende Musik. - Wie schon am ausgeprägtesten in "Falsche Bewegung" ist auch der "Amerikanische Freund" nicht nur ein Film über Menschen, sondern ebenso über Städte, Landschaften, Objekte, die ihrerseits Menschen prägen, aber aus subjektiver Sicht ihr Aussehen verändern können. Durch diese wechselseitige Beeinflussung gewinnt der Film Leben, sieht man Hamburg, Paris, auch in der einen, zweimal wiederkehrenden, abenteuerlich kalkulierten Einstellung auf das World Trade Center New York wie zum ersten Mal, weil man es zum ersten Mal aus Jonathans oder Ripleys Perspektive sieht. An diesen Stellen wird dann ganz klar, daß es nicht um eine Beschreibung von Realität geht, sondern daß jede im Film vorkommende Realität eine individuell geprägte ist, die ihrerseits Rückschlüsse auf die Personen zuläßt. Folglich arbeitet Wenders auch nicht mit realistischen Farben, sondern die Szenen sind in Farben gedreht, die der Psyche, den Stimmungen des Helden entsprechen: warme Brauntöne in den Hamburger Interieurs, kalte, bläuliche Farben in Paris, ein brandroter Himmel hinter den schon vertrauten Hamburger Häusern nach Jonathans Rückkehr. In einem freilich unterscheidet sich Wenders Film wesentlich von seinen amerikanischen Vorbilden: er verfolgt seine Personen auch noch im Zerbrechen ihrer Gefühle, in der Zerstörung ihrer Beziehungen mit der gleichen sensiblen Anteilnahme, mit der er das Entstehen ihrer Bindungen beschrieben hat. Die Dramaturgie des Films, das ist nicht zu verleugnen, leidet darunter, auch wenn einen das fast wehmütige Abschiednehmen von den Figuren zutiefst bewegen kann. Die Rigorosität, mit der zum Beispiel Nicholas Ray und Samuel Fuller sich auch von liebevoll aufgebauten Figuren um der kommerziellen Dramaturgie willen trennen können, ist Wenders (noch? ) nicht gegeben. Das Zerbrechen einer Freundschaft und die Zwangsläufigkeit dieses Scheiterns im Umfeld einer Kinogeschichte wie dieser wird von Wenders geradezu zelebriert.

Erschienen auf filmdienst.deDER AMERIKANISCHE FREUNDVon: Ev. (8.11.2024)
Vorsicht Spoiler-Alarm!Diese Filmkritik könnte Hinweise auf wichtige Handlungselemente enthalten.
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