Filmplakat von Cat Daddies - Freunde für sieben Leben

Cat Daddies - Freunde für sieben Leben

89 min | Dokumentarfilm | FSK 0
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David Giovanni lebt auf den Straßen von New York und ist fest entschlossen, mit seiner geliebten Katze Lucky zusammenzubleiben. Doch als er endlich einen Platz in einer Übergangseinrichtung erhält, die auch Katzen aufnimmt, stellt eine verheerende medizinische Diagnose seine gemeinsame Zukunft mit Lucky in Frage. Mit Hilfe seines Freundes Chris, einem Polizisten, der ebenfalls ein großer Katzenfan ist, stellt sich David der Herausforderung. Davids bewegende Reise ist nur eine von neun Geschichten über „Katzen-Papas", deren Leben dank ihrer kleinen pelzigen Freunde eine positive Wendung nimmt!

Filmkritik

Was wären die Menschen nur ohne ihre (Klischee-)Vorstellungen voneinander: dass Frauen nicht einparken können und Männer nicht Multitasking-fähig sind, dafür aber ständig nur Sex im Kopf haben. Zu solchen Annahmen zählt auch, dass Frauen, die weder einen Mann noch Kinder haben, dies durch Katzen kompensieren und im Zweifelsfall als „Crazy Cat Lady“ enden. Obwohl das alles Unsinn ist, halten sich solche Klischees erstaunlich hartnäckig. Das Vorurteil, dass Katzen „Frauen-Haustiere“ sind, begegnet einem in jeder zweiten Katzenfutter-Werbung. Es ist also dringend nötig, hier endlich für mehr Gender-Gerechtigkeit zu sorgen. Genau das tut der Dokumentarfilm „Cat Daddies“.

Was Katzen mit Männern machen

Männern und Katzen also. Können die Kerle das eigentlich? Dazu braucht es doch Empathie! Ein Software-Entwickler wie Jeff ist doch vermeintlich ein Nerd, der nur am Computer hängt. Ein Bauarbeiter wie David, ein Stuntman wie Ryan oder der Polizist Chris sind doch grobe Klötze. Und Feuerwehrmänner wie Jordan und Carson haben doch viel eher Schäferhunde. Aber nein, alle diese Protagonisten des Dokumentarfilms „Cat Daddies“ teilen ihren Alltag mit den vielgeliebten Stubentigern.

Was machen Katzen mit Männern? Verwandeln sie Chauvis vielleicht sogar in bessere Menschen? Wer je einer Katze tief in die Augen geschaut hat – oder erlebt hat, dass Katzen es zulassen, dass man ihnen tief in die Augen schaut – weiß um den tiefen, berührenden Moment, der beiderseitiges Vertrauen voraussetzt.

Die Filmemacherin Mye Hoang arbeitet in „Cat Daddies“ genau dieses besondere Verhältnis zwischen Katzen und Männer heraus. „Ursprünglich hatte ich einen lustigen Dokumentarfilm geplant, der die moderne Männlichkeit anhand der Katzenliebe und einer neuen, weicheren Art von Männern erforscht“, berichtet die Regisseurin in einem Interview. Doch dann kam die Pandemie, und alles nahm eine andere Richtung. Aus „Cat Daddies“ sollte nun ein „kollektives Porträt“ wie auch eine „Zeitkapsel“ werden, „die ein schwieriges Jahr [2020] dokumentiert, in dem die Menschen verzweifelt Hoffnung, Erleichterung und Gesellschaft brauchten“.

Katzenvideos & der Ernst des Lebens

Letztendlich ist der Film eine Mischung aus von beidem geworden. Denn auch „Cat Daddies“ stellt genüsslich die Niedlichkeit der tierischen Protagonisten aus, die dafür sorgt, dass Katzenvideos in den Sozialen Medien ein Dauerbrenner sind. Es ist ja auch nur zu verständlich, dass eine Katzen-Schönheit wie Princess mit ihren zweifarbigen Augen auf der Schulter des Influencers Nathan Kehn die Herzen der Betrachter berührt. Der Schauspieler hat gleich vier Katzen und ist derart stolz auf sie, dass er über all seinen Instagram-Posts mit den Tieren fast vergisst, womit er seine Brötchen verdient. So ein „Katzen-Profil“ ist nicht immer von Vorteil, wenn es um die Akquise neuer Jobs geht, kommentiert Kehn nachdenklich.

Auch wenn der vollbärtige Software-Entwicklers Jeff Judkins mit seiner Katze Zulu, vertäut am Rucksack, die Berge erkundet, zücken nicht nur zufällig Vorbeiwandernde ihre Smartphones. Ist doch zu putzig, das Ganze!

Darüber hinaus wird es in „Cat Daddies“ aber auch schnell anrührender und ernster. Dass David Giovanni auf der Straße lebt, war nicht immer so. Dann aber hat er Lucky aus dem Müll geklaubt. „Lucky“ heißt die Katze, weil sie nicht gestorben ist, obwohl es ihr so dreckig ging. Aber auch, weil der kleine Racker David neuen Mut und Überlebenswillen gegeben hat.

Es sind bewegende Momente, wenn David über sich und den Kater erzählt und man beiden dabei zusieht. Wenn man dann noch hört, wie das Covid-Virus ihr Schicksal zusätzlich erschwert hat und David überdies an Krebs erkrankt ist, könnte man heulen. Zum Glück gibt es den Polizisten Chris Alese, der sich ihrer ein wenig annimmt. Chris konnte eigentlich nie etwas mit Katzen anfangen – inzwischen hat er auch eine, die er Pez getauft hat.

Porträt mit episodischen Facetten

„Cat Daddies – Freunde für sieben Leben“ porträtiert auf verschlungenen Wegen Herrchen mit ihren Katzen, in losen Episoden, die dann doch immer mal wieder etwas miteinander zu tun haben. So wie Chris und David. Oder Jordan und Carson, die beiden bulligen Feuerwehrmänner, die abwechselnd Flame herzen, die Feuerwehrkatze, die der Wache zugelaufen ist. Tiere sind auf der Feuerwache eigentlich nicht erlaubt, doch Flame war da ganz anderer Meinung. Auf diese Weise werden es immer mehr Menschen in diesem Film, denn Katzenliebe verbindet. Jeff hat noch seine Mitbewohnerin Erin, und die hat die Katze Mr. Fitzsby. Und auch Ryan trainiert nicht nur seine Muskeln, sondern hat auch eine Lebensgefährtin. Es sind mindesten zwölf Männer (und Frauen) und mindestens 16 Kater und Katzen, um die es in „Cat Daddies“ geht. Man verliert ein wenig den Überblick, weil der Film es ebenfalls auch tut.

Aber es ist auch nicht ganz einfach, das Geheimnis von Katzen und ihren Menschen-Männern auf den Punkt zu bringen; die Beziehungen sind so vielgestaltig, wie jede Katzen- und Menschenpersönlichkeit einzigartig ist. Über den schieren Unterhaltungswert hinaus hält „Cat Daddies“ deshalb auch nicht allzu viel an Erkenntnisgewinn bereit. Klar ist nur: Die Katze suchen ihre Männer aus und nicht umgekehrt! Selbst Menschen wie Carson und Chris, die lange nichts mit den flauschigen Kratzbürsten am Hut hatten, können so plötzlich zu Katzenknuddlern werden – wenn die Katzen das wollen! Ansonsten gilt, dass man endlich aufhören sollte, in Klischees zu denken – auch wenn es der Film bisweilen dennoch tut.

Erschienen auf filmdienst.deCat Daddies - Freunde für sieben LebenVon: Jörg Gerle (28.1.2024)
Vorsicht Spoiler-Alarm!Diese Filmkritik könnte Hinweise auf wichtige Handlungselemente enthalten.
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