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Filmkritik
Mit der 1999 gestarteten Kinderdetektiv-Serie „Die Pfefferkörner“ hat Das Erste einen Dauerbrenner mit mehr als 200 Folgen etabliert, bei dem inzwischen die elfte Generation der Kinderdarsteller aktiv ist. 2017 legten Regisseur Christian Theede und der Drehbuchautor Dirk Ahner mit „Die Pfefferkörner und der Fluch des schwarzen Königs“ eine erste Kinoadaption des Formats vor. Das gleiche Team meldet sich jetzt mit einer ähnlich strukturierten Kombination aus Kinderkrimi und Abenteuerfilm zurück, die die Jungdetektive allerdings nicht so plakativ heroisiert wie der erste Kinofilm.
In den Sommerferien besucht die 12-jährige Alice ihren Freund Tarun in Nordirland, wo dessen Mutter Jaswinder Singh als Biologin an einem Verfahren forscht, mit dem der Plastikmüll in den Ozeanen durch genetisch veränderte Mikroben reduziert werden soll. Wegen des ambitionierten Projekts bekommt sie jedoch Drohmails. Als wichtige Unterlagen aus ihrer Forschungsstation gestohlen werden, kehrt das Trio nach Hamburg zurück, wo die „Pfefferkörner“-Jungdetektive ihr Hauptquartier haben. Von ihrem Ozeanographischen Institut im Hamburg wird Jaswinder zu einem Forschungsschiff in Wesemünde an der Ostsee gerufen. Unter der Bedingung, dass die Kinder jegliche detektivische Aktivität unterlassen, dürfen Alice und Tarun mitfahren. Bei einem Bootsausflug vor der Küste entdeckt Jaswinder, dass der Recycling-Unternehmer Fleckmann offenbar illegal Müll im Meer entsorgt hat. Als sie ihn damit konfrontiert, bedroht Fleckmann sie.
Ein bisschen „James Bond für Kinder“
Als die Biologin wenig später spurlos von ihrem Forschungsschiff verschwindet, gewinnen Tarun und Alice die Geschwister Johnny und Clarissa aus dem Dorf als Helfer bei der Suche. Später stößt auch die Fischerstochter Hanna zu den Nachwuchsdetektiven. Bei ihren Recherchen stoßen sie darauf, dass Jaswinders Assistentin Patrizia offenbar etwas zu verbergen hat. Deswegen bitten sie Patrizias Kollegen Oliver um Hilfe.
Wie im Vorgängerfilm verknüpft Regisseur Theede temporeiche Verfolgungsjagden, überraschende Wendungen, hochdramatische Rettungsaktionen sowie eine Prise (Dialog-)Humor zu einem routinierten Mix aus Kinderkrimi, Road Movie und Abenteuerfilm. Attraktive Schauplätze von Nordirland über Hamburg bis zur Insel Rügen sorgen für Abwechslung und hohe Schauwerte. Die Filmschaffenden lehnen sich hier ans bewährte 007-Erzählmuster mit exotischen Drehorten an, was sich bis ins Marketing mit der Parole „James Bond für Kinder“ fortspinnt.
Auch diesmal setzen sich die jungen Protagonisten für den Naturschutz und die Rettung des Planeten ein. Wo im ersten Kinoabenteuer eine wertvolle Wasserquelle in den Südtiroler Bergen vor einem profitgierigen Konzern beschützt wurde, geht es diesmal gleich um die Rettung der Weltmeere. Unübersehbar folgen die Filmemacher hier dem Zeitgeist und greifen das Öko-Engagement der jungen Generation auf, wie es sich in der „Fridays for Future“-Bewegung manifestiert.
Parallelerzählungen sorgen für Spannung
Mit einem dicht geknüpften Plot und geschickt arrangierten Parallelerzählungen um die jungen Ermittler, die sich bei Recherchen oft in zwei oder drei Gruppen aufteilen, funktioniert der Film aber auch als packender Kinderkrimi. So bleibt es lange ungewiss, warum die Biologin entführt wurde und was die Recycling-Branche an dem Forschungsprojekt überhaupt interessiert. Damit die Story für kleinere Zuschauer nicht zu spannend wird, wechseln sich Verfolgungsjagden und Actioneinlagen häufig mit ruhigeren Rechercheszenen ab, in denen man auch wichtige Hintergründe zu den Figuren erfährt. So schämt sich Johnny für seine Leseschwäche und verschweigt sie so lange wie möglich. Hanna steht den Neuankömmlingen erst feindselig gegenüber, weil die wirtschaftliche Zukunft ihrer Familie durch die Ausweisung eines Meeresschutzgebietes bedroht ist.
Im Unterschied zum ersten Film spielen Fantasy-Elemente diesmal keine Rolle. Dafür bekommt der Krimiplot mehr Gewicht. Zum heimlichen Star avanciert das Nesthäkchen Clarissa; mit ihrer Computer-Kompetenz hilft sie dem „Pfefferkörner“-Team mehr als einmal aus der Klemme. Mit ihrer Schlagfertigkeit in den Dialogen beweist die Newcomerin Charlotte Martz eine bemerkenswerte Leinwandpräsenz und entwickelt sich zur stärksten Identifikationsfigur im durchweg spielfreudigen Kinderensemble.
Ein Bösewicht wie aus dem Bilderbuch
Dagegen wirken die meisten Erwachsenenfiguren wie so oft in deutschen Kinderfilmen stark typisiert oder holzschnittartig: Die tapfere Forscherin Jaswinder verschwindet schnell aus dem Film; die zu Hilfe gerufene Privatdetektivin Gertrud wird zur unbesiegbaren Powerfrau stilisiert, und der Unternehmer Fleckmann ist ein eindimensionaler Bösewicht wie aus dem Bilderbuch.