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Filmplakat von Der Glöckner von Notre Dame

Der Glöckner von Notre Dame

116 min | Drama, Musical, Trickfilm
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Aus seinem Glockenturm hoch über den Dächern von Paris verfolgt der Glöckner Quasimodo sehnsüchtig das Fest der Narren – die fröhlichste Party des Jahres. Obwohl es ihm verboten wurde, ermutigen ihn seine urkomischen Freunde, an dem Fest teilzunehmen. So wagt sich Quasimodo in das Getümmel und erlebt eine Welt, von der er bislang ausgeschlossen war. Nur die schöne, temperamentvolle Esmeralda begegnet ihm mit Toleranz und Freundschaft. Als er sie vor Verfolgern schützt, gerät Quasimodo in ein ergreifendes Abenteuer voller Action, Spaß und Überraschungen, die ihn schließlich zum Helden von Paris werden lassen.

Vorstellungen

Cineworld-Cineplex
Mainfrankenpark 21
97337 Dettelbach

Filmkritik

Hätte Victor Hugo sie nicht in seinem Roman verewigt, vielleicht gäbe es die Kathedrale Notre Dame de Paris heute gar nicht mehr. Dem Zeitgeschmack galten die gotischen Hinterlassenschaften wenig, und der umstrittene Romancier gehörte zu den ersten, die sich für den Erhalt architektonischer Denkmäler einsetzten. 200 Jahre hatte man an der Kathedrale gebaut, vier Jahre immerhin dauerte die Produktion dieses abendfüllenden Zeichentrickfilms. Auch diese Kunstform galt den Aktionären des Disney-Konzerns vor zwei Jahrzehnten als nicht erhaltenswert. Wäre nicht damals "Bernard und Bianca - Die Mäusepolizei" (fd 20 608) ein unerwarteter Erfolg geworden, man hätte die Animationsabteilung wohl eingestellt. Die Kathedrale und der Trickfilm - auf dem Reißbrett entworfen, minuziös geplant, erhebt sich in ihnen das Handwerk über die Natur. Disneys Zeichner führen wieder einmal in eine Kunstwelt, die jede Naturerfahrung an Erhabenheit überbieten möchte.

Übertreibung und Grobheit warfen Hugos Zeitgenossen der gotischen Architektur vor, und so läßt sich auch der Abgrund beschreiben, über dem die Disney-Künstler balancieren: so waren zuletzt einige der spektakulärsten Perspektiven von "Der König der Löwen" (fd 31 054) von Riefenstahls "Triumph des Willens" inspiriert. Quasimodos virtuose Luftsprünge über den Dächern von Paris aber vermitteln das reine, unbeschwerte Vergnügen an dem, was Animation im Idealfall sein kann: die Erfüllung der Utopie des Träumenden, schwerelos in seiner Unwirklichkeit umherzugleiten. So leichtfüßig wie sich einst Bambis Gefährte Klopfer über das Eis bewegte, turnt dieser Glöckner über der Stadt - ein Vergnügen, das weder Lon Chaney noch Charles Laughton oder Anthony Quinn vergönnt gewesen ist.

Die Abgründe sind anderer Art: die Süßlichkeit der Farben, die sich ebenso wie die Broadway-Opulenz der Lieder ihrer Gefälligkeit nur allzu sicher ist. Dies ist das eigentliche Problem der neueren Disney-Zeichentrickfilme: Auch wenn in jedem ein neues technisches Kunststück zu bestaunen ist, scheint jeder Fortschritt nur im "Mehr" zu liegen. Während Disney selbst das Erreichte stets hinterfragte und seinen Stil so stets erneuerte, beharren seine Nachfahren auf dem Zementieren des Erreichten. "So ein Song beendet vielleicht den zweiten Akt einer Broadway-Show, aber niemals einen meiner Filme", fuhr Disney einmal die Komponisten von "Mary Poppins" an. Dies beschreibt die Lieder dieses Films vollkommen. Aus allen Kehlen schmettert es, und wenn auch einmal Renaissance-Instrumente erklingen, so gleich in hundertfachem Aufmarsch. Orgelmusik und Madrigalchöre lassen das virtuelle Notre Dame vibrieren, aber keine Melodie ist dabei, die; man gern im Kopf behalten möchte.

Das einzige Asketische an diesem Film ist seine Geschichte. "Im Herzen von Victor Hugos komplexem Märchen", sagt Produzent Don Hahn stolz, "haben wir eine einfache und hinreißende Geschichte gefunden." Sie mußte sich irgendwo in den 1200.000 Worten des Romans versteckt haben: Um Quasimodo geht es, den buckligen Glöckner, der sich das bewegte Treiben auf dem Marktplatz nur aus der Vogelperspektive ansehen darf. Sein Herr, der mächtige Richter Frollo - nur noch das Kostüm erinnert entfernt an Hugos Geistlichen - hält ihn dort gefangen. Als sich der Bucklige dennoch unter das Volk mischt, ist es beinahe um ihn geschehen: Zum "König der Narren" gekrönt und an den Pranger gestellt, rettet ihn erst eine bildhübsche Zigeunerin vor dem Pöbel. Was Esmeraldas Schönheit anbelangt, sollte nicht unerwähnt bleiben, wieviel Mühe sie ihrem Animator machte: "Sie hat langes, dichtes Haar, einen Ohrring, der unentwegt herumwackelt, und außerdem mußte man ständig auf die Falten in ihrem Rock achten. Das war zeichnerisch eine große Herausforderung..." Reize, die auch den Gardekapitän Phoebus, der sie eigentlich verhaften sollte, nicht unbeeindruckt lassen. So rät er ihr, den Schutz der Kirche für sich zu reklamieren. Natürlich verliebt sich auch der arme Quasimodo unsterblich in Esmeralda, deren Herz indes für Phoebus schlägt. Nach einem Fluchtversuch wird sie vom ebenfalls eifersüchtigen Frollo auf den Scheiterhaufen geworfen. Rettung ist nur aus den stürmischen Turmhöhen zu erwarten.

Nun gelten Geschichten wenig im Animationsfilm; auf die liebevolle Ausschmückung kommt es weit mehr an. Auch wenn es, abgesehen von Esmeraldas Ziege, im ganzen Film keine Tiere gibt, braucht man nicht auf die charakteristischen Randfiguren zu verzichten: einige lebendige Steinskulpturen, die Laverne, Victor und Hugo heißen, stehen Quasimodo zur Seite - hatte es doch im Roman einen Hinweis darauf gegeben, daß der Glöckner die GargoyIe-Figuren gar für seine Geschwister hielt. Wie viel charmanter waren dagegen die belebten Hausgegenstände in "Die Schöne und das Biest" (fd 29 927), jenem Meisterstück des Regieduos Trousdale/Wise, das vor fünf Jahren die Wiedergeburt des großen Trickfilms einläutete. "Der Glöckner von Notre Dame" ist diesem Vorbild erkennbar verpflichtet, und bei aller Kritik ist er besser als alles, was seither im Studio entstand. Das Reich des Glöckners, dieses in solch beeindruckender Totalität heraufbeschworene Paris eines ganz und gar nicht finsteren Mittelalters, gehört zu den unvergeßlichen Kinowelten.

Die scheinbar unbegrenzten Facetten der verschiedenen Lichtwirkungen relativieren die Penetranz der Farben und sorgen mitunter für grandiose Momente: Dann jongliert Quasimodo tatsächlich zwischen den schier unendlichen Wolken-Ebenen seines Himmels über Paris, dann thront er wirklich über dem brodelnden Fegefeuer wie jener tragische Engel, den Hugo einst beschwor.

Erschienen auf filmdienst.deDer Glöckner von Notre DameVon: Daniel Kothenschulte (7.1.2025)
Vorsicht Spoiler-Alarm!Diese Filmkritik könnte Hinweise auf wichtige Handlungselemente enthalten.
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