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Filmplakat von Für immer

Für immer

87 min | Dokumentarfilm | FSK 6
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Im Winter 1952 haben Eva und Dieter das erste Mal miteinander getanzt. Sie haben geheiratet, ein Haus gebaut, drei Kinder bekommen und sind gemeinsam alt geworden. Nun beginnen Evas Kräfte zu schwinden. Was bleibt von ihrem Leben als Paar? In ihrem warmherzigen Dokumentarfilm FÜR IMMER ergründet Grimme-Preisträgerin Pia Lenz eine jahrzehntelange Liebe und die Frage, was in einem Menschenleben wirklich zählt. Auf ihrer letzten gemeinsamen Etappe hat sie Eva und Dieter jahrelang mit der Kamera begleitet. Alte Fotos, Tagebücher und Liebesbriefe sind Zeugnisse großer Krisen, Zweifel, aber auch tiefer Verbundenheit. Eine Geschichte über das Abschiednehmen, die von der präzisen Beobachtung lebt. Und von der Poesie und Offenheit der Tagebucheinträge, denen Nina Hoss ihre Stimme leiht.

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Filmkritik

Ein Ehepaar jenseits der 80 fährt in einem Tretboot über einen See. Als sie Schwäne erblicken, sagt Dieter: „Das sind die Pärchen, die ewig zusammenbleiben.“ Die legendäre Treue der Schwäne setzt zu Beginn des einfühlsamen Dokumentarfilms von Pia Lenz ein deutliches Signal mit metaphorischer Kraft. Es geht um die starke Liebesbeziehung zwischen einem Mann und einer Frau, die alle Schwierigkeiten, Krisen und Schicksalsschläge überstanden hat. Aber dennoch nicht ewig währt.

Lenz hat den ehemaligen Architekten Dieter und die frühere Lehrerin Ewa 2018 über eine Anzeige kennengelernt. Nachdem die Eheleute aus dem Hamburger Stadtteil Harburg sich bereiterklärt hatten, bei der geplanten filmischen Langzeitbeobachtung mitzuwirken, begleitete sie die Filmemacherin über vier Jahre hinweg. Die Eheleute waren damals schon über 80 Jahre alt und standen absehbar vor der letzten Etappe ihres gemeinsamen Lebenswegs.

Aus einem langen Leben

Die Inszenierung nimmt sich viel Zeit für ihre Beobachtungen und gliedert die Episoden durch lange Einstellungen auf das Haus der Familie oder den Wald, der es umgibt. Sorgfältig ausgewählte englischsprachige Popsongs unterstreichen die harmonische Atmosphäre.

Oft sieht man die Ehegatten bei gemeinsamen Aktionen, am Küchentisch, beim Fernsehen oder auf dem Weg ins Theater, das Eva so sehr liebt. Die Kamera beobachtet den erstaunlich agilen Dieter beim Rollschuhfahren und Holzhacken, bei Reparaturen am Haus oder beim Hören von Blues- und Jazzplatten. Zu Beginn sieht man die zierliche Eva, wie sie Kindern an ihrer ehemaligen Schule aus ihrem Kriegstagebuch vorliest, das sie als Buch veröffentlicht hat. Doch sie ist erschöpft und fragt sich, ob sie eine solche Lesung im nächsten Jahr noch schafft.

Es ist ein frühes Menetekel, denn im Lauf der Dreharbeiten verschlimmert sich ihre Lungenkrankheit; Eva wird schwächer und gebrechlicher. Als sie einmal Gedichte über Abschiede liest und über die menschliche Sterblichkeit sinniert, sagt sie: „Es wäre viel schöner, wenn ich zuerst sterben könnte. Egoistisch ist das, das weiß ich. Weil der, der übrig bleibt, es schwerer hat.“

Ein Kuss besiegelte das Zusammensein

Kennengelernt haben sie sich in einer Tanzschule in Hannover. Damals war sie 16 Jahre alt, er 18. Im Dezember 1952 gab er ihr einen ersten Kuss, der ihr Zusammensein besiegelt. Die beiden heiraten fünf Jahre später und bekamen drei Töchter: Sunka, Jaike und Siska. Von Beginn an schreiben sie sich Briefe; später halten sie ihre Gedanken in einem gemeinsamen Buch fest. Eva schreibt seit 1949 Tagebuch.

Nach zwei Jahren Drehzeit vertraute Eva der Filmemacherin ihre Tagebücher und Briefe an, die weitreichende Einblicke in das Seelenleben der jungen Frau enthalten. Auszüge daraus liest die Schauspielerin Nina Hoss mit ruhiger Stimme aus dem Off vor. Diese Einschübe verleihen dem Film eine spannende zweite Erzählebene. Zumal Eva ihre Erlebnisse immer offenherzig, manchmal humorvoll und gelegentlich wütend kommentiert. Einmal hält sie fest: „Dieter, du maulfauler Stockfisch, du wortkarger Klotz, du Gefühlsurne. Es wird kommen der Tag, da bitte ich Dich und Deine Gefühle zur Kasse.“ Daneben illustrieren alte Schwarz-weiß- und Farbfotos und kurze Familienfilme jugendliche Verliebtheit, glückliche Urlaubstage, die Freude über den Nachwuchs, aber auch krisenhafte Phasen.

Denn es gab in dieser Paarbeziehung auch Höhen und Tiefen, Streit und Konflikte. Eva listet in ihrem Tagebuch einmal vier Ehekrisen auf. In einer Schlüsselszene, in der die Eheleute auf dem Sofa sitzen und direkt in die Kamera schauen, offenbaren sie ihre Enttäuschung, ja Verbitterung über ihre jeweiligen Seitensprünge in den 1970er-Jahren. Dennoch haben die beiden auch solche Rückschläge bewältigt.

Hingabe, Respekt und Demut

Als Eva immer hinfälliger wird, vollzieht sich im Haus ein frappierender Rollenwechsel. Dieter, der in jüngeren Jahren als vielbeschäftigter Professor jede Hausarbeit scheute, kocht nun plötzlich, wäscht Eva den Rücken, reicht ihr eine Decke beim Lagerfeuer hinter dem Haus. Ein letztes Mal fordert er sie am Silvesterabend zu einem behutsamen Tänzchen auf; mehr geht nicht mehr. Solche Bilder bezeugen auf unprätentiöse Weise, was Pia Lenz im Presseheft konstatiert: „Eva und Dieter haben bis zum Schluss eine glückliche Beziehung geführt: mit gegenseitigem Respekt, mit Interesse und Neugier, mit Nachsicht, Humor und Hingabe.“ Und mit einer bewundernswerten Demut. Sie ist es, die „Für immer“ zu einer anrührenden Ode an eine Liebe macht, die sich in guten wie in schlechten Zeiten als widerstandsfähig erweist.

Eine solche filmische Langzeitbeobachtung, die der Grundidee zufolge bis zum Tod eines der beiden Ehepartner fortgesetzt werden sollte, wäre ohne geduldige und einfallsreiche Produzenten nicht machbar gewesen. Für ihre Leistung wurden Hauke Wendler und Carsten Rau daher auch verdientermaßen beim Dok.Fest München 2023 mit dem „VFF Dokumentarfilm“-Produktionspreis ausgezeichnet.

Erschienen auf filmdienst.deFür immerVon: Reinhard Kleber (28.9.2024)
Vorsicht Spoiler-Alarm!Diese Filmkritik könnte Hinweise auf wichtige Handlungselemente enthalten.
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