Kekse und Popcorn für ein großartiges Kinoerlebnis

Wir verwenden Cookies, um den Service, die Inhalte und das Erlebnis zu optimieren und teilen Nutzungsinformationen mit Partnern für soziale Medien, Werbung und Analyse. Mit dem Klicken auf "Alle akzeptieren" wird der Verwendung von Cookies zugestimmt. Eine Entscheidung gegen die Verwendung von Cookies kann dazu führen, dass einige Funktionen der Webseite möglicherweise nicht verfügbar sind.
Filmplakat von Echo

Echo

76 min | Drama | FSK 16
Szene %1 aus %Echo
Szene %2 aus %Echo
Szene %3 aus %Echo
In einer kargen Winterlandschaft brennt lichterloh ein altes Bauernhaus. Sein Besitzer hat es angezündet, weil neue Fertighäuser billiger kommen als eine Renovierung. Ein junges Mädchen versucht vergeblich, seinen Vater mit einem Klavierstück zu beeindrucken. Ein Junkie wird geduldig von zwei Sozialarbeiterinnen versorgt und mit einem Weihnachtsgeschenk bedacht. Ein Hund versteckt sich ängstlich vor dem Neujahrsfeuerwerk unter dem Sofa. Aus 56 solcher Minidramen und Alltagsszenen erschafft der Isländer Runár Rúnarsson ein ebenso intelligentes wie unterhaltsames Gesellschaftsporträt von atemberaubender visueller Schönheit. In jeder dieser meisterhaft durchkomponierten filmischen Vignetten wirft er einen mal sarkastischen, mal melancholischen, doch stets zutiefst humanen Blick auf unsere moderne Welt. Ein Weihnachtsfilm der etwas anderen Art, der noch lange nachwirkt.

Vorstellungen

Leider gibt es keine Kinos.

Filmkritik

Der König ist tot … oder doch nicht? Im Finale der Serie „Hawkeye“ sah es so aus, als würde Super-Gangster Wilson Fisk alias Kingpin (wie schon in „Daredevil“ charismatisch verkörpert von Vincent D’Onofrio), kaum nachdem er als Hintermann endlich in den Vordergrund getreten war, auch schon wieder eliminiert: Seine Ziehtochter und Frau fürs Grobe, Maya Lopez alias Echo (Alaqua Cox), wendete sich gegen ihn. Hawkeye selbst hatte der jungen Frau, die wie er selbst taub ist, die Augen darüber geöffnet, dass die Tötung ihres leiblichen Vaters William Lopez einst auf Betreiben ihres angeblichen Mentors Kingpin selbst geschehen war. Ein Schuss fiel – doch hat er dem Gangster-Koloss wirklich das Licht ausgeblasen? Und wie geht es nun mit Maya Lopez weiter, nachdem sie es gewagt hat, es auf eine offene Konfrontation mit dem mächtigsten Mann der Unterwelt und damit auch mit seinem weitverzweigten Netzwerk an Vasallen ankommen zu lassen?

Eine Heldin der Choctaw Nation

Die fünf Episoden der ersten Staffel von „Echo“ versprechen darauf eine Antwort. Fans, die hoffen, schnell mehr über den ikonischen Schurken zu erfahren, dürften indes enttäuscht sein: Zwar offenbart sich recht zügig, dass Kingpin tatsächlich überlebt hat; bis er aktiv wieder mitzumischen beginnt, muss man sich indes etwas gedulden. Und auch die Erwartung, dass sich die Serie etwas mehr als „Hawkeye“ Richtung „Daredevil“ bewegen könnte, erfüllt sich erstmal nicht, auch wenn der blinde Superheld in der ersten Folge einen schönen, knallhart-actionreichen Auftritt hinlegt. Stattdessen macht „Echo“ erstmal dem Titel alle Ehre und konzentriert sich ganz auf die weibliche Hauptfigur und das Ausloten ihrer Hintergründe. Zum Auftakt bekommt das Publikum eine Art Origin Story im Schnelldurchlauf serviert, die den Bogen von der Kindheit der Heldin bis in die Gegenwart schlägt und bei der es nicht zuletzt um Lopez’ Herkunft aus der Choctaw Nation in Oklahoma geht (in den Comics war sie ursprünglich eine Cheyenne). Und auch in den kommenden Folgen werden Lopez’ Familie und das Erbe ihrer indigenen Vorfahr:innen eine wichtige Rolle spielen.

Dramaturgisch festgemacht wird das daran, dass sich die Titelfigur nach ihrem Fall-out mit Kingpin „back to the roots“ begibt, in den Ort auf dem Gebiet der Choctaw, wo sie einst im Schoß ihres Volkes und ihrer Eltern aufwuchs. Mit dem Tod ihrer Mutter, für den ihre Großmutter Chula (Tantoo Cardinal) ihren in kriminelle Geschäfte verwickelten Vater William (Zahn McClarnon) verantwortlich gemacht hatte, hatte es einen Bruch in der Familie gegeben; der Vater war mit Maya nach New York gezogen. Mayas späte Heimkehr erfolgt nun mit etwas unklarer Agenda: Sie will untertauchen, zugleich aber auch den Kampf gegen Fisks Getreue aufnehmen; sie will ihre Verbindungen in der Heimat nutzen, zugleich aber auch Distanz zu einst geliebten Menschen, etwa zu ihrer Cousine Bonnie (Devery Jacobs), wahren. Und sie entdeckt eine neue, alte Kraft an sich, ohne so recht zu wissen, was sie damit anfangen soll – etwas Mysteriöses, was schon ihren Ahninnen besondere Stärke gab, regt sich auch in ihr.

Zwischen indigenen Wurzeln und kriminellen Verstrickungen

Unterzutauchen gelingt ihr nicht wirklich: Zu viele Leute bekommen schnell mit, wo Maya steckt. Und dazu gehören nicht nur ihr Onkel Henry (Chaske Spencer) und ihr Cousin Biscuits (Cody Lightning), deren Hilfe sie in Anspruch nimmt, sondern auch die gestrenge Großmama, vor der sie ihre Anwesenheit eigentlich geheim halten wollte. Und auch die New Yorker Gangster bekommen Wind von Mayas Aufenthalt. Emotionale Verwicklungen und handfeste Abenteuer und Auseinandersetzungen sind die Folge.

Wirklich packende Fahrt nehmen diese indes (zumindest in den vorab für die Presse verfügbaren drei Folgen) nicht auf: Man merkt „Echo“ an, dass sich das Marvel Cinematic Universe mittlerweile bis zu einem Punkt ausgedehnt hat, an dem es an den Rändern allzu stark zerfranst. Die Serie bedient durchaus routiniert die bewährte Mischung aus Action (die hier u.a. durch ein schönes Sounddesign aufgewertet wird, das mit der Behinderung der Heldin spielt), zwischenmenschlichen Reibungen und einer Portion Humor; deren Anziehungskraft hat sich mit dem allmählichen Ausscheiden der ersten „Avengers“-Garde jedoch langsam abgeschliffen, und die Newcomer-Held:innen tun sich schwer damit, sie zu beleben.

Von Schöpfungsmythen und Stockballspielen

Frischen Reiz soll vor allem der „Diversity“-Faktor bringen: „Echo“ setzt forciert auf die indigene Herkunft seiner Heldin, entwickelt dabei allerdings weniger Dynamik als etwa „Ms. Marvel“. Zwar gehört das Spiel mit Versatzstücken aus Mythologie und Kultur der Choctaw zu den interessantesten Aspekten der Serie – so spielt etwa schon in der Exposition der Schöpfungsmythos des Volks eine Rolle, später wird unter anderem auf die Geschichte der Lighthorsemen, der indigenen Polizeitruppe, und aufs indigene Stockball-Spiel zurückgegriffen. Solche Elemente werden jedoch vor allem mittels Rückblenden eingebunden, die Maya rückkoppeln an ihre Vorfahrinnen, und nicht wirklich flüssig in die gegenwärtige Handlung integriert. In dieser wiederum bleibt nur begrenzt Raum, um die aktuelle Lebenswelt der Choctaw Nation, die den Rahmen abgibt, wirklich plastisch auszumalen, sodass die Serie in beiden Aspekten etwas kurz springt: als Hommage auf die First Nations bleibt sie zu oberflächlich, als Gangster-Story tut sie sich schwer damit, zu einer straffen Spannungsdramaturgie zu finden.

Erschienen auf filmdienst.deEchoVon: Felicitas Kleiner (9.1.2024)
Vorsicht Spoiler-Alarm!Diese Filmkritik könnte Hinweise auf wichtige Handlungselemente enthalten.
Über Filmdienst.de Filmdienst.de, seit 1947 aktiv, bietet Filmkritiken, Hintergrundartikel und ein Filmlexikon zu neuen Kinofilmen aber auch Heimkino und Filmkultur. Ursprünglich eine Zeitschrift, ist es seit 2018 digital und wird von der Katholischen Filmkommission für Deutschland betrieben. filmdienst.de