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Filmkritik
Die deutsche Schauspielerin Karoline Herfurth macht seit 2016 auch als Regisseurin von sich reden. In ihren romantischen Komödien skizziert sie vor allem unterschiedliche weiblicher Lebensentwürfe, die zunächst scheitern, bevor sich eine Lösung anbahnt. Zuletzt befasste sich Herfurth in „Wunderschön“ (2020) mit Schönheitsidealen, die Druck auf die Protagonistinnen ausübten, und mit deren Versuchen, Familie, Beruf und Privatleben unter einen Hut zu bekommen. In „Einfach mal was Schönes“ wird dieser Lebensentwurf konkreter: Es geht um einen späten Kinderwunsch und die Absicht, dafür den passenden Mann zu finden. Ein Unterfangen voller Hindernisse.
Karla (Karoline Herfurth) ist 39 Jahre alt und moderiert beim Radio eine nächtliche Musiksendung, deren Zuhörerschaft sich in Grenzen hält. Zu Beginn des Films freut sie sich sichtlich über einen positiven Schwangerschaftstest. Im Gegensatz zu ihrem Lebensgefährten, der entsetzt das Weite sucht. Mit der Abtreibung hält sich der Film nicht lange auf, und das darf man angesichts des Folgenden irritierend finden. Denn Karla will weiterhin ein Kind, doch die verabredeten Blind Dates sind, der Unzulänglichkeit der Männer wegen, zum Scheitern verurteilt. Was bleibt, ist die Idee des Co-Parenting, also des Aufziehens des Kindes mit dem Erzeuger, der nicht zwangsläufig der Partner sein muss.
Keine Zeit mehr
Die szenische Abfolge von potentiellen Samenspendern endet via Befruchtungsspritze mit einem riesigen Spermafleck auf dem Revers eines Mannes, der vor so viel Verantwortung einen Rückzieher macht. Ausgerechnet jetzt lernt Karla den attraktiven Pfleger Ole kennen, der allerdings zehn Jahre jünger ist als sie und über Kinder noch nicht nachdenken will. Klara hat noch zwei Schwestern: Jule (Nora Tschirner), die wegen ihres Rufs als perfekte Hausfrau und Mutter ihre Umwelt mit Sarkasmus traktiert, und Johanna (Milena Tscharntke), die bald eine coole Fußballerin heiraten will und wegen der Hochzeitsvorbereitungen öfter Panikattacken bekommt. Nicht zu vergessen Marion (Ulrike Kriener), die Mutter der drei Schwestern, die seit der Trennung von ihrem Mann zur Flasche greift und sich in Karlas Leben drängt.
„Ich habe keine Zeit mehr, zu warten“, sagt Karla einmal. Die vielzitierte Torschlusspanik verbindet sich mit der Angst, nicht geliebt zu werden und der Befürchtung, Kind und Beziehung nicht vereinen zu können plus der Notwendigkeit, einer zu engen Mutterbindung zu entfliehen. Dieses Zuviel an Themen und Problemen belastet den Film.
Zugegeben: Herfurth traut sich was. Sie bürstet die Dinge gegen den Strich. Vor allem die lesbische Hochzeit ist mit all ihren Widrigkeiten, die die Erwartungen an eine romantische Eheschließung unterlaufen, das Highlight des Films. Die Inszenierung will dabei gezielt komisch sein, kann dieses Versprechen aber nicht einlösen, weil den Dialogen oftmals Esprit und Ironie fehlen. Es soll gezielt unterhaltsam sein und ein großes Publikum angesprochen werden, darauf weisen auch ein Gastauftritt von Clueso oder ein Kinobesuch von „Zwei stahlharte Profis“ hin. Doch im Bemühen, eine etwas andere romantische Komödie zu inszenieren, geht die Regisseurin öfters zu weit. Dass die Abtreibung zu Beginn überhaupt keinen Einfluss auf Karlas Gemütsverfassung hat, mag man nicht glauben; die blutige Fehlgeburt, die Jule auf einer Toilette erleidet, untergräbt die beabsichtigte Leichtigkeit des Films und ist schlicht unpassend.
Und die Männer?
Mit der plakativen Diversität – ein behinderter Bruder, ein schwarzer Nachbar, eine lesbische Schwester – kommen weitere gesellschaftlichen Diskurse hinzu, die der eigentlichen Thematik nichts hinzufügen. Und die Männer? Die spielen als verantwortungslose, lebensängstliche und konfliktscheue Stereotypen eine höchst unglückliche Rolle. Karoline Herfurth steht eindeutig auf Seiten ihrer weiblichen Figuren.