- RegieLars Ostenfeld
- Dauer54 Minuten
- GenreDokumentarfilm
- Cast
- AltersfreigabeFSK 0
- TMDb Rating7/10 (11) Stimmen
Vorstellungen
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Filmkritik
Dem Eis auf der Erde geht es zunehmend schlecht. Das Ende der Alpengletscher scheint absehbar, doch die spielen für das Weltklima kaum eine Rolle. Anders sieht das mit den Entwicklungen an Nord- und Südpol aus. Oder auf Grönland, der weltgrößten Insel, die bis auf die Küstenlinien (noch) von einem rund 2000 Meter dicken Eispanzer bedeckt ist. Auch hier zeigen sich seit Jahrzehnten Phänomene, die Glaziologen und Klimaforschern zunehmend Sorgen bereiten. Über einen Zeitraum von vier Jahren hat der dänische Dokumentarfilmer Lars Ostenfeld drei Forscher in der unwirtlichen Landschaft Grönlands bei ihrer Arbeit begleitet. Den drei Wissenschaftlern ist die Überzeugung gemein, dass Satelliten- und Luftbilder letztlich so wenig über das Schmelzen des vermeintlich ewigen Eises verraten wie komplexe Computermodelle. Wer wirklich etwas darüber erfahren will, muss raus aufs oder noch besser ins Eis.
Zunächst begleitet der Film „Into the Ice“ Jason Box, der mit einem japanischen Kollegen zu Fuß über die Eisflächen zieht und Messungen vornimmt, bei denen er vor allem dem Phänomen nachspürt, dass auf der Insel zwar noch immer reichlich Schnee, aber zunehmend auch Regen fällt. Mal bringen die beiden Forscher neue Messgeräte ins Eis, mal müssen sie früher angebrachte mühselig ausgraben. Als Box endlich den Computerchip auslesen kann, der über einen langen Zeitraum all die Daten aufgezeichnet hat, hat er Freudentränen in den Augen. Das Gerät hat funktioniert. Ungemütlich wird die Situation für die beiden Forscher, als der Wetterbericht einen heftigen Sturm ankündigt und sie nachts eine Mauer aus Eisblöcken bauen müssen, um ihr Zelt zu schützen.
Die Eiskönigin, der Abenteurer
Gegen solche Risiken ist Dorte Dahl-Jensen weitgehend gefeit. Die 64-Jährige, unter Kollegen respektvoll „Die Eiskönigin“ genannt, leitet in Grönland eine Forschungsstation, in der sich fünfzig Wissenschaftler vor allem mit der Analyse von Eiskernen beschäftigen, die sie mit Bohrern aus einer Tiefe von mehr als tausend Metern holen. Anhand dieser Eisstangen lässt sich die Geschichte der Gletscher und damit auch die des Klimas über Jahrtausende detailliert verfolgen.
Alun Hubbard ist der Abenteurer unter den drei Glaziologen des Films. Ihn interessieren vor allem die sogenannten Gletschermühlen. Das sind spiralförmige, manchmal mehr als hundert Meter tiefe Löcher, in denen das in Bächen an der Oberfläche fließende Schmelzwasser plötzlich verschwindet. Zweimal lässt sich Hubbard im Laufe des Films in ein 180 Meter tiefes Loch hinab. Diese bizarre Kathedrale aus Eis sorgt nicht nur bei ihm und seinen Begleitern für Nervenkitzel, sondern auch für spektakuläre Bilder, von denen es ansonsten nicht allzu viele gibt. Denn die Landschaft Grönlands, wo das Eis bis zum Horizont reicht, kann man faszinierend finden, aber auf Dauer gibt sie filmisch nicht sonderlich viel her. Unter diesem Gesichtspunkt mutet es erstaunlich an, dass der Filmemacher seine drei Hauptprotagonisten und ihre Arbeit nicht in Parallelmontage, sondern nacheinander vorstellt und die wirklich eindrucksvollen Bilder somit dem letzten Drittel der Dokumentation vorbehalten bleiben.
Keine Angst mehr
Zusätzlich zu den Sequenzen der Natur gibt es immer wieder solche, die Forscher bei ihren Expeditionsvorbereitungen zeigen oder in denen sie ihre Sicht auf den Klimawandel erklären. Dazu gewährt Jason Box mal ein paar Einblicke mit Frau und Tochter und Alun Hubbard erklärt, dass er mit über 50 Jahren bei seinen Abenteuern keine Angst mehr um sein Leben habe, sich aber wahnsinnig auf Enkelkinder freue. Dazu erklärt der Regisseur, der hier als Ich-Erzähler fungiert und auch im Bild erscheint, mehrfach seine Angst, sobald es um das Hinabsteigen in die Gletschermühle geht.
Letztlich reiht sich der Film, der sich hie und da schlichter Animationen und einer dezenten Musikuntermalung bedient, in die Vielzahl von Produktionen der letzten Jahre ein, die sich der Ökologie im Allgemeinen und dem Klimawandel im Besonderen widmen. Dabei kommt er löblicherweise nicht dauerhaft als Mahnung mit erhobenem Zeigefinger, sondern überlässt es den Zuschauern weitgehend selbst, aus den Erkenntnissen der Wissenschaftler ihre Schlüsse zu ziehen. Nur im, in der deutschen Fassung von „Tote Hosen“-Sänger Campino gesprochenen Off-Kommentar, geht es bisweilen pathetisch zu: „Die Natur hat uns etwas zu sagen. Wir müssen nur zuhören.“