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Filmkritik
Alarm, Hunde verschwinden im Tal! Davon ahnt Flo (Nico Marischka) jedoch noch nichts. Er freut sich auf die Sommerferien in Südtirol bei seiner Lieblingstante Cosima (Katharina Schüttler). Die hat dort nicht nur ein wunderschönes Anwesen mit viel Platz zum Spielen, sondern mit Hund Pippa auch einen trefflichen Spielgefährten für Flos Border-Collie Lassie. Zudem beherbergt die alleinerziehende Mittdreißigerin seit geraumer Zeit die beiden Pflegekinder Kleo (Anna Lucia Gualano) und Henri (Pelle Staacken), die Flo zum ersten Mal kennenlernen wird.
Nichts steht also einer abenteuerlichen Ferienzeit entgegen, als Hausbutler Gerhardt (Justus von Dohnányi) Flo und Lassie bei der Verwandtschaft auf dem Land abliefert. Während Flos Eltern auf Gran Canaria ausspannen, gönnt sich Gerhardt unweit des gemütlichen, aber schlichten Hofs eine Sommerfrische im idyllischen Grand Hotel, wo Besitzerin Bianca Sternberg (Annette Frier) gerade versucht, die Dürftigkeit der Personaldecke und ein kleines Ungezieferproblem dezent zu verbergen. Einzig Bürokraft Delphine (Maike Jüttendonk) und ihr als Adlatus fungierender Lebensgefährte Dustin (Dennis Mojen) wuseln im Möchtegern-Sterne-Hotel noch wichtigtuend durch die Gegend, haben indes alles andere im Kopf als ein gut gehendes Hotel.
Fast sämtliche Charaktere sind neu
Es braucht nicht allzu lange, bis Regisseur Hanno Olderdissen und sein Drehbuchautor Andreas Cordes das Ensemble der nach seinem „Lassie - Eine abenteuerliche Reise“ (2019) zweiten modernisierten Verfilmung des unverwüstlichen Tierfilmklassikers etabliert haben. Außer Kinderhauptdarsteller Nico Marischka und Justus von Dohnányis Butler müssen nämlich sämtliche Charaktere im Film neu definiert werden. Das gelingt geschickt mit ein, zwei Dialogpassagen und macht Lust auf mehr. Die jüngeren Zuschauer wird vor allem interessieren, wie es mit Flo und den neuen Familienmitgliedern weiter funktionieren wird, nachdem sich das Nesthäkchen Henri als wahrer Sonnenschein und die pubertierende Kleo als (vom Drehbuch her übermäßig) zickiger Stinkstiefel eingeführt haben. Die Erwachsenen dürfte indes interessieren, wie es mit der Chemie zwischen der überforderten Gouvernante Frau Sternberg und dem peniblen Saubermann Gerhardt weitergeht. Beides macht Laune und – so darf sicher schon verraten werden – funktioniert nach dem Prinzip: was sich neckt, das liebt sich.
Und was ist mit den Hunden? Fast hat man schon wieder vergessen, dass es laut Titel eigentlich um Lassies neues Abenteuer gehen soll und im Prolog des Films zudem ein niedlicher vierbeiniger Zeitgenosse schamlos entführt wurde. Alle Handlungsstränge kommen in dem Augenblick zusammen, als in Cosimas Haus eingebrochen wird, in dem lediglich der per Kopfhörer abgelenkte Flo und die stets wachsame Lassie anwesend waren. Trotzdem gelingt es den Dieben, die wertvolle Pippa aus dem Haus zu stehlen. Die einzige Spur scheint lediglich das Fluchtfahrzeug zu sein, das Flo eben gerade noch vom Hof preschen sah. Es trägt das Logo eines angesehenen örtlichen Hotels!
Lassie ist wunderbar ästhetisch
Ein wenig verwundert es schon, dass der titelgebende Star zwar optisch recht präsent ist, dennoch eigentümlich wenig als treibende Kraft der Handlung fungiert. Es scheint fast so, als würde es den Machern ausreichen, dass der Border-Collie in erster Linie als Tier-Model fungiert und wunderbar ästhetisch durch die Szenerie hetzen kann. In „Lassie – Eine abenteuerliche Reise“ durfte der Star auf der Suche nach seinem Herrchen Flo wenigstens noch ganz allein durch Deutschland streunen und etliche kleine Abenteuer erleben. Hier muss er sich die Szenerie mit der Coming-of-Age-Dramödie zwischen Flo und Kleo sowie den diversen mehr oder minder verschlagenen Erwachsenen teilen; von den ganzen anderen Hunden und (eher putzigen) Kakerlaken ganz zu schweigen. Lassie kommt mit der „Degradierung“ zur Nebenfigur gut klar, hat sie doch immer noch das intensivste Charisma und vor allem die Filmgeschichte (Lassie ist seit 1943 aus Kino und Fernsehen nicht wegzudenken) auf der Habenseite, die den Hund eindeutig zur lebenden Legende machen.
Dramaturgisch bereitet vor allem der für Spannung sorgende Subplot Probleme. Denn wie schon schnell klar wird, sind Delphine und Dustin die Bösen, die sich mit einer Auktion von geklauten Rassehunden ein Vermögen ergaunern wollen. Dass die Polizei hier so demonstrativ im Dunkeln tappt, obwohl das Gaunerpaar ausgerechnet im Grand Hotel Sternberg seine gut besuchte Auktion startet, ist schon fahrlässig. Dass aber nicht einmal die Chefin selbst von dem Unterfangen Wind bekommt, ist angesichts der Kläffer-Dichte schon ein wenig hanebüchen.
Die Kinder-Detektive sind auf Draht
Aber wenigstens sind die drei Kinder-Detektive auf Draht und werden ob der ganzen Eskapaden ein gutes Team – und mehr! Wenn man es genau nimmt, stiehlt zwar im Showdown – von Regie und Buch sicherlich nicht unbedingt beabsichtigt – ausgerechnet eine Kakerlake Lassie die Show, dafür sieht aber auch hier der Collie wieder richtig toll aus. Und das nächste Abenteuer kommt bestimmt: mit Flo, Kleo, Pippa, ach ja, und Lassie.