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Filmplakat von  Little Fugitive - Der kleine Ausreißer

Little Fugitive - Der kleine Ausreißer

75 min | Drama | FSK 6
Joey ist sieben und lebt in Brooklyn. Weil seine Mutter ihre kranke Mutter pflegen muss, soll sein Bruder Lennie auf ihn aufpassen, was dem Zwölfjährigen überhaupt nicht gefällt. Mit seinen Freunden spielt er Joey deshalb einen Streich. Sie lassen den Jungen mit einem Gewehr hantieren, und als sich ein Schuss löst, stellt Lennie sich tot. Als „Mörder“ seines Bruders nimmt Joey Reißaus. Mit sechs Dollar in der Tasche fährt er nach Coney Island, wo er sich am Strand und im Vergnügungspark herumtreibt … Die Kamera in Nabelhöhe: Mit einer mobilen 35-mm-Kamera, die er an seinem Körper befestigte, dokumentierte der Fotograf Morris Engel aus der Perspektive seines Helden dessen Umgebung. Während dieser Karussell fährt, Baseballwürfe übt, Zuckerwatte verspeist und sich als Flaschensammler betätigt, nehmen die Filmemacher die Auszeit Joeys zum Anlass, ihre Landsleute während der Freizeit zu porträtieren: beim Bummeln, Flirten, Schwimmen oder Sonnenbaden. Als seien sie mit den staunenden Augen eines Siebenjährigen festgehalten, präsentiert Der kleine Ausreißer belustigte und anthropologische Blicke auf Menschen in der Masse – und zugleich Meisterwerke der Schwarzweißfotografie.

Vorstellungen

Bundesplatz-Kino
Bundesplatz 14
10715 Berlin

Filmkritik

„Der kleine Ausreißer“ stammt aus der knapp bemittelten Eigenproduktion von Morris Engel und seiner Frau Ruth Orkin und könnte „als Amerikas konsequentester und überzeugendster Beitrag zum Neorealismus“ gelten. Er entstand außerhalb des Routinebetriebs. Das merkt man dem Film auf Schritt und Tritt an. Er ist frisch, spontan, aufrichtig antikonformistisch und aus der Liebe zur Sache geboren, eine vorweggenommene „Neue Welle“ im besten Sinne des Wortes. Man kann ihn mit Meisterwerken wie „Menschen am Sonntag“, „Ein Sonntag im August“, „Louisiana-Legende“ oder „Sie küßten und sie schlugen ihn“ in einem Atemzug nennen.

Aus den Augen eines Siebenjährigen

Das unkommerzielle Merkmal der Star- und „Handlungs“- Verachtung teilt er mit ihnen ebenso wie den Vorzug, durchaus alltägliche, gewohnte Dinge mit neuen Augen sehen zu lassen. Dies geschieht aus dem Gesichtswinkel eines Siebenjährigen. Joey (Richie Andrusco) und sein älterer Bruder Lennie (Rickie Brewster) sind zwei New Yorker Jungen. Die Mutter lässt sie, als sie eine Besuchsreise antreten muss, zwei Tage allein. Lennie, der Ältere, soll Joey in seine Obhut nehmen. Doch er wird des kleineren Bruders überdrüssig, weil dieser ihn daran hindert, mit den gleichaltrigen Freunden zu spielen. Deshalb greift er zu einer List: Beim Spiel mit einem Luftgewehr bringt er es zuwege, Joey glauben zu machen, er habe seinen älteren Bruder angeschossen.

Joey flieht nach Coney Island, dem populären Rummelplatz von New York. Dorthin wollte er schon lange einmal. Von den Möglichkeiten des Abenteuers, der Augenreize und den Schleckereien des Vergnügungsortes verlockt, vergisst er bald, was ihn hergetrieben hatte. Er verbringt auch die Nacht in Coney Island. Angstvoll sucht ihn Lennie, der ihn aber erst wenige Minuten vor der Rückkehr der Mutter findet. Diese wird von dem geheimen Ausflug des Jüngsten nie etwas erfahren, da sie ihre beiden Jungen zu Hause friedlich vor dem Fernsehgerät antrifft.

Die Freuden und Ängste der Kinderwelt

Der Film errang 1953 beim Festival in Venedig einen Biennale-Preis. Er dringt mit seiner Darstellung tief in die Freuden und Ängste der Kinderwelt ein. Möglich wurde das nur deshalb, weil sich die Erwachsenen aufs Erstaunlichste in die Psyche des aufgeweckten Knaben mit seiner besonderen Optik, seiner Perspektive und Sehweise hineinzusetzen vermochten. Diese psychologische Verwandlung ist großartig gelungen. Wir empfehlen den Film dem anspruchsvollen Studio-Publikum.

Erschienen auf filmdienst.de Little Fugitive - Der kleine AusreißerVon: FD (8.12.2023)
Vorsicht Spoiler-Alarm!Diese Filmkritik könnte Hinweise auf wichtige Handlungselemente enthalten.
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