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Filmplakat von Kit & Antoinette und der magische Himbeerhut

Kit & Antoinette und der magische Himbeerhut

100 min | Animation, Abenteuer, Familie | FSK 0
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Kit, eine Gitarre spielende Grille, führt eine Band an, um Insekten zu unterhalten, die sorglos den Sommer genießen. In der Nähe lebt Antoinette, die Erbin eines Ameisenhügels. Dort ist Musik streng verboten. Nur Disziplin und harte Arbeit zählen hier etwas. Durch einen Zufall treffen Kit und Antoinette aufeinander und sie werden Freunde. Das Ameisenmädchen versucht verzweifelt die Grillen vor dem bevorstehenden Winter zu warnen. Und zu alledem wird auch noch Antoinette von Antheodor, einer ehrgeizige Ameise, entführt. Zum Glück eilen Kit und seine Freunde zu ihrer Rettung.
  • RegieKristijan Milić, Luka Rukavina, Dino Krpan
  • ProduktionsländerKroatien
  • Produktionsjahr2023
  • Dauer100 Minuten
  • GenreAnimationAbenteuerFamilieLovestory
  • AltersfreigabeFSK 0
  • Empfehlung der Jugendfilmjury
    5 - 99
  • IMDb Rating5.8/10 (158) Stimmen

Vorstellungen

Kommunales Kino
Tübinger Straße 40
71083 Herrenberg (im Gäu)

Filmkritik

Wie, es soll neben Frühling, Sommer und Herbst noch eine vierte Jahreszeit geben? Was für ein Unsinn! Die freigeistig musizierenden Grillen können oder wollen das nicht glauben, was ihnen die junge Ameise da vom Winter erzählt. Lieber spielen sie weiter auf ihrem Musikfestival Roachella, wo außer den Ameisen alles Wiesengetier zu Saitenmusik mit flotter Percussion tanzt und eine Kakerlake betörenden Nektar serviert.

Auf den Spuren von Aesop

Es ist eine alte Geschichte, die hier noch einmal neu erzählt wird, von der Grille, die lieber musiziert, und der Ameise, die beizeiten Vorsorge trifft. Die Fabel geht auf Aesop zurück, die bekanntere Fassung auf Jean de La Fontaine. Sie endet nicht gut für die Grille, die trotz mehrfacher Warnungen keine Vorsorge für die kalten Tage trifft. Was natürlich den Lesern eine Lehre sein soll: Sorge vor und kümmere dich! Aber auch, wenn man so will, ein Lob der Hartherzigkeit, eine Aufforderung zu verschlossenen Türen!

Dazu ist die Geschichte in „Kit & Antoinette“ im Ameisenbau geronnen, allen zur Warnung: Lass niemals eine Grille in den Bau! Und so landet Kit, der charmante Leadgitarrist einer Grillenband, im Gefängnis der Ameisen, weil er die aufgeregte Antoinette zurück zu ihrem Zuhause begleitet hat.

Das gefällt der künftigen Ameisenthronerbin aber so gar nicht. Wie ihr überhaupt die vielen Regeln im Bau – Arbeit, Pünktlichkeit und Architekturstudien sind wichtiger als alles andere – suspekt sind. Sie hilft Kit bei der Flucht und folgt ihm zu Roachella, wo sie dank eines magischen Himbeerhütchens sogar zu singen beginnt, obwohl Ameisen das eigentlich gar nicht können.

Die Königin ist indisponiert

Man darf von „Kit & Antoinette und der magische Himbeerhut“ keine realistische Darstellung des Lebens in einem Ameisenhügel erwarten; das Gegenteil ist der Fall! Denn hier scheint eine männliche Ameise die Geschäfte zu führen, da die Königin wohl indisponiert ist. Das war auch schon in „Antz“ so, der bereits 1998 mit computeranimierten Bildern in einen Ameisenhügel eintauchte.

Eine echte Modernisierung der Fabel gibt es allerdings nicht, dafür geht alles ein wenig zu wild durcheinander. Zwar sind die Ameisen fleißig, doch statt sich um Vorräte zu kümmern, scheinen sie vor allem Wert auf stabile Wände gegen die Außenwelt zu legen. Wobei der neue Stararchitekt Antheodor auch nicht zuletzt sein eigenes Ego pflegt.

Die „Moral von der Geschicht’“ scheint am ehesten darin zu liegen, dass man nicht allein ans Arbeiten denken, sondern durchaus auch mal Musik machen soll. Und: Regeln sind gut, aber nicht, wenn man sich damit lediglich von der Außenwelt abschottet.

„Kit & Antoinette und der magische Himbeerhut“ ist selbst ein Beweis für den Wert von Fleiß und Ausdauer. Seit 2010 wurde daran gearbeitet, aber weil der kroatischen Produktion zuerst das Geld fehlte und dann auch noch Covid dazwischenkam, zog sich die Produktion über zwölf Jahre hin, was selbst für einen Animationsfilm eine lange Zeit ist.

Große Münder und Augen

Das Projekt beruht auf einem musikalischen Theaterstück von Darko Bakliža aus dem Jahr 1999. Nach einem Drehbuch von Rona Žulj schuf Regisseur Luka Rukavina daraus einen Film, der animatorisch allerdings nur wenig überzeugt. Die Bewegungen der Insekten sind ungelenk, stellenweise sogar abgehackt; die Ameisenhaare gleichen eher schwingenden Kopfwülsten. Auch die Gesichter sind nicht besonders expressiv; Emotionen bleiben vor allem auf die Münder und großen Augen beschränkt und fallen eindimensional aus.

Kroatische Zeichentrickstudios haben sich bislang noch nicht in größerem Stil an CGI-Animationsfilmen erprobt; der nächste Film wird vielleicht schon ganz anders aussehen. Die Dynamik zwischen den Figuren lässt noch die Herkunft vom Kindertheater erahnen; etwas mehr Tiefgang und Ambivalenz wären vielleicht nicht verkehrt gewesen. Und auch die Liebesgeschichte zwischen Kit und Antoinette überzeugt nur wenig. Dafür sind die Songs von Gordan Muratović sehr flott und eingängig; die Kompositionen von Vjeran Šalamon bleibt auf wenige Instrumente beschränkt. Dass sich die Grillen so bequem in ihrem winterfreien Weltbild einrichten und auf Argumente nicht hören wollen, besitzt allerdings einen recht zeitgenössischen Spin.

Erschienen auf filmdienst.deKit & Antoinette und der magische HimbeerhutVon: Rochus Wolff (9.11.2023)
Vorsicht Spoiler-Alarm!Diese Filmkritik könnte Hinweise auf wichtige Handlungselemente enthalten.
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