


Vorstellungen
Leider gibt es keine Kinos.
Filmkritik
Als Einführung nutzt der Film ein klassisches Sujet der derben US-amerikanischen Komödie: einen kombinierten Trink- und Geschicklichkeitswettbewerb. Vier College-Freundinnen stehen im Finale, das sie unter körperlich hartem Einsatz gewinnen. Sie wirken dabei so, als sei dieser Sieg der größte Moment in ihrem Studentenleben, was nicht nur ihre aktuellen Prioritäten, sondern auch ihre gemeinsame Geschichte offenbart: Sie kennen sich lange, sind eisenhart im Trinken, halten wie Pech und Schwefel zusammen und verfügen überdies über viel Humor. Zugleich ist diese Sequenz eine Rückblende, die den Unterschied zwischen damals und heute klärt. Seitdem sind zehn Jahre vergangen, in denen sich die Freundinnen weit von jeglichem Vergnügen entfernt haben. Längst sind sie in ihren Berufen aufgegangen, verheiratet oder politisch engagiert. Ihre einstige Nähe hat sich zum unverbindlichen Kontakt verflüchtigt, der Alkohol ist der Wichtigtuerei gewichen. Die vier Frauen verkörpern die Veränderungen, die das Erwachsenwerden mit sich bringt, damit der Film zeigen kann, was passiert, wenn sie einen Rückfall in ihre Jugend erleben. Fürs Genre der „Gross out“-Komödien ist der Film vergleichsweise wenig peinlich, was auch daran liegt, dass Regisseurin Lucia Aniello mit Moral recht sparsam umgeht. Die Viererbande fliegt nach Miami, um in einem Strandbungalow „Bachelorette“ zu feiern, ein weibliches Äquivalent zum Junggesellenabschied. Jess, die damalige Anführerin, will heiraten. Scarlett Johansson spielt sie als Karrieristin, die über ihrem Ehrgeiz alles andere vergisst; entsprechend bemitleidenswert ist ihr Bräutigam. Während die vier trinken, koksen und versuchen, Distanz zu wahren, taucht überraschend eine fünfte beste Freundin auf. Jess hat sie bei einem Auslandsjahr in Australien kennengelernt; seitdem liefert sie den US-Amerikanerinnen Anlass zur Eifersucht. Die Australierin wird von Kate McKinnon gespielt: die Idealbesetzung für eine Figur, die festgefügte Verhältnisse aufmischen soll. Sie schlingert durch den Film, stets bereit, auch den albernsten Gedanken sofort in die Tat umzusetzen; das versorgt die Geschichte mit einer gewissen Exotik. Als alle schließlich sturzbetrunken sind, erfährt die Party eine erhebliche Störung durch einen Stripper, der durch einem Unfall ums Leben kommt. Beim Versuch, die Leiche verschwinden zu lassen, lernen sich die Frauen neu kennen und schätzen, während sich der Film bis zum Rand mit einem Aktionismus füllt, der über die üblichen Sex- und Sauf-Späße hinausgeht. Die Komödie verweist damit auf die Notwendigkeit von Loyalität unter Freundinnen und stellt in Frage, ob Erwachsensein nicht auch ohne bitteren Ernst auskommen kann. Die Inszenierung setzt kaum auf Wortwitz; der künstliche australische Akzent von Kate McKinnon (in der Originalfassung) ist noch das Lustigste. Der Humor ist eher physisch: Körper knallen gegen Türrahmen, Menschen fallen ins Wasser oder fliegen durch Autodächer. Slapstick, Hysterie und Demi Moore in einer Nebenrolle reichen aber nur bedingt fürs Amüsement. Allerdings nimmt sich der Film selbst wenig ernst, und so feiert die Anarchie fröhliche Urstände, als sei der Plot erst während der Dreharbeiten erfunden worden. Im Finale bemüht sich die Regisseurin allerdings, jeden Handlungsstrang auch tatsächlich abzuschließen, während sie allen Beteiligten die alte Hollywood-Lektion erteilt: Jeder braucht mehr Liebe. Und einen guten Anwalt.