Vorstellungen
Filmkritik
Otto ist Gangster italo-amerikanischer Abkunft und ein Macho ohnegleichen. Wenn Otto eins nicht leid.en kann, dann "dämlich" genannt zu werden (obwohl die Bezeichnung zweifellos auf ihn zutrifft). Ken ist ein gehemmter Ganove, er stottert. Er stottert nur dann nicht, wenn eine Frau zärtlich zu ihm ist, also stottert Ken meistens. Aber der tierliebe Ken reagiert spätestens dann empfindlich, wenn man es auf seine Zierfische absieht. Und dann ist da noch Wanda, ebenfalls Amerikanerin, als Gaunerin durchtrieben bis ins Mark, als Frau ein erotisches Energiebündel, das bei jedem fremdsprachigen Laut entflammt. Kein Wunder, daß Wanda bei Ottos italienischen Liebesschwüren alle Hemmungen ablegt.
Eines immerhin eint Otto, Ken und Wanda: sie haben just Londons größten Juwelierladen ausgeraubt. Leider sitzt ihr Anführer George deswegen schon im Gefängnis, verpfiffen von Otto, dem sein Anteil zu klein erschien, und leider weiß George als einziger, wo die Beute versteckt ist. Also startet Wanda, während Ken sich abmüht, die einzige Tatzeugin aus dem Weg zu räumen, eine sexuelle Totaloffensive auf Georges Rechtsanwalt Archie Leach, einen steifen englischen Gentleman, in der Hoffnung, so das Versteck in Erfahrung zu bringen. Der im Eheleben arg frustrierte Archie reagiert sehr lebhaft auf Wandas Avancen, aber mit noch mehr Beunruhigung registriert Otto, daß auch Wanda ihrerseits jedes kühle Kalkül verliert - schließlich beherrscht Archie neben Italienisch auch noch Russisch. Als schließlich der aller bürgerlichen Fesseln entledigte Rechtsanwalt mit der Gangsterbraut in Richtung Südamerika jettet, muß Otto auch noch Kens Rache des kleinen Mannes buchstäblich über sich ergehen lassen. In seinem letzten Film "Clockwise" kehrte John Cleese allein die schrullige Seite seines Humors heraus. In "Ein Fisch namens Wanda" nun tritt gegen den trockenen angelsächsischen Witz die temporeiche, überdrehte Spielart made in USA an. Die Kraftprobe resultiert in einem Feuerwerk zu Tränen reizender Situationskomik und ausgelassenen Sprachwitzes (ein Lob der treffenden deutschen Synchronisation). Natürlich kann, wenn sich zwei Spießgesellen aus "Monty Python`s"-Zeiten ans filmische Werk machen (neben John Cleese Michael Palin), die eine oder andere Derbheit nicht ausbleiben. Ungeachtet dessen hatte Cleese mit seinem Script aber wohl ein leichter verdauliches Vergnügen im Sinn, das vor allem nationale Eigenheiten aufs Korn nimmt - englische Sturheit und Pedanterie, südländischen Machismo und amerikanisches Zweckdenken. Dabei bieten die Vertreter der Neuen Welt (Jamie Lee Curtis als Wanda und, als Filmkomiker eine Entdeckung, Kevin Kline als Otto) ihren angelsächsischen Widersachern durchaus Paroli. Mit einem derart spielfreudigen Ensemble zu arbeiten, dürfte ein Vergnügen gewesen sein.