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Filmplakat von Die purpurnen Flüsse

Die purpurnen Flüsse

106 min | Thriller, Krimi, Mystery | FSK 16
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Am gleichen Tag, 300 Kilometer voneinander entfernt, sehen sich zwei Polizisten mit zwei Verbrechen konfrontiert. Kommissar Pierre Niémans, ein erfahrener Mann und Held der Anti-Gang, besitzt einen untrüglichen Instinkt, versteckt jedoch schmerzhafte Ängste. Er begibt sich nach Guernon, einer Universitäts-Stadt in den Alpen, um einem grausamen Mord nachzugehen. Max Kerkérian, ein lebhafter ehemaliger Autodieb und Einzelgänger, hat sich wegen der Liebe zur Nacht und zur Gefahr der Polizei angeschlossen. Er bricht auf nach Sarzac, um eine Grabschändung zu untersuchen. Bei der Leiche handelt es sich um ein kleines Mädchen, das im Jahr 1982 verschwand. Bald begegnen sich die beiden Ermittler und weitere Mordfälle kommen hinzu. Die Wahrheit übertrifft die kühnsten Vorstellungen der beiden Polizisten und führt sie nach oben in die Berge, an die Türen des Todes und des Eises.

Vorstellungen

Meisengeige
Am Laufer Schlagturm 3
90403 Nürnberg
Odins Filmtheater
Am Arminiuspark
33175 Bad Lippspringe

Filmkritik

In der grandiosen Alpenlandschaft oberhalb von Grenoble, in der abgeschiedenen Provinzstadt Guernon, ist ein furchtbares Verbrechen geschehen. Auf einem abgelegenen Felsvorsprung wird die verstümmelte Leiche eines nackten Mannes gefunden, der in fötaler Haltung zusammengeschnürt ist. Die Natur hat von dem fast vertrockneten Kadaver bereits Besitz ergriffen. Ein Moment des Grauens in der ewigen Wiederkehr des Gleichen.

Eine verschlossene Eiswelt

Vom ersten Moment an zerstört Regisseur Matthieu Kassovitz die Illusion einer möglichen Bergidylle. Die Natur ist hier ein bösartiges Umfeld, und die Landschaft feindlich. In mehr als 3000 Meter Höhe, zwischen massiven Gletschern, liegen die Spuren des Verbrechens verborgen; eine verschlossene Eiswelt - unnahbar und geheimnisvoll wie die sportlich attraktive Gletscherforscherin Fanny Ferreira (Nadia Farès), die für die Ermittlungen zunehmend Bedeutung gewinnt. Der Tote war ein Eigenbrötler, der Bibliothekar der örtlichen Eliteuniversität. Der Rektor fürchtet einen Skandal, die lokalen Behörden aber fordern Hilfe aus der Hauptstadt an.

Kommissar Pierre Niémans (Jean Reno) wird abkommandiert, ein mürrischer Einzelgänger, der wegen eines Angriffs auf einen Fußball-Hooligan in Schwierigkeiten steckt. Am Tatort deutet alles auf einen geisteskranken Triebtäter hin, besonders als weitere Morde folgen, für die Niéman die Ursache in den dunklen Sälen der Universität vermutet.

Zur gleichen Zeit untersucht der junge Polizeileutnant Kerkérian (Vincent Cassel) in dem 300 km entfernten Dorf Sarzac eine nächtliche Friedhofsschändung und einen Einbruch in der Grundschule. Schnell wischt Kerkérian die These beiseite, dass es sich bei der Grabschändung um die Tat örtlicher Neonazis handeln könnte. Die Spur eines toten Kindes führt ihn nach Guernon, wo die beiden Fahnder aufeinanderstoßen.

Mit der Figur Kerkérians greift Kassovitz auf ein Element seines Debütfilms „Hass“ zurück - einen Polizeileutnant, der das Milieu der Vorstadtbanden bis ins Kleinste kennt, in der Provinz aber völlig unterfordert ist. Das Zusammentreffen der Polizisten ist virtuos inszeniert. Kerkérian hat einen sehr eigenwilligen Zugang zur Verbrechensbekämpfung und ergänzt und kontrastiert den wortkargen Einzelkämpfer Niéman.

Der Traum vom Übermenschen

„Die purpurnen Flüsse“ ist in einem elitären Mikrokosmos angesiedelt, einem Universitätscampus, der auf seine Exklusivität achtet. In einer Atmosphäre von Inzucht und akademischer Isolation wird genetische und eugenische Forschung betrieben. Hinter den „purpurnen Flüssen“ verbirgt sich der Wahn einer faschistoid orientierten Elite, die vom Übermenschen träumt. Eine komplexe verschachtelte Thematik, der der Film allerdings nicht gerecht wird. Die abgeschiedene Bergeinsamkeit, die verschlossene Elite und eine Serie grausamer Morde wären ideale Elemente für einen düster-romantischen Psychothriller, doch Kassovitz erweist sich lediglich als Meister momentaner Effekte - kurzfristige Stimmungen und Verfolgungsjagden; er lässt keine Atempausen zu.

Durch diese Ruhelosigkeit werden viele Möglichkeiten des Stoffs verschenkt. Der andauernde Adrenalinausstoß beeinträchtigt die unheimliche Atmosphäre und hindert daran, wirkliches Interesse für die Geschichte zu entwickeln. Die fiebrige Grundstimmung ist zwar schon im gleichnamigen Roman angelegt, doch viel stärker durch die Psychologie der Protagonisten motiviert. Kassovitz inszeniert den Film mit großartigen Landschaftsaufnahmen, doch der hektische Ablauf wirkt der Atmosphäre ebenso entgegen wie die unvermittelte Schlusspointe. „Die purpurnen Flüsse“ sind ein Thriller ohne Zwischentöne. Der Rhythmus und das Tempo, das in „Hass“ so wunderbar authentisch und rhythmisch brillant getimt war, dient hier nur als Basis für ein Feuerwerk der Effekte.

Erschienen auf filmdienst.deDie purpurnen FlüsseVon: Wolfgang M. Hamdorf (19.3.2025)
Vorsicht Spoiler-Alarm!Diese Filmkritik könnte Hinweise auf wichtige Handlungselemente enthalten.
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