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Filmplakat von Das Glücksrad

Das Glücksrad

121 min | Drama, Lovestory | FSK 12
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Eine unerwartete Dreiecksbeziehung, eine gescheiterte Verführungsfalle und eine Begegnung, die aus einem Missverständnis resultiert, sind die drei Episoden, die in drei Akten erzählt werden, um drei weibliche Figuren darzustellen und die Wege zwischen ihren Entscheidungen und ihrem Bedauern nachzuzeichnen.

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Filmkritik

„Magie (oder etwas weniger Verlässliches)“, heißt die erste der drei anrührend- filigranen Episoden von „Wheel of Fortune and Fantasy“. Der etwas verdrehte, sich in verschiedene Möglichkeiten verzweigende Filmtitel ist für die Erzählweise des japanischen Filmemachers Ryusuke Hamaguchi bezeichnend. Die Bilder seiner Filme mögen klar und aufgeräumt sein, sauber und frisch, doch stets verbergen sich in seinen Geschichten mehrere Twists.

Nach oben, nach unten

Schon in den Vorgängerwerken „Happy Hour“ (2015) und „Asako I&II“ (2018) verknüpften sich die Beziehungen und Emotionen der weiblichen Figuren zu einem komplexen Gewebe, das durch Spiegelungen und Vervielfachungen weiter verdichtet wurde. In „Wheel of Fortune and Fantasy“ kommt einer Rolltreppe fast schon programmatische Bedeutung zu. Genauer gesagt sind es zwei Rolltreppen, die nebeneinander in die gegenläufige Richtung verlaufen. Im dritten Teil des Films begegnen sich auf diesem „Rad“ zwei Frauen, ehemalige Geliebte, die sich seit zwanzig Jahren nicht mehr gesehen haben. Die eine fährt nach oben, die andere nach unten. Nach einem intensiven Blickkontakt machen beide kehrt, um sich erneut in entgegengesetzter Richtung zu begegnen, bis eine von ihnen stehen bleibt und sie sich endlich gegenüberstehen.

Nachdem die beiden Frauen einige Zeit im Haus der einen verbracht haben, müssen sie jedoch feststellen, dass die andere gar nicht die ist, die sie in ihr erkannt haben wollen. Doch anstatt sich in das Gefühl der Ernüchterung fallen zu lassen und dem Missverständnis Raum zu geben, spielen sie am Ende für die andere die Rolle der herbeigesehnten Person – einschließlich ihrer erneuten Begegnung auf der Fahrtreppe. So können sie sich Dinge sagen, die sie in der Vergangenheit auszusprechen versäumt haben. Es ist ein performatives Ritual, das beide gleichermaßen berührt und tröstet.

Im Karussell des Zufalls

Die Akteurinnen sind verschiedene Frauenfiguren mit teils sehr widersprüchlichen Sehnsüchten und Begehren. Ihr Handeln ist in jeder Episode völlig unvorhersehbar und entscheidet sich immer erst im Zusammenwirken mit ihrem Gegenüber. In der ersten Geschichte erzählt eine Frau namens Tsugumi auf einer langen Taxifahrt der jüngeren Meiko von der magischen Begegnung mit einem angehenden Lover. Dieser stellt sich jedoch ausgerechnet als Meikos Ex-Freund heraus, der noch immer nicht über die Trennung von ihr hinweg ist. Bei Meikos überraschendem Besuch im Büro des Mannes umkreist sich das ehemalige Paar wie in einem leicht verkehrten Magnetfeld. Es gibt Momente von Anziehung und Abstoßung; ein Wort, ein Bekenntnis, eine Frage löst eine Reaktion aus, die wiederum den Verlauf des weiteren Geschehens beeinflusst. Keine der Figuren scheint sich über ihre Gefühle ganz im Klaren zu sein, erst im interaktiven „Karussell“ finden sie zu ihren scheinbar zufälligen Entscheidungen. Zurück bleibt ein Zweifel an ihrer Richtigkeit.

Hamaguchis Verständnis von Identität als einem nicht immer einfach zu lebenden Gemisch verschiedener Persönlichkeitsanteile wird in der zweiten, „Offene Tür“ überschriebenen Episode besonders sichtbar. Eine verheiratete, eher unbeliebte Studentin wird von ihrem viel jüngeren Liebhaber zu einer Intrige überredet. Sie soll einen Professor, der den Mann unlängst tief beschämt hat, verführen und dadurch kompromittieren. Nao sucht den introvertierten Mann, der gerade mit einem renommierten Literaturpreis ausgezeichnet wurde, im Büro der Universität auf. Unter dem Vorwand, über sein Buch sprechen zu wollen, liest sie ihm eine detailreich geschilderte pornografische Passage daraus vor. Doch was als „Honigfalle“ geplant war, entwickelt eine unvorhergesehene Dynamik, bei der Selbstbekenntnis, Verwundbarkeit, erotische wie emotionale Nähe und ein gegenseitiges Sich-Erkennen auf merkwürdige Weise zusammenwirken.

Die letzte Episode „Noch einmal“ hat eine leichte Science-Fiction-Tendenz. Nachdem ein Computervirus alle Informationen öffentlich gemacht hat, ist die ganze Welt offline gegangen und kommuniziert fortan wieder mit althergebrachten Technologien wie Post und Telegrammdiensten. Auch wenn diese Prämisse für die Verwechslungsgeschichte keine wirkliche Rolle spielt, steht sie doch für Hamaguchis Wendigkeit, für seine bei aller Struktur und Rahmung immer wieder ausschweifende Form des Erzählens.

Zusammengehalten werden die drei voneinander unabhängigen Geschichten von Robert Schumanns Klavierstück „Von fremden Ländern und Menschen“ aus dem „Kinderszenen“-Opus. Ähnlich wie diese Komposition ist auch „Wheel of Fortune and Fantasy“ eine poetische Miniatur, einfach und kompliziert, luftig und voller Tiefe.

Erschienen auf filmdienst.deDas GlücksradVon: Esther Buss (7.1.2023)
Vorsicht Spoiler-Alarm!Diese Filmkritik könnte Hinweise auf wichtige Handlungselemente enthalten.
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