Vorstellungen
Leider gibt es keine Kinos.
Filmkritik
Los Angeles 1974. Max Barber (Robert De Niro) und seine Kompagnon Walter Creason (Zach Braff) produzieren Filme. Exploitation-Filme, um genau zu sein. Geringe Produktionskosten, großer Reibach. Das klingt einfach und ist doch sehr schwer. Der Siegeszug ihres neuesten Machwerks „Killer Nuns“ wird vor den Kinos von katholischen Demonstranten gestoppt, die Nonnen mit Wumme, Lederkorsetts und Strapsen nicht sehr sittsam finden. Dummerweise hat sich Max von dem Gangster Reggie Fontaine (Morgan Freeman) 350.000 Dollar für die Finanzierung des Films geliehen. Die will der nun zurück, und zwar in 72 Stunden.
Max könnte nun für viel Geld das beste Drehbuch verkaufen, das in seinem Schreibtisch liegt. Doch er ist nicht nur ein wortgewandter Hallodri, sondern auch ein unvernünftiger Dickkopf. Durch einen kuriosen Zufall kommt Max auf die Idee, zum Schein einen Film zu drehen und dessen Hauptdarsteller auf eine ungeheure Summe zu versichern. Würde der Schauspieler während der Dreharbeiten sterben, könnten Max und Walter groß absahnen.
Duke Montana besteht jede Probe
So machen sie für die Pferdeoper „The Oldest Gun in the West“ den abgehalfterten Western-Star Duke Montana (Tommy Lee Jones) ausfindig, der sich so das Leben nehmen wollte. Die Stunts möge er bitte selbst machen, das hätte früher doch auch gut geklappt. Doch egal, ob der alte Mann über hohe Feuersbrünste reitet, auf einer angesägten Hängebrücke balanciert oder sich einem schlecht gelaunten Bullen stellt – Duke Montana besteht jede Probe.
„Kings of Hollywood“ ist ein Remake von Harry Hurwitz’ „The Comeback Trail“, der 1974 entstand, aber erst 1982 unter Ausschluss der Öffentlichkeit in die US-amerikanischen Kinos kam. Nicht einmal eine DVD-Veröffentlichung lässt sich nachweisen – die wenigsten dürften ihn also gesehen haben. Fakt ist immerhin, dass Larry „Buster“ Crabbe (1907-1983), der Titelheld der „Flash Gordon“-Serials von 1938 bis 1940, die Rolle des alten, längst vergessenen Stars (und somit quasi sich selbst) spielte. Ein Trashfilm über den Trashfilm, wenn man so will, und genau hierin liegt der Unterschied zur Neuauflage: Autor und Regisseur George Gallo konnte nicht nur eine illustre Schauspielriege verpflichten – Setdesign, Actionsequenzen und Computertricks bezeugen auch ein hohes Budget, das für die Produktion zur Verfügung stand.
Die Schauspieler geben dem Affen Zucker
Dem Zufälligen und Unperfekten, dem versehentlichen Gelingen eines Trashfilms setzt Gallo also Perfektion entgegen, und das ist zunächst ein Widerspruch, der sich nicht auflösen lässt. Trotzdem versteht sich „Kings of Hollywood“ als Hommage an den B-Film, als eine Liebeserklärung ans Filmemachen und die Filmgeschichte. Wenn Robert De Niro und Morgan Freeman sich streiten, verweist das immer auch drohend auf die fatalen Ausgänge in den Gangsterfilmen der 1930er-Jahre, von „Scarface“ bis „Die wilden Zwanziger“. „Willst du etwa so enden wie William Holden in ,Sunset Boulevard’?“, heißt es einmal. Ein anderes Mal fliegt De Niro nach einer Gasexplosion durch die Luft, so wie er schon im Prolog zu Martin Scorseses „Casino“ durch die Luft geflogen war. Bei der Bewerbung um den Regiestuhl darf ein deutscher Filmemacher mit Glatze und starkem Akzent die Vorteile einer handgehaltenen Kamera preisen – die Erschütterung des Bildes würde die Erschütterung des Helden spiegeln. Doch die liebevolle Zuneigung, die etwa Tim Burton „Ed Wood“ oder Frank Oz „Bowfinger“ entgegenbrachten, fehlt George Gallo. Sein quirliger Produzent ist eher eine hinterlistige Nervensäge, die für den finanziellen Erfolg (nicht für den künstlerischen) sogar über Leichen geht.
Robert De Niro darf dem Affen ordentlich Zucker geben. Mit großer 1970er-Jahre-Brille und zurückgekämmten weißen Haaren redet er potentielle Geldgeber schwindelig, wo er sich sonst auf wenige Gesten und ausgefeilte Mimik beschränkt. Die Liebe zu einem Drehbuch, das er für kein Geld der Welt verkaufen will, glaubt man ihm nicht. Tommy Lee Jones hingegen soll an John Wayne in „The Shootist“, seine letzte Rolle, erinnern. Doch seine traurigen Augen und seine Vorliebe für russisches Roulette lösen keine Rührung aus. Vieles gerät Gallo zu kalkuliert, zu gewollt, auch zu laut und zu schrill. Dazu passt der im Abspann gezeigte „falsche“ Trailer zu „Killer Nuns“. Das haben Robert Rodriguez und Quentin Tarantino mit ihrem „Grindhouse“-Doppelpack sehr viel überzeugender vorgemacht.