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Filmkritik
Als Sandrine Leroy (Charlotte Gainsbourg) in ihrem Reisebüro zwei Kunden beraten will, fängt sie plötzlich zu weinen an. Ihr Chef zeigt Verständnis. Sie habe einen Burnout, verkündet er, und brauche eine Auszeit. Auch Sandrines Ehemann Christophe (José Garcia), der einen Autoverleih betreibt, ist nervlich am Ende. Er beschimpft eine Kundin und reagiert völlig unwirsch, als seine Frau ihm zuhause vorwirft, dass er nie seine Mailbox abhöre. Das bringt das Fass zum Überlaufen. Sandrine hat die Nase voll und will nach zwanzig gemeinsamen Jahren ihren Ehemann verlassen. Die Zustimmung ihrer Kinder im Teenager-Alter hat sie bereits eingeholt.
Der Einzige, der aus allen Wolken fällt, ist Christophe. Als er sich seinem geschiedenen Arbeitskollegen anvertraut, macht der ihm kaum Hoffnung auf eine glückliche Zukunft. Also entschließt sich Christophe, zu kämpfen und setzt alles auf eine Karte. Er möchte mit Sandrine und den Kindern drei Tage lang einen Ausflug an jene Orte machen, die für seine Beziehung zu Sandrine und die Familie wichtig waren. Wenn seine Gattin dann immer noch bei ihrer Entscheidung bleibt, will er sie ziehen lassen.
Auf eine Reise in die Vergangenheit
Prompt leiht er sich einen Van, und die Reise geht los. Zwar ist Sandrine von der Aktion nicht überzeugt, und auch die Kinder maulen, da sie lieber nach Italien gefahren wären. Doch Christophe ist voller Motivation und beginnt den Nostalgie-Trip mit einem Besuch in seiner ersten gemeinsamen Wohnung mit Sandrine. Dort löst er eine mittelschwere Überschwemmung aus, weil er an der Waschmaschine herumfummelt, hinter der er eine alte Liebesbotschaft an Sandrine vermutet. Ein Stein auf der Windschutzscheibe, den der jetzige Mieter auf das Familienvehikel wirft, lässt die vier schnell das Weite suchen.
Auch das Hotel entpuppt sich eher als Reinfall; es ist eine etwas weniger simple Version der Formule-1-Billighotelkette. Immerhin steht an einem Spielplatz noch die Parkbank, in die Christophe damals seinen Heiratsantrag ritzte. Alles in allem läuft die Reise aber nicht wie vom Familienvater geplant, und bald kochen die Emotionen mal beim einen, mal bei der anderen der vier Leroys über.
Die Komödie von Florent Bernard erzählt von einer französischen Durchschnittsfamilie, mit der sich viele identifizieren können. Die Leroys rangieren mit ihren beiden Kindern Bastien und Lorelei im französischen Mittel und haben für ihren Lebensstandard mit eigenem Häuschen hart gearbeitet. Doch im Laufe der Jahre haben sie sich zwischen Job und Kindererziehung auseinandergelebt. Während Christophe die wenig liebevolle Beziehung zu seiner Frau verdrängt, will sie die Situation nicht mehr akzeptieren. Die Ehe ist nicht mehr zu retten. Dennoch fühlt man mit Christophe und seinen verzweifelten Versuchen mit, seine Frau zurückzuerobern. Für ihn kommen an den nostalgischen Orten wahre Gefühle auf. Für sie ist es eher ein Abschied für immer.
Eine Tour der Missgeschicke
Schon zu Beginn des Films erfährt man in einer Rückblende durch einen altmodischen Anrufbeantworter, wie sich die beiden Anfang der 1990er-Jahre kennengelernt haben. Im Anschluss folgen Bilder der ersten Wohnung, dann des Hauses, für das sie einen Kredit aufnehmen, oder die Beerdigung des ersten Familienhaustiers im Beisein der noch kleinen Kinder. Im Jetzt ist der Nachwuchs fast aus dem Haus. Doch beide Kinder fühlen sich von ihren Eltern vernachlässigt, wenn es um schulische oder seelische Probleme geht. Bastien hat Liebeskummer und Lorelei täuscht Selbstverletzungen vor, um Aufmerksamkeit zu erheischen. Insofern erreicht der Kurztrip wenigstens eine Wiederannäherung zwischen Kindern und Eltern. Bei den Eheleuten sieht es weniger rosig aus.
Das Drehbuch ist reichlich vollgepackt und auch so angelegt, dass den Leroys auf ihrer Tour alle möglichen Missgeschicke und Abenteuer widerfahren. Doch die sind nicht so amüsant, wie es sich die Macher des Films wohl gedacht haben. Von der anarchischen, aber berührenden Atmosphäre eines Films wie „Little Miss Sunshine“ ist „Es liegt an dir, Chéri“ weit entfernt. Gags gipfeln oft in mäßig amüsanter derber Sprache oder der abrupten Beendigung peinlicher Situationen. Auch ein verbaler Schlagabtausch mit einem Karikaturisten, der in einer Prügelei endet, entfaltet wenig Komik.
Der Originaltitel „Nous, les Leroy“ spielt auf die US-Klamotte „Wir sind die Millers“ und deren Road-Movie- und Familienstruktur an. Doch während im US-Pendant trotz einiger überflüssiger Abstecher in den Fäkalhumor das Ensemble mit Verve vor sich hinblödelte und keine Überzeichnung scheute, findet die französische Komödie keine Balance zwischen gesellschaftlichen Fragestellungen, Humor, Gefühlen und Tempo. Zudem wird eine quasi genetische, schon Generationen übergreifende Fehlkommunikation zwischen Vätern und Söhnen in der Familie Leroy beschworen, der man mit Reden beikommen will.
Es muss ein Liebhaber sein!
Der Mangel an komischem Timing ist umso bedauerlicher, als dem Film mit José Garcia in der Rolle des Familienvaters ein begnadeter Komiker zur Verfügung steht, der hier aber sein Potenzial nicht entfalten kann. Charlotte Gainsbourg betont dagegen eher die tragischen Aspekte der verfahrenen Ehesituation und entwickelt nur eine moderate Chemie mit ihrem Filmpartner. Am meisten nehmen die Kinder ein, die ihrem Vater einiges an Reife voraushaben. Der ist felsenfest davon überzeugt, dass seine Frau einen Liebhaber hat, da er seine eigenen Fehler nicht sehen will. Sohn und Tochter dagegen steht das Leben noch bevor. Das Finale ist eher versöhnlich, aber realistisch, was durchaus akzeptabel ist.