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Filmplakat von Klandestin

Klandestin

124 min | Drama | FSK 12
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Szene %1 aus %Klandestin
Der Künstler Richard kann sich seine britische Heimat nicht mehr leisten und lebt in Tanger. Mit seiner Hilfe schafft der junge Marokkaner Malik es zu seinem Sehnsuchtsort Europa. Dort soll ausgerechnet die konservative Politikerin Mathilda ihn verstecken. Mathildas Assistentin, die Juristin Amina, die ihre marokkanischen Wurzeln endlich hinter sich lassen will, wird als „kulturelle Vermittlerin“ eingeschaltet und soll das Problem lösen. Doch Malik hat eigene Pläne. Auf sich allein gestellt, tritt er unabsichtlich eine Lawine los.
  • RegieAngelina Maccarone
  • Dauer124 Minuten
  • GenreDrama
  • AltersfreigabeFSK 12

Vorstellungen

Kinoklub am Hirschlachufer
Kinoklub am Hirschlachufer
Hirschlachufer 1
99084 Erfurt
Klick Kino Berlin
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Windscheidstr 19
10627 Berlin
CineStar Berlin
Schönhauser Allee 36
10435 Berlin

Filmkritik

Malik rappt, er sei „King Klandestin“ und strahlt dabei entzückt seinen Freund Richard (Lambert Wilson) an. „King Klandestin“ vor allem deshalb, weil er sich heimlich in Richards Transporter versteckt hat, womit ihn der ahnungslos über die Grenze schmuggelte – raus aus Marokko, rein nach Europa. Malik (Habib Adda) findet die Aktion super, Richard eher nicht. Denn Malik hat weder einen Ausweis noch ein Visum. Er wird ein illegaler Migrant sein. Wenn man ihn erwischt, bekommt er echte Probleme. Trotzdem nimmt der schwule Maler Malik mit nach Frankfurt, wo er eine Ausstellung hat. Malik ist dann halt heimlich da, denkt Richard; irgendwie wird man schon an Papiere kommen.

Diese eine Heimlichkeit ist die Grundlage des Films „Klandestin“. Sie wird das Leben der vier Hauptfiguren verändern. Ihre Folgen werden sich durch die kommenden Tage wie Risse durch Eis ziehen. Der Boden unter ihren Füßen wird zwar nicht sofort brüchig, aber sie merken bald, dass sie sich vorsichtiger bewegen müssen als bisher.

Vier hüten ein Geheimnis

Richard nimmt Malik mit zu seiner Freundin Tilda (Barbara Sukowa), wo er sich ein paar Tage verstecken soll. Tilda ist eine rechtskonservative Politikerin. Das Letzte, was die braucht, ist ein versteckter Migrant in ihrer Wohnung. Doch wenn es ein Geheimnis bleibt, wenn Richard den jungen Kerl bald wieder abholt und wenn sich ihre neue Assistentin Amina El Hazzaz (Banafshe Hourmazdi) derweil um ihn kümmert, soll es ihr dennoch recht sein.

Damit haben jetzt vier Menschen ein gemeinsames Geheimnis, das sie hüten müssen. Geteilte Geheimnisse sind eine schwierige Angelegenheit, und noch viel schwieriger ist es, wenn alle Beteiligten eine unterschiedliche Haltung dazu haben. Malik ist sein Status als Illegaler egal; er will Spaß haben, seinen Onkel in Berlin besuchen und Richard ein bisschen ausnutzen. Der wiederum ist in Malik verknallt und möchte ihn bei sich behalten; „verstecken“ und „beschützen“ klingt deshalb gar nicht so schlecht. Tilda will den Untermieter schnell loswerden, bevor er ihre politische Position kompromittiert. Und Amina hat mit all dem am wenigsten zu tun, Malik aber am Hals. Ihr ist überdies die Gefahr für und durch „King Klandestin“ am deutlichsten bewusst, und zwar ganz emotionsfrei, da sie erst kürzlich ihr Jurastudium abgeschlossen hat.

Regisseurin Angelina Maccarone konzentriert sich jeweils auf eine der Personen. Sie erzählt in Kapiteln, wobei jedes einem der Protagonisten zugeordnet ist und dieselbe Geschichte aus dessen Sichtweise erzählt. Das mündet aber nicht in Langeweile, sondern ins pure Gegenteil. Denn jedes Kapitel verfügt über ein paar überraschende Schlenker, jede Figur steht mindestens zu einer anderen in einem Abhängigkeitsverhältnis; hinzu kommt der eklatante Unterschied zwischen Innen- und Außenperspektive. Was Richard oder Tilda als gute Absicht verkaufen, wirkt aus einem anderen Blickwinkel wie purer Eigennutz. Gerade Richard und Tilda können die Wahrheit gut ignorieren. Sie sind Profis der Selbstgerechtigkeit. Treffend werden die Masken und der Tonfall vorgeführt, die mit ihren Jobs einhergehen, mit der Politik wie mit der Kunst.

Alles dreht sich

Das Spiel von Lambert Wilson und Barbara Sukowa ist grandios. Lambert wirkt schmierig, irgendwo zwischen Bestechung und Erpressung; Sukowa ist gnadenlos in ihrer Mischung aus Strenge und Raffinesse. Beide statten ihre Figuren mit viel Sentimentalität aus, in Erinnerungen an ein liebenswertes Hippie-Dasein, was den Sympathiefaktor aber trotzdem nicht befördert. Dazu schlägt der Film eine große Spannung aus der Sorglosigkeit von Malik, insbesondere angesichts der Lage in Frankfurt. Denn es hat einen Terroranschlag gegeben. Die Täter sind Araber. Das macht die Stadt nicht entspannter. Schön bedrohlich starren die Überwachungskameras, als Malik zwischendurch aus Tildas Wohnung verschwindet und auf den Straßen Freunde sucht.

Das Geheimnis und seine Folgen, Maliks Aufenthalt in Frankfurt und die Pläne der anderen entwerfen ein Bild der deutschen Gegenwart, das wenig Anlass zur Freude bietet. Fehlende Chancengleichheit, Migrationspolitik, Mauscheleien aller Art und Sex mit Abhängigen geistern als Themen durch den Film. Zum Glück verwandelt Maccarone den Stoff rechtzeitig in einen Thriller, bevor es didaktisch wird, indem sie ein fünftes Kapitel hinzufügt. Das handelt von der Explosionskraft, die Geheimnisse entfalten können, sobald sie auffliegen, was alle Beteiligten für kurze Momente zur Ehrlichkeit zwingt. Damit schafft Maccarone etwas, mit dem man nicht mehr gerechnet hat: Sie beendet den Film mit einem Hauch Optimismus.

Erschienen auf filmdienst.deKlandestinVon: Doris Kuhn (24.5.2025)
Vorsicht Spoiler-Alarm!Diese Filmkritik könnte Hinweise auf wichtige Handlungselemente enthalten.
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