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Filmplakat von Dancing Queen

Dancing Queen

92 min | Drama, Familie | FSK 6
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Für die schüchterne Teenagerin Mina (Liv Elvira Kippersund Larsson) beginnt ein neues Schuljahr, und sie möchte unbedingt dazugehören – vor allem möchte sie E. D. Win (Viljar Knutsen Bjaadal) beeindrucken, den gleichaltrigen Hip-Hop-Tänzer, dessen Instagram-Fanclub weitaus größer ist als sein Einfühlungsvermögen. Trotz ihrer Befangenheit und der Tatsache, dass sie nicht tanzen kann, ringt Mina sich zur Teilnahme an einem Tanzwettbewerb durch. Vom unangenehmen ersten Vortanzen bis zum großen Auftritt verabschiedet sie sich von Selbstzweifeln und problematischen Körperbildern.

Vorstellungen

Kommunales Kino Pforzheim
Kommunales Kino Pforzheim
Schloßberg 20
75175 Pforzheim
Kinoptikum Programmkino
Nahensteig 189
84028 Landshut, Isar

Filmkritik

Tanzen setzt ungeahnte Energien frei. Das ist eine Binsenweisheit. Bei der Klassenbesten Mina (Liv Elvira Kippersund Larsson), einem pummeligen, ungelenken Mädchen, reicht als Motivation fürs Tanzen allerdings ein einziger Blick. Es ist der auf einen schönen Jungen, der neu an ihrer Schule und ein berühmter Junior-Breakdancer ist. Er heißt Edwin (Viljar Knutsen Bjaadal) und hat es als E.D. Win in sozialen Medien bereits zu einigem Ruhm gebracht. Als an Minas Schule für die Teilnahme an einem Tanzwettbewerb geworben wird, wagt die bislang eher als Nerd aufgefallene Schülerin die Qualifikation – und wird zur Überraschung aller angenommen.

Bisher interessierte sich Mina vor allem fürs Lernen. Mit ihrem besten Freund Markus (Sturla Harbitz), der sich vor allem in Naturwissenschaften auskennt, radelt sie täglich gemeinsam zur Schule. Mina und Markus kommunizieren mit einem selbstgebastelten Walkie-Talkie und interagieren auf eine noch sehr kindliche, unschuldige Weise miteinander.

Tanz als Lebenseinstellung

Das ändert sich jedoch, als E.D. in Minas Leben tritt. Seinetwegen lässt Mina ihren besten Freund links liegen und setzt alles daran, eine gute Tänzerin zu werden. Allerdings schwärmen auch andere Mädchen für E.D., die ebenfalls an der Tanz-Challenge teilnehmen und in der Regel hübscher und sportlicher sind als Mina. Deshalb lässt sie sich von ihrer lebensfrohen Großmutter, die früher selbst Tänzerin war, in das Einmaleins des Tanzes einführen. Auf dem Dachboden der Scheune weist die Oma ihre Enkelin an und bringt ihr bei, dass Tanzen eine Lebenseinstellung sei.

E.D., mit dem Mina wider Erwarten ein Tanzduo bildet, gibt sich nach anfänglichem Protest eher freundlich. Um ihm zu gefallen, vernachlässigt Mina nicht nur die Schule, sondern legt sich auch einen neuen Look zu und isst weniger, weil E.D. ihr zu verstehen gibt, dass sie zu dick sei. Während Minas Oma als heimliche Komplizin fungiert, fallen die Eltern aus allen Wolken, als sie herausfinden, womit die einst so strebsame Mina nun ihre Zeit verbringt.

Ein Schwan der Herzen

Mit dem Abba-Song „Dancing Queen“ hat dieser Film für Kinder und Jugendliche nur gemein, dass er skandinavischer Herkunft ist. Er spielt in der norwegischen Provinz, wo man ohnehin nicht viel unternehmen kann und Tanzen somit als etwas Besonderes erscheint. Im Titel des Films von Regisseurin Aurora Gossé schwingt eine sanfte Ironie mit, weil im Zentrum ein Mädchen steht, das keine Prinzessin und auch keine tolle Tänzerin ist. Im Laufe des Films entwickelt sich das Entlein freilich zum Schwan der Herzen. Die Bewegungen der eher schwerfüßigen Elevin auf der Tanzfläche rühren eher, als dass sie begeisterten. Minas filigranere, athletischere Mittänzer:innen entsprechen eher dem Bild von klassischen Athlet:innen. Doch am Ende kommt es darauf an, dass man sich etwas traut, dass man zu sich selbst steht und sich und seine Fähigkeiten realistisch einschätzen kann.

Auf diese Weise symbolisiert Mina in Zeiten voller Selbstdarsteller und -optimierer ein alternatives Vorbild, stellvertretend für viele Jugendliche, die nicht den gängigen Schönheitsnormen entsprechen, dafür aber mit viel Herz bei der Sache sind.

Die Brüche der Pubertät

Allerdings sind solche Geschichten alles andere als neu, und auch in „Dancing Queen“ entpuppen sich die dramaturgischen Bögen als recht schematisch. Auch verlieren sich die Figuren in allzu vielen Klischees. Während die allmähliche Entfremdung von Mina und Markus altersbedingt ist, erscheinen die Brüche innerhalb der Familie ziemlich konstruiert. Minas Mutter hegt nach vielen Jahrzehnten immer noch einen Groll gegen ihre eigene Mutter, weil diese sie in ihrer Kindheit zum Tanzen gezwungen hat. Doch anstatt diesen Vorwurf narrativ zu vertiefen, erscheint die Mutter lediglich als schlecht gelaunte Frau mit wenig Lebensfreude, die ihre hedonistische Mutter verbal hart angeht und des Hauses verweist.

Die Rivalitäten zwischen den Teenagern fängt der Film realistisch ein. Allerdings greift es doch etwas kurz, attraktive Schüler:innen fast ausschließlich als herzlos darzustellen. Außerdem gibt es auch beim Tanz Qualitätsanforderungen; die Kritik an Minas Stil ist teilweise durchaus angebracht und nicht nur Zeichen von mangelnder Empathie. Dass Mina eine Liebesenttäuschung erlebt und einen guten Freund wiederfindet, gehört zu den zwar erwartbaren, aber nachvollziehbaren Entwicklungen des Films.

Was bleibt, ist eine anrührende Hauptfigur, die an den Erwartungen von anderen fast zerbricht, aber schließlich mit Engagement, Hartnäckigkeit und etwas tapsigem Charme ihren Weg geht.

Erschienen auf filmdienst.deDancing QueenVon: Kira Taszman (11.11.2024)
Vorsicht Spoiler-Alarm!Diese Filmkritik könnte Hinweise auf wichtige Handlungselemente enthalten.
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