- RegieColin Trevorrow
- ProduktionsländerVereinigte Staaten
- Produktionsjahr2021
- Dauer147 Minuten
- GenreAbenteuerScience FictionAction
- AltersfreigabeFSK 12
- TMDb Rating6/10 (5776) Stimmen
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Filmkritik
Aus ist’s mit dem Aussterben. Seit zahlreiche Exemplare der für Vergnügungsparks genetisch erschaffenen Dinosaurier am Ende von „Jurassic World: Das gefallene Königreich“ aus dem Lockwood-Anwesen entkamen, haben sie sich ausgebreitet, um dauerhaft zu bleiben. Die Menschen mussten wieder lernen, die Welt mit anderen machtvollen Spezies zu teilen. Vier Jahre nach dem Dino-Ausbruch lösen die Urzeitechsen längst keinen puren Schrecken mehr aus. Raubsaurier sind nach wie vor eine Gefahr, doch in menschenreichen Gebieten keineswegs ständig auf Beutezug; Pflanzenfresser wie der langhalsige Apatosaurus blockieren zwar mitunter Straßen, können aber mit einfachen Tricks zum gelassenen Weiterstampfen bewegt werden.
Schwächere Saurier dagegen gilt es eher vor Menschen zu beschützen, da sie bei gierigen Jägern noch immer Gelüste auslösen; zum Glück gibt es Tierschützerinnen wie die frühere Dino-Park-Leiterin Claire Dearing, die in einer Nacht-und-Nebel-Aktion schon mal einen jungen Hornsaurier aus der Gefangenschaft befreit. Ihr Partner Owen Grady fängt derweil Entenschnabelsaurier in der Sierra Nevada und beruhigt die verstörten Tiere mit seiner besänftigenden Dino-Zähmer-Art. Seine Zieh-Velociraptorin Blue lebt nahebei in den Wäldern, und auch Maisie, die geklonte Enkelin des verstorbenen Milliardärs Benjamin Lockwood, hat bei Owen und Claire ein Zuhause gefunden.
Gen-Heuschrecken bedrohten die Ernte
Viele Wogen haben sich zu Beginn von „Jurassic World: Ein neues Zeitalter“, dem dritten Teil der 2015 gestarteten Fortführung der „Jurassic Park“-Filmreihe, also geglättet; das Mensch-Dinosaurier-Verhältnis ist zwar nicht hundertprozentig geklärt, aber offenbar auf einem guten Weg. Für neues Unheil sorgen in dem erneut von Colin Trevorrow inszenierten Film denn auch zunächst nicht die Dinosaurier, sondern eine andere genmanipulierte Spezies: Schwärme von riesigen Heuschrecken fressen sich durch die Ernten in den USA und drohen, auch andere Länder und Kontinente zu befallen. Das aus „Jurassic Park“ bekannte Paläontologen-Team Dr. Ellie Sattler und Dr. Alan Grant muss nicht lange suchen, um zu vermuten, dass das Unternehmen Biosyn seine Finger im Spiel hat. Gemeinsam reist es zum feudalen Sitz des Genetik-Konzerns hoch in den italienischen Dolomiten.
Inmitten der Berge finden nach außen hin Forschungen an Dinosauriern statt, von denen Firmenchef Lewis Dodgson etliche fangen ließ, um ihnen in der großflächigen Anlage vorgeblich ein geschütztes natürliches Umfeld zu bieten; zum Personal zählt auch der Chaostheoretiker Ian Malcolm, wie die beiden Paläontologen ein „Jurassic Park“-Überlebender der ersten Stunde.
Doch die Saurier sind für Dodgson nur die Tarnung für seine eigentlichen Gen-Geschäfte. Die Heuschrecken zählen ebenso dazu wie Interesse an dem Mädchen Maisie und am jungen Velociraptor Beta, dem Kind von Blue. Als Maisie und Beta entführt werden, treten auch Owen und Claire wieder in Aktion; nach einigen Irrungen und Zusammenstößen mit Saurier-Wilderern und gefährlichen abgerichteten Raub-Dinos steuern sie ebenfalls die Dolomiten an, um die Entführten zurückzuholen und die Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen.
Nehmen die Dinosaurier im Plan des Schurken nur eine Nebenrolle ein, ist „Jurassic World: Ein neues Zeitalter“ ganz im Gegenteil darauf aus, den Urzeitechsen wieder mehr Gerechtigkeit widerfahren zu lassen, als dies im Vorgängerfilm der Fall war. Trevorrow und Co-Autorin Emily Carmichael sind bemüht, die unterschiedlichsten Saurier in ein angemessenes Licht zu rücken, was die Erhabenheit eines Apatosaurus ebenso zur Geltung bringt wie die Niedlichkeit kleiner Nasutoceratopse (Verwandte der bei Dino-Fans beliebten Triceratopse, die allerdings ein Horn weniger haben). Auf der anderen Seite steigern sie die Bedrohlichkeit von Raubsauriern, die für einige der denkwürdigsten Sequenzen des Films sorgen: etwa eine wilde Flucht vor Raptoren zu Fuß, per Auto und Motorrad über die Dächer, durch die Häuser und Straßen der maltesischen Hauptstadt Valletta, Begegnungen im Wald und auf einem zugefrorenen See mit erstmals in der Filmreihe vertretenen Fleischfressern wie dem vogelähnlich staksenden Therizinosaurus sowie dem Giganotosaurus. Das ist einmal mehr ein Angreifer von furchteinflößender Größe mit offenbar unersättlichem Appetit, der im Gegensatz zu den Haupt-Dino-Antagonisten aus den beiden vorherigen Filmen aber keinem Gen-Cocktail entsprungen, sondern paläontologisch belegt ist. Erneut gibt es damit auch einen Gegner des Tyrannosaurus Rex um die Vorherrschaft im Saurierreich, wobei die Sympathien des Films klar auf der Seite des ikonischen Veteranen der Reihe liegen.
Gut integrierte Referenzen an Vorgängerfilme
Die Zahl der Referenzen, insbesondere auf Steven Spielbergs ersten „Jurassic Park“-Film, ist generell recht groß, doch schafft es „Jurassic World: Ein neues Zeitalter“ besser als die Vorgängerfilme, diese zu integrieren, ohne wie eine blasse Kopie zu wirken. Die Rückkehr früherer Hauptfiguren muss im heutigen Franchise-Geschäft zwar als Klischee betrachtet werden, funktioniert beim Trio Sattler-Grant-Malcolm aber bemerkenswert gut, da Laura Dern, Sam Neill und Jeff Goldblum seit „Jurassic Park“ allesamt nichts an Charisma eingebüßt, sonder vielmehr eher noch gewonnen haben. Ihre toughe Energie und – besonders im Fall von Goldblums Ian Malcolm – schräge Eigenwilligkeit sind eine sehr willkommene Ergänzung zum „Jurassic World“-Heldenpaar Owen und Claire. Die erfüllen ihr Soll solide, erhalten aber erst im Verbund mit den alten Recken sowie mit Maisie und einigen weiteren Mitstreitern die nötige Kampfesstärke, um die bösen Pläne von Biosyn zu vereiteln. Ihnen stehen Widersacher gegenüber, bei denen sich die menschliche Hybris als durchgängiges Thema der Filmreihe mit einem frappierenden Eindruck von Überforderung mischt – selten haben Kinoschurken so überrascht, ja regelrecht beleidigt gewirkt, dass ihre Pläne partout nicht aufgehen wollen.
Dieser Dilettantismus in der bösen Tat scheint vom Drehbuch bewusst gesetzt zu sein, immerhin ist böswillige Inkompetenz dank Trump & Co. mittlerweile auch in der Weltpolitik ein bedenklicher Faktor. In anderer Hinsicht verrät das Szenario jedoch unübersehbar Schwächen: „Jurassic World: Ein neues Zeitalter“ ist auf Szenen hin angelegt, die ausgewählte Schauwerte aufgreifen und Action- und Spannungsaspekte des Films routiniert bis inspiriert bedienen. Die Zwischenräume können Trevorrow und Carmichael aber nur mit Schwierigkeiten füllen; fast immer, wenn ein neuer Handlungsort oder eine neue Situation aufgebaut werden, geht das mit eklatanten logischen Sprüngen einher. Biologische Fragestellungen, etwa wie wahrscheinlich es ist, dass Tiere aus der Urzeit sich ohne Weiteres in heutige Naturgegebenheiten integrieren und offenbar auch den Wechsel zwischen Klimazonen mühelos wegstecken, sollte man ohnehin besser ruhen lassen.
Kampf gegen das Artensterben
Zudem klammert das Drehbuch etwaige politische Reaktionen auf die Vorgänge konsequent aus, was angesichts einer globalen Heuschreckenbedrohung doch sehr befremdlich erschiene. Mehr denn je liegen Analyse des Problems wie dessen Beseitigung in den Händen einer kleinen Gruppe von Menschen, die mit erstaunlichen Nehmerqualitäten aus allen gefährlichen Situationen fast unbeschadet herausfinden. Das passt allerdings zur versöhnlichen Haltung des Films, die durchaus für diesen einnimmt; Kooperation als Handlungsideal ist schließlich ebenso eine zeitgemäße Vorgabe wie der Einsatz für gefährdete Tierarten.